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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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herrschen.
    Er hörte, wie hinter ihm ein Wagen in den ersten Gang hinuntergeschaltet wurde, um sich den Berg hochzuarbeiten. Er trat von der Straße weg zwischen ein paar Bäume. Das Fahrzeug kam heran, ein grüner Land Rover mit Hunden und aufgerolltem Maschendrahtzaun auf der Ladefläche.
    Als er außer Sicht war, ging Wyatt weiter. Zehn Minuten später erreichte er Leahs Heimatstädtchen. Heindorf hieß es und verwies ohne Umschweife auf den deutschen Einfluss, dem die Steinhäuschen, die liebevoll bemalten Müllbehälter aus Holz und die seltsamen Bäume seit mindestens einem Jahrhundert ausgesetzt waren.
    Er hatte ihre Straße erreicht und bückte sich, als wollte er sich die Schuhe binden. Nichts, was nicht sein sollte, wie es war. Die Autos waren dieselben, die schon vor ein paar Wochen hier gestanden hatten. Niemand weit und breit. Er richtete sich wieder auf und ging weiter. Leahs Haus lag auf halber Strecke. Alles schien in Ordnung. Die Straße machte eine Kurve und endete an einem Kiefernwäldchen. Er kletterte über den Maschendrahtzaun, lief unter den Bäumen durch und kam zum Hintereingang von Leahs Haus. Er hielt Ausschau nach irgendwelchen Lebenszeichen auf den Nachbargrundstücken. Aber es waren keine Fenster direkt einsehbar, nur Zäune und die Obstbäume der Hintergärten. Es war früh am Abend. Hier und da brannte bereits Licht.
    Leah hockte, bewaffnet mit einer Handschaufel, am Rand eines Erdbeerbeets, als er über ihren Zaun sprang. Er landete geschickt und duckte sich, reglos wie eine erschreckte Katze in der Dämmerung. Sein Kommen schien sie nicht zu überraschen. Sie rammte lediglich die Schaufel in die schwarze Erde und erhob sich.
    »Ich hab’s in den Sechsuhrnachrichten gehört«, sagte sie und rieb sich die Hände an den Jeans sauber.
    »Einwanderungsbehörde?«
    Sie nickte. »Acht von Jorges Chilenen wurden festgenommen.«
    »Irgendetwas über mich?«
    »Nur, dass ein Mann in einem gestohlenen Wagen entkommen ist«, sagte Leah.
    Dann mit bitterem Unterton. »Ich musste meine Mädchen abziehen. Die Bundespolizei ist ziemlich rabiat geworden.« Sie schüttelte den Kopf. »Das war eine Goldgrube, Mann.«
    Hier war eine Depression im Anrollen. Wyatt kannte sie gut genug, um die Zeichen richtig zu lesen. Manchmal ließ sie sich einfach fatalistisch in die Dunkelheit ihrer Seele fallen, wenn sie Misserfolge einstecken musste, die dann auch ihr Make-up nicht abdecken konnte. Sie hielt ihre Vergangenheit für ein Joch. Seit Jahren war sie im Geschäft, nun ließ sie selbst Mädchen für sich arbeiten, die einst genauso werden würden wie sie. Sie meinte, sie könne noch glücklich werden, wenn sie aus diesem Muster ausbrechen würde. Sie brauche einen glücklichen Zufall, sagte sie manchmal. Glück und Geld.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Wyatt.
    »Ja, das kannst du gut, Wyatt.«
    Er rückte damit raus: »Ich will doch einen Anschlag auf die Lohngelder versuchen. Dazu brauche ich deine Hilfe.«
    Er wusste, dass sie Aktionen liebte, besonders wenn sie depressiv war. Er sah sie an. Normalerweise empfand er sie als absolut ernste Schönheit, die kaum lächelte oder andere Zeichen von Lebendigkeit aussandte, nun aber breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Sie zog die Nase kraus. Das veränderte ihre ganze Erscheinung.

Sechs
    Triggs Tag fing schlecht an und wurde immer schlimmer. Zuerst stolperte er über einen Artikel in der Cosmopolitan .Er saß im Salon »Schneiden & Trocknen«, um sich die Dauerwelle auffrischen zu lassen, weil er hoffte, so ein paar Zentimeter an Größe zu gewinnen. Kerzengerade saß er unter der Trockenhaube und blätterte, als er den Artikel ›Sind kleine Männer wirklich sexy?‹ entdeckte und der sofort seine ganze Aufmerksamkeit fesselte. Raelene befreite ihn von der Haube, bevor er zum Ende kam, aber immerhin hatte er bereits zur Kenntnis genommen, dass der Hollywood-Schauspieler Alan Ladd offenbar so klein gewesen war, dass er alle Liebesszenen von einem kleinen, für die Kamera unsichtbaren Podest aus zu bewerkstelligen hatte.
    Später, als Trigg durch die Hauptstraße von Goyder schlenderte, hörte er, wie zwei Leute spöttische Bemerkungen über den LTD machten, der gestern in Belcowie gestohlen worden war; überdies spiegelte eine Schaufensterscheibe sein Ebenbild mit luftiger Dauerwelle wider, die von seinem Kopf abstand, als hätte er soeben in eine Steckdose gegriffen. Seine an den Seiten dehnbaren, mit kubanischen Absätzen versehenen Stiefel
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