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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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Aufregung gestern«, sagte Trigg, vor allem zu sich selbst, »hab ich im ersten Moment geglaubt, jemand hätte versucht, die Lohngelder abzugreifen.«

Sieben
    »Leah schickt mich«, sagte Wyatt.
    Der Mann im blauen Overall kaute auf einer Wassermelone herum. Er biss die Teile ab, als hätte Wyatt eine Stoppuhr laufen. Nun spuckte er einen Kern aus. »Leah«, sagte er und wischte sich den Saft vom Mund.
    »Sie meinte, Sie könnten mir mit einem Motorrad weiterhelfen.«
    Auf dem Schild stand ›Jap Job‹. Der Besitzer von Jap Job deutete mit der Wassermelone auf die Motorenteile, Werkzeuge und ölverschmierten Lappen, inmitten derer er thronte. »Motorräder sind mein Geschäft«, sagte er.
    »Sie meinte, ich soll nach Ihrer Spezialität fragen«, sagte Wyatt.
    »Ach wirklich?« Er biss noch ein Stückchen Wassermelone ab. Er hatte lange, wirre Haare und verfügte über einen imposanten Schnauzbart. Von seinem Kinn troff Saft. Er kaute weiter, dann deutete er mit der abgenagten Schale der Wassermelone auf Wyatt. »Wenn Sie mal Darmverschlingung haben«, sagte er, »dann essen Sie das.« Dramatisch schleuderte er die Schale weg, richtete sich auf und ein Rülpser entfuhr ihm. »Besser hier draußen als drinnen.«
    Wyatt reichte es jetzt. »Lassen Sie mich Ihre Gedanken ordnen«, sagte er, riss ein Streichholz an und warf es auf den Boden der Garage. Es landete knapp einen Meter entfernt von einer abgesägten Plastiktonne, in der diverse Vergaserteile in Benzin getränkt lagen. Ein zweites Streichholz warf er gleich hinterher.
    Der Besitzer von Jap Job wurde bleich und erstarrte. »Ich hab meinen Kopf beisammen, alles klar, ich konzentriere mich.«
    »Ich suche ein Motorrad, das auf freier Strecke gut läuft, aber auch als Geländemaschine brauchbar ist. Möglichst viel PS, schnell und wendig, nicht zu schwer. Ich möchte es heute noch und ich möchte eines, dessen Herkunft nicht zurückzuverfolgen ist.«
    Der Mann machte ein recht verdrossenes Gesicht. »Das wird Sie aber einiges kosten.«
    »Wie viel?«
    »Dreitausend.«
    Von dem Job in Melbourne hatte Wyatt noch Geld übrig, also stritt er nicht lange herum. »Wann?«
    »Um fünf.«
    »Fünf Uhr«, sagte Wyatt und ging wieder hinaus auf die Straße. Jap Job war eine Klitsche aus Stein und Wellblech in einer Seitenstraße hinter dem Geschäftszentrum von Gawler, einer kleinen Stadt vierzig Auto-Minuten nördlich von Adelaide. Wyatt ging ins Stadtzentrum, fand eine Hotelbar und bestellte einen Grillteller. Das erste Grillfleisch seit fünf Jahren. Er hatte schon gedacht, Grillgerichte seien aus der Mode gekommen. Dazu nahm er ein Light-Bier. Der Barmann brachte es fertig, spöttisch dreinzusehen, ohne einen Muskel zu bewegen. Wahrscheinlich wollte er damit andeuten, dass das Light-Bier in diesem Pub eigentlich nur in der Ladies’ Lounge serviert wurde.
    Den Nachmittag verbrachte er mit Nachforschungen. Er war mit dem Bus nach Adelaide gefahren und weiter nach Gawler per Zug. Das lange Sitzen hatte ihn ermüdet. Gawler gefiel ihm. Er mochte die Gebäude aus altem Stein und den Fluss – das Stadt-und-doch-Land-Gefühl hier.
    Um halb fünf holte er den Rucksack aus dem Schließfach, und um zehn vor fünf stand er an der Hintertür von Jap Job. Der Easy Rider heute früh hatte wie der Typ Mann ausgesehen, der gleich die Hell’s Angels ruft, wenn er in Schwierigkeiten ist, aber es war niemand zu sehen.
    Um fünf Uhr schlenderte Wyatt durch die Vordertür, die Hände lässig in die Hüften gestützt. In der Ecke stand jetzt ein Motorrad. Der Besitzer grüßte nicht, er sagte nur: »Suzuki 500. Sauber wie eine frisch geputzte Pfeife, schafft’s garantiert auf den Mount Everest.«
    Wyatt war das Fabrikat egal. Er stieg auf, um zu sehen, wie sie ihm passte. Der Motor war warm, also drehte er den Zündschlüssel. Das sanfte Bullern klang äußerst vertrauenswürdig. Er stellte ihn wieder ab.
    »Wollen Sie ’ne Probefahrt machen?« fragte der Mann.
    »Ich komme wieder, wenn sie nichts taugt.«
    »Ich weiß nicht, wo Sie her sind, Sportsfreund, aber ohne Helm kommen Sie hier nicht weit.«
    »Packen Sie einen dazu«, sagte Wyatt.
    »Das kostet extra.«
    Wyatt zahlte und um zwanzig nach fünf verließ er Gawler mit einem schwarzen Helm auf dem Kopf und einem Rucksack auf dem Rücken. Gleich hinter dem Ortsausgang gab er Vollgas. Er wollte vor Sonnenuntergang über Nebenstraßen bis Belcowie kommen.
    Unter ihm blitzte der weiße Mittelstreifen. Für seine Pläne war ein
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