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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie
Autoren: Carter Brown
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und
trostlos, nachdem sie gegangen war. Ich konnte es in dieser Einsamkeit nicht
aushalten und suchte Zuflucht in der nächsten Bar. Als ich einige Drinks
hinuntergespült hatte, erleuchtete mich plötzlich einer meiner genialen
Geistesblitze. Ich marschierte zurück ins Büro und machte einen Anruf. Dann
überlegte ich mir, weise, wie ich nun einmal bin, daß der Sinn des Lebens doch
eigentlich nicht allein darin besteht, Geld zu scheffeln. Ich fand es an der
Zeit, auch einmal an andere zu denken, anderen eine kleine Freude zu bereiten.
Ich machte mich also auf den Weg zu Bonwit Teller,
einem der besten Bekleidungsgeschäfte in der Stadt.
    Gegen acht Uhr abends stand ich
vor ihrer Tür und klingelte. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Mit einem
schwachen, zaghaften Lächeln im Gesicht stand sie vor mir. Ihre veilchenblauen
Augen schienen übergroß hinter der schwarzgeränderten Brille, das Haar war im
Nacken zu einem strengen Knoten geschlungen. Sie trug ein seidenes Kostüm, das
unverkennbar teuer gewesen war, aber keinen Schick besaß.
    »Bitte kommen Sie herein, Mr.
Boyd .«
    Ich schritt an ihr vorbei ins
Wohnzimmer und lud meine Pakete auf dem nächsten Sessel ab. Nur die Tüte mit
dem Champagner behielt ich. Sie folgte mir und blieb mit gefalteten Händen vor
mir stehen, als wollte sie ein Gedicht aufsagen.
    »Ich habe mich noch gar nicht
bei Ihnen bedankt. Sie haben soviel für mich getan, Mr. Boyd«, sagte sie leise.
    »Danny«, korrigierte ich.
    »Danny.« Ihre großen blauen
Augen zwinkerten. »Ich habe die ganze Nacht wachgelegen und darüber nachgedacht,
wie es wohl ist, den Rest des Lebens im Gefängnis zu verbringen. Als Sie dann
am nächsten Tag anriefen und sagten, Maxine hätte mir zwar gekündigt, aber...«
    »Schwamm drüber« , , unterbrach ich. »Haben Sie Champagnergläser ?«
    »Nein«, stammelte sie. »Tut mir
leid .«
    »Dann nehmen wir eben
Wassergläser«, beschwichtigte ich.
    Sie verschwand in der Küche.
Als sie zurückkam, hatte ich die Flasche schon geöffnet. Ich füllte beide
Gläser und reichte ihr eines.
    »Danke .« Sie blickte das Glas nervös an, als hätte sie Angst, es könnte ihr gefährlich
werden.
    »Auf Ihre neue Stellung«, sagte
ich.
    »Neue Stellung?« Sie starrte
mich offenen Mundes an. »Ich habe keine neue Stellung, Mr. Boyd .«
    »Danny!« »
    »Danny!« Sie schluckte. »Und es
wird nicht leicht werden. Fünf Jahre habe ich für Maxine Lord gearbeitet, und
jetzt kann ich sie nicht einmal als Referenz angeben .«
    »Auf Ihre neue Stellung als
meine Sekretärin«, ergänzte ich.
    »Ihre...« Sie schluckte wieder.
»Soll das ein Scherz sein ?«
    »Nein«, versetzte ich leicht
gereizt. »Ich brauche eine neue Sekretärin, und Sie sind die richtige für mich.
Ich bin bereit, Ihnen genausoviel zu zahlen wie
Maxine .«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen
soll .« Ein warmer Schimmer stand in ihren Augen. »Sie
sind so gut zu mir .«
    »Von Güte kann keine Rede sein«,
fuhr ich dazwischen. »Ich brauche eine gute Sekretärin. Nur an Ihrer
Erscheinung werden wir einiges ändern müssen. Na, trinken wir erst einmal .« Ich hob mein Glas. »Auf eine lange, freundschaftliche
Zusammenarbeit.« Sie trank einen Schluck Champagner und nieste.
    »Daran werden Sie sich gewöhnen
müssen — ich meine, an Champagner«, sagte ich leichthin. »Je mehr Sie trinken,
desto einfacher wird es .«
    Sie trank gehorsam ihr Glas
leer, und ich füllte es bereitwilligst wieder auf.
    »Ihre neue Erscheinung«, erklärte
ich, »wird eine Synthese Ihrer besten Seiten sein. Intelligenz und Tüchtigkeit
gepaart mit Sex-Appeal und Schick .«
    »Klingt herrlich .« Sie mußte ihr zweites Glas Champagner austrinken, um den
Gedanken zu verdauen. Ich füllte nach.
    »Das Grundmaterial ist da«,
sagte ich lächelnd. »Es muß nur entwickelt werden .«
    »Wirklich?« Sie schien
beeindruckt. »Wann fangen wir an, Danny ?«
    »Nach dem Essen.«
    »Ich habe keinen Hunger«,
erklärte sie mit plötzlicher Bestimmtheit. »Der Champagner ist besser als jedes
Abendessen .«
    »Na schön, dann fangen wir eben
gleich an .«
    »Gut.« Sie sah mich
erwartungsvoll an.
    »Trinken Sie aus«, befahl ich
ihr.
    Ich nahm ihr das leere Glas aus
der Hand und stellte es auf den Couchtisch. Dann nahm ich die Pakete vom Sessel
und stapelte sie in ihren ausgestreckten Armen auf. »Kleidung ist das A und O«,
meinte ich. »Ich habe zur Probe verschiedene Sachen mitgebracht. Probieren Sie
doch mal eines an .«
    »Gern.« Sie drehte
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