Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden
Autoren: Erich Maria Remarque
Vom Netzwerk:
gesehen, wie ihr Gesicht anders wurde. Ich konnte nichts tun, als leer dasitzen und sie ansehen. Dann kam der Morgen, und sie war es nicht mehr.

    Nachwort

    »Nur zu kurz. Viel zu kurz.« 1

    I. Love Story

    Im Zentrum von Drei Kameraden st eht »eine der
    ergreifendsten Liebesgeschichten, die in unserer Zeit erzählt wurden«. So urteilt J. Donald Adams am 2. Mai 1937 in der New York Times Book Review 2 , kurz nach Erscheinen der Buchausgabe in den USA. Er vergleicht die Liebesgeschichte von Robby und Pat mit der Liebesgeschichte in Hemingways Farewell to Arms ( 1929; deutsch: In einem anderen Land) und kommt zum Ergebnis, daß Remarques Darstellung »mehr als nur ein wenig besser« sei. Remarque zeige »mehr Mitgefühl und das umfassendere Verstehen der Liebe«. Er lobt die »feinfühlige und sichere Zeichnung« insbesondere der beiden Hauptfiguren und sieht hierin einen deutlichen »Fortschritt in der schöpferischen Kraft« des Autors gegenüber den vorausgehenden Romanen Im Westen nichts Neues ( 1929) und Der Weg zurück ( 1931). Harley U. Taylor kommt zu einer vergleichbaren Wertung noch 1989 in seiner Gesamtdarstellung der Werke von und der Filme nach Remarque: »Es ist die beste Liebesgeschichte, die Remarque je geschrieben hat.« Er fährt fort: »Es gibt andere ergreifend dargestellte Liebesgeschichten in seinen Romanen, aber keine, die eine in gleicher Weise überzeugende Intensität und Authentizität ausstrahlt«. 4
    Die Leserinnen mögen entscheiden, ob diese Einschätzung
    zutrifft.
     Unzweifelhaft ist die Liebesgeschichte dominant gegenüber den vielfältigen anderen Themen des Romans (u. a. »Verlorene Generation«, Kameradschaft, Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not, drohende politische Entwicklungen zum Nazismus, Berliner Arme-Leute-Milieu, Leben in der Kleinbürger-Pension Zalewski, Bars und Kneipen, das Café International mit den »sympathischen« Liebesdienerinnen, der Oldtimer-Rennwagen Karl, elegante Autos, alter Rum und andere hochgepriesene Alkoholika, nicht zu vergessen sensibles bis schwärmerisches Naturgefühl, Naturfrieden und -schönheit).
     Diese Liebesgeschichte öffnet den Blick auf Remarques Raisonieren über den »Sinn des Lebens« und die Möglichkeiten des Überlebens in einer so geschaffenen Welt und Gesellschaft, in der die gleich zu Beginn des Romans genannte Maxime gilt: »Und halten kann man nichts –« (S. 21). Robby und Pat sind sich schnell einig:
     Wenn wir die Welt machen würden, würde sie besser aussehen, was? (S. 376)
     Es ist die Verzweiflung des Sterbenmüssens, des Nichthaltenkönnens, der Vergänglichkeit jeglichen Glücksgefühls, das, plötzlich geschenkt oder schwer errungen, sobald wieder vergeht. Es ist das in allen Büchern Remarques präsente Thema der Schwermut und Melancholie, des Ausgeliefertseins an eine letztlich nicht begreifbare, aber dennoch bewußt erlebte Existenz in der Welt »eines irren Gottes, der das Leben und Sterben erfunden hat, um sich zu unterhalten«, wie es an einer anderen Stelle von Drei Kameraden heißt (S. 361). Dies ist ein altes Thema in unserer Literatur für alle, denen ein angeblich göttlicher Schöpfungsplan nicht einleuchtet, wie es z. B. auch Shakespeare in seinem King Lear durch die Figur des geblendeten Gloucester zum Ausdruck bringt: »Wir sind für die Götter wie Fliegen für mutwillige Knaben: sie töten uns zu ihrem Vergnügen.« 5
     Seinen letzten Roman Schatten im Paradies (1 971, nach Remarques Tod, publiziert) beendet der Autor mit den tiefresignativen, aber in dieser Resignation fast schon wieder tröstlichen Sätzen:
     Alles, was übrigblieb, war manchmal ein Abend voll Schwermut, die Schwermut, die jeder Mensch fühlt, weil alles vergeht und er das einzige Tier ist, das es weiß und das ebenso weiß, daß das ein Trost ist, obschon es ihn nicht versteht. 6 Für Robby und Pat in ihrer großen Liebe ist das Ganze »so schlecht gemacht, daß es nicht zu Ende sein kann«. (S. 376) Aber es geht zu Ende, und weil es zu Ende geht, bleibt nur die vorübergehende Teilnahme an kostbaren Einzelheiten des unverstandenen und somit sinnlos erscheinenden Ganzen.
     Als Pat auf den »Busch gelber Rosen neben ihrem Bett« verweist und fragt, ob denn »das auch schlecht gemacht« sei, erwidert Robby:
     Das ist es ja gerade... Die Einzelheiten sind wunderbar, aber das Ganze hat keinen Sinn. Als wenn es von einem gemacht ist, dem auf die wunderbare Vielfalt des Lebens nichts anderes eingefallen ist, als es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher