Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Draussen

Draussen

Titel: Draussen
Autoren: Lachmann
Vom Netzwerk:
an der frischen Luft. Mann, musste ich mich einsam fühlen. Ich schenkte mir nochmal nach. Und das nur, weil dieser Arsch nicht kapierte, dass wir zusammengehörten! Vielleicht sollte ich ihm das doch mal in aller Deutlichkeit sagen. Eventuell saß er ja gerade auch tieftraurig allein zuhause und verzehrte sich nach mir, konnte es sich aber nicht eingestehen. Oder er war sich gar nicht sicher, ob er mich überhaupt bekommen konnte, sooo eindeutig war ich ja gar nicht. Immerhin hatte ich die Schweden-Doku nicht mit ihm zu Ende geguckt. Vielleicht hatte ihn das total verunsichert. Ich nahm noch einen großen Schluck. Angenehm entspannt bemerkte ich, dass nicht mehr viel in der Flasche war. Der schmeckte aber auch. Steffi hatte Recht, ich musste mit ihm reden. Das klären. Wie oft regte ich mich in Filmen darüber auf, dass die Liebenden nicht miteinander sprachen. Ich wollte nicht schuld sein, dass sich wieder einmal zwei nicht fanden. Besonders, wenn ich eine davon war. Entschlossen wählte ich seine Nummer. »Ja?« Mathis schien sichtlich genervt. »Hi, ich bin’s!« Ich musste kichern aus Verlegenheit. Vielleicht hätte ich mir Notizen machen sollen. »Ich dachte, ich ruf nochmal an.« Das hatte er auch schon selbst mitbekommen, denn er fragte nur kurz: »Und?« Das war meine Chance. Ich nahm noch schnell einen ordentlichen Schluck und fing dann an, ihm alles zu sagen, was mir auf der Seele lag: »Ich denke, wir gehören zusammen. Ich mag dich. Ich mag dich wirklich sehr. Ja, ich denke, ich hab mich in dich verliebt. Ein bisschen. Du bist ein toller, toller, wunderbarer Mann.« Lallte ich? Ich musste mich jedenfalls sehr konzentrieren beim Sprechen. »Soooo toll und ich denketagundnachtandich, ich muss dir das einfach mal sagen. Eigentlich mach ich das nicht, aber dir muss ich das sagen. Was ist denn mit dir? Wie findest du mich? Liebst du mich auch?« Ups, das war vielleicht etwas direkt, aber das wollte ich ja auch. Wir sollten ehrlich miteinander reden. Und ich war stolz auf meinen Mut, wenn auch ein kleines, nüchternes Stimmchen in mir zaghaft anmerkte, dass ich eventuell den Alkohol hätte weglassen sollen. Der Meinung war anscheinend auch Mathis. »Du bist ja total betrunken! Das ist mir wirklich zu blöd jetzt. Und ich will auch nichts von dir. Der Kuss war ein Fehler. Ich finde dich, äh, ich fand dich nett, aber nicht mehr. Und jetzt lass das. Äh, also das mit dem Telefonieren und so. Also, lass mich bitte in Ruhe!« Er war erzürnt und gleichzeitig unangenehm berührt, und ich war mir plötzlich ziemlich sicher, dass ich das verursacht hatte, also flehte ich ins Telefon: »Es tut mir leid! Ich bin betrunken. Ach so. Das hast du ja auch schon gesagt.« Ich wurde kleinlaut: »Ich ruf dich nochmal an, wenn du wieder – äh, wenn ich wieder nüchtern bin, o.k.?« Keine Antwort. »O.k.?« flehte ich abermals. Ich hörte einen tiefen Seufzer und dann Mathis’ ganz klare Stimme: »Nein, Sara. Ruf mich bitte nie wieder an.« Dann hörte ich nur noch ein tüt, tüt, tüt. Er hatte aufgelegt. Oh. Das war jetzt doof. Diesmal trank ich direkt aus der Flasche. Hm. Da musste ich wohl nochmal anrufen. Morgen. Nicht jetzt. Jetzt war ich müde. Mein Handy klingelte. Er rief nochmal an! Er wollte sich wohl entschuldigen! Das war ja wunderbar! Sollte ich ihn zappeln lassen? Nein. Keine Spielchen mehr. Nur klare Ansagen. Ich sah auf das Telefondisplay. Das war gar nicht Mathis. Das war Ulf. »Hi. Kann ich vorbeikommen?« Ulf klang sehr bedrückt, das bemerkte ich selbst durch meinen dicken Kopf. »Klar, wasissssdennlos?« Ich war stolz auf mich. Wenn ich mich sehr konzentrierte, sprach ich wirklich ganz normal. »Hey, du bist ja total besoffen! Schön. Dann können wir gleich zusammen weitermachen. Ich bring Wein mit. Bis gleich.« Er hatte aufgelegt, bevor ich mich dazu äußern konnte. Vielleicht sollte ich zwischendurch etwas Wasser trinken. Das konnte noch eine lange Nacht werden.

Kapitel 18 Alte Freunde
    Ich wurde wach von der Türklingel. Mathis! dachte ich sofort und setzte mich auf dem Sofa auf. Dann sortierte ich mich langsam im Kopf, realisierte, dass das doch eher unwahrscheinlich war, und wankte zur Tür. Ich machte auf. Es war Ulf. »Hi, sorry, hat etwas länger gedauert, hab ich dich geweckt? Du siehst ja furchtbar aus!« Ich sah im Flurspiegel deutlich das Muster meines Sofakissens auf der Wange. »Ja, macht nix, ich muss wohl auf der Couch eingeschlafen sein. Wie lange hab ich geschlafen? Nicht lang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher