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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie
Autoren: Carter Brown
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ineinander
verkrallten Gestalten zum Stillstand. Als ich den Kolben des Revolvers zu
fassen bekam, krachte ein zweiter Schuß. Eine der Gestalten sackte zusammen und
blieb reglos liegen. Ich hob den Kopf, richtete die Waffe auf Slessor und
drückte dreimal ab. Ich hatte keine Zeit, genau zu zielen. Ich konnte nur
hoffen, daß eine der drei Kugeln ihr Ziel finden würde.
    Slessor machte einen
schwankenden Schritt auf mich zu, hob unsicher die Hand mit dem Revolver und
ließ die Waffe plötzlich fallen, als hätte er sich anders besonnen.
    Ich rappelte mich hoch, während
er die Arme in die Luft warf und langsam zu Boden sank.
    Augie hatte sich inzwischen von
dem toten Körper befreit, der ihn zu Boden gedrückt hatte. Mühsam richtete er sich
auf. Er warf einen Blick auf Slessor, dann auf den Revolver in meiner Hand und
leckte sich die Lippen. »Er ist tot .« Er wies auf
Jonathan, der mit dem Gesicht nach unten dalag. »Slessor sind wohl die Nerven
durchgegangen, was? Er hätte warten sollen, bis er klares Ziel hatte .«
    »Augie«, sagte ich mit
samtweicher Stimme, »ich bin bereit, Ihnen die Chance Ihres Lebens zu geben.
Ich lasse Sie ungeschoren aus der Wohnung heraus. Aber wenn Sie unten auf der
Straße sind, dann nehmen Sie die Beine unter den Arm. Laufen Sie, so weit Ihre
Füße Sie tragen können. Das ist ein wohlgemeinter Rat .«
    »Ja.« Wieder fuhr er sich mit
der Zunge über die Lippen. »Ja, ja.«
    Ich ging hinter ihm her zur Tür
und schloß sie sorgfältig ab, nachdem er verschwunden war. Als ich ins Wohnzimmer
zurückkehrte, sah Maxine mich an, als wäre ich ein Gespenst.
    »Slessor und Jonathan«,
wisperte sie. »Sind sie beide tot ?« Als ich nickte,
preßte sie die Hand auf den Mund und starrte mich stumm an. »Es ist ein
Alptraum«, sagte sie dann leise. »Ich kann immer noch nicht glauben, daß
Jonathan das Mädchen ermordete, um...«
    »Ich weiß«, stimmte ich zu.
»Ich bin genauso fassungslos wie Sie. Doch im Moment interessieren mich die
Lebenden mehr als die Toten. Wir müssen an uns selbst denken. Es gibt eine Möglichkeit,
nicht allzu tief in die Sache verwickelt zu werden. Aber das müssen Sie allein
schaffen .«
    »Nein.« Sie schüttelte
verzweifelt den Kopf. »Ich kann nicht .«
    »Dann ist es vorbei mit Ihrer
Karriere als Geschäftsführerin und auch mit der Firma House of Sorcery «, stellte ich kühl
fest.
    Die Bemerkung zeitigte die
Wirkung, die ich erhofft hatte. An ihrem Gesicht konnte ich ablesen, wie der
Widerstreit der Gefühle schließlich in einer klaren Entscheidung endete. Einen
Moment war ich direkt froh, daß genau wie bei ihrem Bruder die Ichbezogenheit
über alles siegte.
    »Also gut«, sagte sie leise.
»Was muß ich tun ?«
    »Wir drehen Jonathans Plan
einfach herum«, erklärte ich. »Ich war niemals hier. Verstanden? Slessor rief
Sie an und erklärte, er wäre ein Freund von Cindy Vickers. Er machte sich
Sorgen um das Mädchen. Sie hätte vor kurzem bei ihm angerufen und gesagt,
Jonathan benähme sich so sonderbar. Sie hätte Angst, er könnte gewalttätig
werden. Er hätte ihr vorgeworfen, daß er nur ihretwegen so tief in Schulden
stecke und Angst haben müßte, seine Gläubiger würden gerichtlich gegen ihn
vorgehen. Slessor erklärte Ihnen, er machte sich Sorgen, Cindy hätte für ihn
gearbeitet, und er fühle sich gewissermaßen für sie verantwortlich .« Ich lächelte grimmig. »Aus Slessor wird ein sympathischer
Mensch in unserer Geschichte, und aus Ihnen wird die treusorgende Schwester.
Das nennt man dichterische Freiheit .«
    Sie zuckte zusammen, sagte aber
nichts.
    »Slessor bat Sie also, mit ihm
zusammen zu Cindy zu fahren, weil er hoffte, daß Ihre Gegenwart Jonathan von
Gewalttätigkeiten abhalten würde. Sie verabredeten sich mit ihm und kamen
zusammen hierher. Erst nachdem Sie mehrmals geläutet hatten, öffnete Ihnen
Jonathan. Er behauptete, Cindy wäre nicht da, doch Slessor glaubte ihm nicht.
Um Handgreiflichkeiten zu verhindern, erklärten Sie Slessor, Sie würden
hineingehen und sich vergewissern. Sie kamen bis zur Schlafzimmertür. Dann
versuchte Jonathan, Sie aufzuhalten. Es gelang Ihnen trotzdem, die Tür aufzustoßen,
und Sie erblickten die tote Cindy auf dem Bett. >Er hat sie umgebracht ! < riefen Sie. Daraufhin zog Jonathan einen
Revolver und schoß auf Slessor. Slessor schoß ebenfalls .«
    »Und bums — fielen beide tot um ?«
    »Denken Sie sich doch eine
bessere Geschichte aus«, brummte ich. »Ich bin gern bereit, sie zu akzeptieren
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