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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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nach halb neun passierte der Steelgard-Van den Rastplatz. Zirka eine Minute später warf Wyatt den Apfel weg und setzte hinterher. Er folgte dem Wagen in reichlichem Abstand und machte auch nicht den Scheinwerfer an. Falls der Fahrer misstrauisch wurde – und davon musste Wyatt nach den ganzen Vorfällen ausgehen –, könnte er im Rückspiegel allenfalls eine in Staub eingehüllte Silhouette in weiter Ferne erkennen. Wenn überhaupt.
    Als sich der Van langsam dem Ende der Route näherte und in Belcowie ankam, waren dreieinhalb Stunden vergangen. Zwischendurch hatten sie acht Banken und zwei Bausparkassenfilialen in neun verschiedenen Städten angesteuert. Jedes Mal benötigten sie nicht mehr als zehn Minuten für das Be- oder Entladen. Nur einmal gab es einen außerplanmäßigen Halt, eine Kaffeepause gegen zehn Uhr, irgendwo in einer munteren Kleinstadt. Der Fahrer hielt sich an die vorgegebene Geschwindigkeit, beachtete sämtliche Verkehrsregeln und folgte den Bundesstraßen.
    Während der Fahrt dachte Wyatt über den Transporter nach. Es war noch immer derselbe wendige Isuzu mit denselben Männern wie neulich. Die Karosserie bestand vermutlich aus ein Zentimeter dickem Stahl, die Scheiben waren kugelsicher. Die Ladetür schien vielversprechender. Zwar waren die Schlösser in den Stahl eingelassen, jedoch nicht die Scharniere. Mit entsprechendem Werkzeug konnten sie aufgestemmt werden. Auch die Ventilatoren konnten von Nutzen sein. Gesetzt den Fall, Steelgard ließ im Hinblick auf Gasmasken Nachlässigkeit walten, könnte man zum Beispiel versuchen, Tränengas durch die Ventilation einzuleiten.
    Er dachte an seine Überfälle auf Geldtransporter. Einmal waren seine Leute von unten gekommen, nachdem sie den Maschenboden des Vans durchsägt hatten. Ein anderes Mal pirschten sie sich durch den Motorraum ans Innere heran, um die Fahrer mit Gas außer Gefecht zu setzen. Beide Methoden hatten funktioniert, aber auch viel Zeit und mühsame Vorbereitung gekostet, weil Umleitungsschilder aufgestellt werden mussten, um die Fahrer an abgelegene Orte zu leiten. Außerdem bedurfte es echter Spezialisten, die das kostspielige, extrem Lärm verursachende Schneidegerät bedienen konnten.
    Schwer zu sagen, ob es wieder klappen würde. Die Sicherheitsfirmen waren klüger geworden. Hatten bald kapiert, dass sie nie zwei Mal dieselbe Route fahren und die Hauptstraßen nicht verlassen durften. Und wenn sie ein Umleitungsschild sahen, riefen sie mittlerweile erst über Funk die Zentrale, um sich das bestätigen zu lassen. Die Transporter wurden aufgerüstet und waren schwieriger zu knacken. Wyatt wusste von Funkmeldern in den Seitenspiegeln, von Alarmsirenen, die Tote aufwecken konnten, von versteckten Sendern, mit denen man den Weg der Transporter verfolgte und von Zentralverriegelungen, die selbst Bremsen und Motorblock sperrten und schon gar keine Tür mehr frei gaben.
    Er überlegte, ob die Sicherheitsstandards bei Steelgard wohl schon so weit gediehen waren. Er bezweifelte es. Trotzdem war die Sache keineswegs einfach. Immer noch war die Zugangsfrage ungelöst. Da war das Problem des Funkkontakts, den die Fahrer mit der Zentrale in Goyder während der gesamten Fahrt unterhielten. Und nicht zuletzt mögliche Zeugen. Der Verkehr auf den großen Straßen war zwar nur mäßig, aber selbst ein Auto alle fünf Minuten war ein Auto zu viel.
    Die Lösung des Problems möglicher Zeugen zeichnete sich im letzten Abschnitt der Steelgard-Strecke ab. Wyatt war dem Transporter seit einiger Zeit auf einer befestigten, aber von staubigem Schmutz übersäten Straße gefolgt, die sich in ausladenden Kurven nach Belcowie wand. Plötzlich leuchteten die Bremslichter auf und eine Wand aus Staub stieg auf. Der Transporter bog hier offenbar von der befestigten Straße in eine Nebenstraße ab, wo weniger Schmutz aufwirbelte. Offensichtlich eine Abkürzung.
    Wyatt schaltete einen Gang tiefer, stoppte die Verfolgung und inspizierte stattdessen die Reifenabdrücke des Vans. Nächsten Donnerstag würde er ihnen ein weiteres Mal folgen. Sollten sie dann dieselbe Strecke fahren, wollte er in der Woche darauf hier den Überfall wagen.
    Wie man an das Geld herankam, konnte später entschieden werden. Anders verhielt es sich mit dem Funkgerät. Heute Abend würde er Eddie Loman in Melbourne anrufen. Er sollte jemanden schicken, der sowohl das nötige Know-How als auch das entsprechende Equipment besaß, um den Funkverkehr zu stören.

Neun
    »Gabe?«
    »Ja«,
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