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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie
Autoren: Carter Brown
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    »Sie haben recht«, meinte sie
nach langer Pause. »Solche Fälle sind schon vorgekommen, und wenn
Nachforschungen angestellt werden, wird sich ja herausstellen, was für ein
Mensch Slessor war .«
    Ich wischte Augies Revolver mit meinem Taschentuch ab, nahm ihn beim Lauf — um den ich mein
Taschentuch gewickelt hatte — und preßte Jonathans Finger fest um den Kolben,
ehe ich die Waffe zu Boden fallen ließ. Dann sammelte ich die leeren Gläser ein,
spülte sie in der Küche aus und trocknete sie, ehe ich sie in den Barschrank
stellte.
    »Das wär’s dann wohl«, meinte
ich. »Noch eines, ehe Sie gehen: Sie vergessen doch die Extranull nicht, oder ?«
    Die blauen Augen wurden einen
Schein dunkler. »Warten Sie zu Hause auf mich«, sagte sie sanft. »Wenn ich bei
der Polizei fertig bin, brauche ich Trost, Danny .«
    »Wenn ich anfangen würde, Sie
zu trösten, Maxine«, sagte ich lächelnd, »müßte ich bestimmt an den armen Leo
Stahl denken und würde einen Lachanfall bekommen .«
    Sie schloß einen Moment die
Augen. »Sie wissen wohl, was Sie mit der Bemerkung erreicht haben«, sagte sie
schließlich. »Sie haben sich um fünfzigtausend Dollar gebracht .«
    »Es tut weh«, gestand ich,
»aber Sie schulden mir trotzdem noch fünftausend, vergessen Sie das nicht. Wenn
der Scheck nicht bald kommt, werde ich mich mit Fremont mal unter vier Augen
unterhalten und ihm raten, sich das Kleingedruckte auf dem neuen Fusionsvertrag
anzusehen.«
    »Sie kriegen Ihren Scheck
schon«, fuhr sie mich an. »Ich hoffe nur, Sie kommen mir nie wieder unter die
Augen, Boyd .«
    »Das läßt sich sehr gut
einrichten, wenn Sie sich der West Side fernhalten«, versetzte ich.
     
     
     

10
     
    Ich blickte auf, als Fran
Jordan mein Büro betrat, und genehmigte mir eine Arbeitspause, um ihren Anblick
zu genießen. Sie trug ein raffiniert einfaches Ensemble aus hellblauer Wolle,
das die gefällig geschwungenen Linien ihres Körpers zur Geltung brachte. Fran —
das fand ich jedenfalls — war der Typ Sekretärin, die man gern jeden
    Tag in der Woche um sich hatte.
Auch abends, wenn man sich’s recht überlegte. Doch an diesem Punkt gebot mir
die Vorsicht, meine Phantasie zu zügeln. Derartige Gedanken können nämlich
eingefleischte Junggesellen in Schwierigkeiten bringen.
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie
für Wunderwerke vollbracht haben«, sagte Fran und blickte mich zweifelnd an,
»aber Maxine Lord fühlt sich Ihnen offenbar tief verpflichtet. Sie hat Ihnen
einen Verrechnungsscheck über fünftausend Dollar..., nein, halt !« Sie korrigierte sich. »Über fünftausendundacht Dollar und achtundvierzig Cent übersandt.«
    »Da sehen Sie’s«, stellte ich
selbstgefällig fest. »Es gibt doch noch Frauen, die meine Qualitäten zu
schätzen wissen .«
    »Wofür sind die acht Dollar und
achtundvierzig Cent ?«
    »Taxiauslagen«, erklärte ich.
»Das soll eine feine Art der Beleidigung sein .«
    »Fühlen Sie sich beleidigt ?«
    »Mit Geld können mich die Leute
jederzeit beleidigen«, versetzte ich.
    »Das freut mich — der Scheck
auch —, weil es mir die Sache leichter macht .« Sie
setzte sich auf den Rand meines Schreibtischs und schlug die hübschen Beine
übereinander. »Sie erinnern sich doch, daß ich vor ungefähr einer Woche eine
Verabredung mit einem sehr netten Mann hatte ?«
    »Natürlich.« Ich lächelte
verschämt. »Er war also tatsächlich Anwerber für eine Bande von Mädchenhändlern,
was ?«
    »Er heißt Rod Schuyler, ist
Rechtsanwalt, und wir werden morgen in zwei Wochen heiraten .«
    »Einen Rechtsanwalt !« rief ich spöttisch. »Die Kerle sind doch alle so spießig
und tierisch ernst! Sie... was?«
    »Wir werden in zwei Wochen
heiraten«, wiederholte sie gelassen. »Ich wollte es Ihnen gleich sagen, damit
Sie sich eine neue Sekretärin suchen können .«
    »Sie sind von allen guten
Geistern verlassen !« schimpfte ich. »Sie wollen
heiraten? Ein so attraktives, grünäugiges Wesen wie Sie, das es mit jeder
Schönheitskönigin aufnehmen kann? Sie wollen heiraten? Und sich in einem netten
Häuschen in einem spießbürgerlichen Vorort niederlassen und einen Haufen
brüllender, schmutziger Rangen großziehen?«
    Sie lächelte glücklich. »Reden
Sie ruhig weiter .«
    »Sie sind für ein Leben in der
großen Gesellschaft geschaffen«, brüllte ich. »Eleganz, Schick, heute hier,
morgen dort !«
    »Das heißt: fünf Tage in der
Woche in einem kleinen Büro festgenagelt, aus dem man nicht heraus kann.
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