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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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Schlafunterlage gedient hatte. Während der Nacht hatte er Geräusche von Ratten gehört. Jetzt entdeckte er Rattendreck neben seinem Schlafsack. Alles roch nach Staub und der Feuchtigkeit in den Wänden und Böden. Draußen lärmten Spatzen und Finken, doch das störte ihn nicht weiter; sanftes, warmes Sonnenlicht zog herauf.
    Sein Frühstück bestand aus Müsliriegeln und starkem schwarzen Kaffee. Er erforschte die Gegend rund um das Haus und versuchte, sich ein Bild zu machen von den Gefahren, die möglicherweise von den dahinterliegenden Berg- und Hügelketten ausgehen konnten. Das Farmhaus lag höher, als er es in Erinnerung hatte, so konnte man die Zufahrtsstraße permanent im Blick behalten. Hinter der Farm führte ein gewundener Trampelpfad hinaus aus dem Tal. Der Geräteschuppen hatte eine zweite Tür und genügend Platz für ein paar Fahrzeuge. Das Farmgebäude schien zumindest vorübergehend bewohnbar zu sein und drei bis vier Leuten Schutz zu bieten.
    Wyatt dachte an geordneten Rückzug, verzögerte Flucht. Anstatt gleich abzuhauen und zu riskieren, in die nächstbeste Straßenkontrolle zu geraten, schien es ratsamer, hier in der Gegend unterzutauchen bis die Hysterie sich gelegt hatte. In der Regel gaben die Bullen nach zwei oder drei Tagen die Straßenkontrollen auf, und genau dann konnten sie sich davonmachen.
    Er wusch und rasierte sich über einem alten Zinkeimer, zog frische Jeans und seine Lederjacke an, setzte den Helm auf und fuhr davon. Die Straßenkarten, die Leah ihm in Adelaide besorgt hatte, gaben 70 Kilometer Entfernung zwischen Goyder und Belcowie an. Das bedeutete, etwa 90 Kilometer von der Farm nach Belcowie. Diesmal hatte Wyatt keine Lust auf Nebenstrecken. Er gab Stoff und erreichte Goyder noch lange bevor die Geschäfte und Banken öffneten.
    Goyder wollte unbedingt Großstadt sein und verlieh diesem Wunsch den nötigen Nachdruck durch das Aufstellen von Parkuhren und den Bau dreier Ampelanlagen und einer Fußgängerzone. Dort befanden sich die unvermeidlichen Filialen der Drogerie- und Schreibwarenketten des Landes, eine Klosterschule, ein Gymnasium, ein College und ein Krankenhaus am hinteren Ende. Außerdem gab es Imbiss-Stände, Videotheken und Tankstellen an jeder Ecke. Die Aufschrift ›Trigg Motors‹ zierte einen gesamten Häuserblock. Im Memorialpark fanden sich Münzgrills und eine Darstellung vom Jesuskind in der Krippe. Goyder wirkte irgendwie geschmacklos, und wenn die örtlichen Grundbesitzer mehr Geld in die Stadt hätten investieren können, wäre die Selbstgefälligkeit sicher unerträglich gewesen.
    Wyatt fand Steelgard in einer Nebenstraße hinter Trigg Motors. Gegenüber war ein Autozubehörhandel, also stellte er sein Motorrad davor ab und beobachtete das Steelgard-Gebäude durch die Spiegelung im Schaufenster. Mittlerweile war es acht Uhr morgens und bei Steelgard wurden soeben Rolladen und Tür geöffnet. Er sah, wie ein paar Leute durch die Eingangstür gingen, und kurz darauf wurde das Seitentor geöffnet und der Blick freigegeben auf eine Werkstattgarage und einen großen Parkplatz. Unterdessen schwangen sich drei Fahrer in je einen Van und fuhren über die Straße an die Dieselzapfsäulen von Trigg Motors.
    In diesem Augenblick kam ein mit Pickeln übersäter Junge die Straße entlang. Neben Wyatt blieb er stehen und schloss die Tür zum Zubehörhandel auf. Er trug Hosen aus Seehundfell, schwere Wanderschuhe und ein Khakihemd, dazu einen dünnen Lederschlips. Er lächelte Wyatt an. »Schöner Tag heute«, sagte er.
    »Stimmt«, erwiderte Wyatt. Auch mit Helm war es auf jeden Fall sicherer, das Gesicht wegzudrehen. Wer weiß, ob der Junge nicht ein photographisches Gedächtnis hatte.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er.
    »Bin auf der Durchreise.«
    »Alles klar«, meinte der Junge und ging in den Laden.
    Wyatt ließ die Suzuki an, schwenkte sie herum, um noch einmal einen genauen Blick auf das Steelgard-Gelände werfen zu können und fuhr davon.
    Er hatte zwar keine Ahnung, wo der Steelgard-Transporter donnerstags auf seiner Fahrt nach Belcowie noch anhielt, aber er wusste, dass es nur eine größere Landstraße dorthin gab. Er passte den Van an einem Rastplatz außerhalb der Stadt ab. Dort gab es einen Obst- und Gemüsestand, also gönnte er sich einen Apfel und wartete. Der Boden hier schien fruchtbarer als in der Gegend um Belcowie, jedenfalls gab es in der gesamten Ebene und den nahe gelegenen Hügeln eine Menge kleiner Weingüter und Gestüte.
    Kurz
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