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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden
Autoren: Erich Maria Remarque
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wieder zu vernichten. (S. 376) Pat antwortet: »Und es wieder neu zu machen.« Robby, in seinem Schmerz, kann das Argument vom Werden und Vergehen nicht akzeptieren, darin kann er »den Sinn nicht« erkennen: »Besser ist es dadurch bis heute nicht geworden.« Pats Widerspruch beendet diesen Dialog: Doch Liebling... mit uns, das hat er schon gut gemacht. Besser ging's gar nicht. Nur zu kurz. Viel zu kurz. (S. 376) Pat akzeptiert das Wunderbare der »Einzelheiten« und ihre zeitliche Begrenzung. Der unausweichliche Tod läßt sie Trost finden in dem Gefühl des Geschenks der großen Liebe. Bei Robby, der überlebt, der überleben muß, bleibt die Leere, die Trauer, die jedes Ende einer Liebe hinterläßt, wie die letzten Sätze des Romans zum Ausdruck bringen:
     Ich konnte nichts tun als leer dasitzen und sie ansehen. Dann kam der Morgen, und sie war es nicht mehr. (S. 383) Gewidmet ist der Roman »J. R. Z.«, das ist Jutta RemarqueZambona, die erste Ehefrau Remarques (Heirat 1925, Scheidung 1930). Weitere Spekulationen über Bezüge des Romans auf Remarques persönliche Liebesgeschichte und ihr Ende durch Scheidung möchte ich mir ersparen. 6 a

    II. Pat

     Unter dem Titel Pat ha tte Remarque bis zum Januar 1933 eine komplette Reinschrift des Romans erstellt, der dann erst 1936/ 38 unter dem Titel Drei Kameraden erschien. Ein Brief von Lotte Preuß an Remarque vom 30.1.1933 belegt, daß er diese Fassung zur Lektüre, vermutlich im Freundes- und Bekanntenkreis, weitergegeben hatte. In dem Brief heißt es u. a.:
     ... ich habe beim Lesen geheult, ich habe beim Schreiben geheult. Ich wollte nicht, weil die Augen noch sehr krank sind, aber ich mußte. Ein schönes Gedicht – der schönste Liebesroman, den ich kenne... 8 In einer Inhaltsangabe zu seinem »neuen Roman« (vermutlich zu datieren auf 1930/31) schreibt Remarque zu Beginn:
     Der Roman spielt in der Gegenwart. Er berichtet ein Stück Leben von jungen Menschen unserer Zeit; von Menschen also, die schon oft etwas aufgegeben und neu begonnen haben; Menschen, die hart um ihr Dasein kämpfen müssen; Menschen ohne Illusionen, die aber wissen, daß der Kamerad Alles und das Schicksal nichts ist.
     Der Schlußabsatz dieses Textes lautet:
     Das Zusammensein zwischen Robert und dem Mädchen [im Sanatorium] steigert sich jetzt zu einer großen, fast unwirklichen Liebe, die tapfer alle Angst verbirgt. Er hat das Gefühl, daß erst jetzt Alles in Wahrheit beginnt – jetzt wo das Mädchen stirbt.
     Todesscenen. Begräbnis. Heimkehr. Zusammenbruch. Flucht an die See, in das Haus, wo beide im Sommer gewohnt haben. Eines Tages erscheint Köster bei Robert. Er ist beim Rennen gestürzt – sein Fuß ist steif – seine Karriere beendet. Beide sind ohne Arbeit – aber sie klagen nicht – sie sehen sich an. Ohne viele Worte gehen sie in das Leben zurück – in den Kampf – geschlagen – aber nicht vernichtet, ohne Hoffnung, aber ungebrochen, mutig und ohne Furcht – wieder Soldaten in der großen Armee des Lebens. 9 Die Reinschrift Pat endet mit der Ankunft Kösters. In Drei Kameraden bildet der Tod Pats den Schluß. Die Umarbeitung von Pat in Drei Kameraden fand ihren Abschluß mit der Vorlage des Druckmanuskripts an den Verlag im Frühjahr 1936. Metro-Goldwyn-Mayer in Hollywood bereitet eine Verfilmung des Romans bereits ab
    1936 vor. 11
    Es würde zu weit führen, die Unterschiede von Pat und Drei Kameraden in diesem Nachwort im einzelnen darzulegen. 12
     Herausgegriffen seien nur zwei Aspekte:
     1. Remarque stellt in Pat den direkten inhaltlichthematischen Anschluß an Der Weg zurück her und hebt damit den Trilogie-Charakter von Im Westen nichts Neues, Der Weg zurück und Pat hervor. Dazu heißt es im Entwurf eines Vorwortes zu Pat: »D as vorliegende Buch ist das dritte und letzte einer Reihe... Es hat im Grunde das gleiche Thema; die Frage, die in den ersten beiden Büchern für Hunderttausende gestellt wurde, kehrt hier wieder für einen einzigen Menschen. Es ist die Frage des Lebens und des Todes; die Frage: warum?« 14
     2. Der Tod von Gottfried Lenz wird in Pat nicht als
    politischer Mord dargestellt, sondern als Unfall in einem panikartigen Gedränge, in das ein (Polizisten-)Schuß fällt. Damit fehlt in Pat das Motiv der Rache und ihre Ausführung, die in Drei Kameraden eine wesentliche Rolle spielt. Insgesamt kann man wohl sagen: Einerseits stellt Remarque in Drei Kameraden eine schärfere Zuspitzung der politischen Situation im Hinblick auf den
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