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Dragon Fire

Dragon Fire

Titel: Dragon Fire
Autoren: G. A. Aiken
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sich Ragnar und seine Geschwister
einfach nicht leisten. Jedenfalls nicht, wenn er darauf hoffte, den Aufruhr
beizulegen, den sein Vater jahrhundertelang geschürt hatte, einfach nur, weil
er ein übler Mistkerl war.
    Er ging durch Gänge
und Alkoven und gab sich dabei größte Mühe, das Summen in seinem Kopf zu
ignorieren. Ja. Sie summte. In seinem Kopf. Er hasste Gesumme generell. Es war
eine dieser nervtötenden Angewohnheiten, die viele hatten und die Ragnars
Ansicht nach nur ein Zeichen für ihre Schwäche war. Aber dieses Weib … sie
summte, weil sie wusste, dass es ihm auf die Nerven ging. Sie genoss es, dass es ihm auf die Nerven ging.
    »Ich wäre besser dran,
wenn ich meine Seele Dämonen aus der Unterwelt verkauft hätte als mit diesem
Weibsstück!«
    Was war das? Ich
habe dich nicht ganz verstanden, mein tobender Tsunami .
    Götter, und diese
Spitznamen! Er hasste Spitznamen fast genauso sehr wie Gesumme.
    Ragnar hatte in den
zweieinhalb Jahrhunderten seiner Existenz wirklich einige brutale Frauen
kennengelernt, aber keine wie diese hier. Keine, die genauso herzlos zu sein
schien wie die Nordländer kalt waren. Aber sie hatte in den letzten zwei Jahren
einem Zweck gedient. Einem Zweck, den er jetzt nicht ignorieren konnte, nur
weil sie sein Gehirn strapazierte, wie Sand seine Schuppen abschmirgelte.
    Ragnar ging hinaus auf
eines der Gebirgsplateaus. Grausame Winde vom nahen Meer bliesen Eis und Schnee
vor seine Augen und froren ihm beinahe die Klauen auf dem Boden fest. Wenige
aus seiner Sippe wussten, warum er hier herauskam, wo es immer eiskalt war, ob
Sommer oder Winter, Frühling oder Herbst. Aber seine Sippe konnte auch nicht
die Magie spüren, die durch diesen heiligen Ort nach oben drang. Nur er und die
Jünger der magischen Künste kannten den wahren Wert eines Ortes wie diesem; ein
Wert, der es recht sinnvoll machte, sich den eisigen Winden und dem Frost
auszusetzen.
    Ragnar schloss die
Augen und hob die rechte Vorderklaue. Er rief die Götter an, die über ihn und
seine Horde wachten, die ihm die Macht verliehen, die zu besitzen nur wenige
seiner Art je das Glück hatten. Bei den Hordendrachen ging es wie bei allen
Bewohnern der Nordländer um Krieg, Stärke und Kampfgeschick. Sie glaubten außerdem,
dass Magie etwas für alte Weiber war, die allein in Höhlen oder kleinen Häusern
lebten und zu ihren Göttern sprachen, oder für Männer, die nicht würdig waren,
ein Schwert oder einen Kriegshammer in die Hand zu nehmen. Magie war definitiv
nichts für Drachenlords, die hofften, irgendwann nicht nur über eine Horde, sondern
über viele Horden zu herrschen. Vielleicht sogar über alle. Doch Ragnar machte
sich keine Illusionen darüber, wie weit er bei seinesgleichen gehen konnte.
Seine Zeit als Anführer aller Horden würde nicht lange währen. Er wusste das,
verstand es und hatte schon Pläne, den Titel und den größten Teil der Macht an
seinen Bruder zu übergeben. Vigholf wusste das nicht. Noch nicht. Warum ihn mit
den kleinen Details belasten?
    Eigentlich hätte ihn
die Tatsache wohl stören sollen, dass er nicht bis zu seinem letzten Atemzug
oberster Drachenlord sein würde, doch so war es nicht. Er hatte schon früh
gewusst, dass sein Leben niemals einfach sein würde. Wenn er den einen oder den
anderen Weg gewählt hätte, entweder Krieger oder Magier, hätte seine Familie das in Ordnung gefunden.
Doch er hatte beide Wege gewählt. Ragnar konnte sich einfach nicht vorstellen,
nicht früh am Morgen − dem kältesten Teil des Tages in den Nordländern −
aufzustehen und hart mit seinem Lieblingsschwert und der Axt zu trainieren. Er
konnte sich genauso wenig vorstellen, nicht zum Meer zu gehen, wenn der Mond am
vollsten war, und den Göttern von seinem Blut zu opfern. Alle diese Dinge
gehörten zu ihm; er weigerte sich, eines davon zu wählen.
    Doch bloßer Ehrgeiz
war nie Ragnars Ziel gewesen. Zu sehen, wie weit er in möglichst kurzer Zeit
kommen konnte – was für ein leeres, nutzloses Ziel. Stattdessen wollte er einfach
mehr für sein Volk. Für die Hordendrachen, die die mächtigen Nordland-Berge
bevölkerten, wollte er mehr als das harte Leben, das sie alle schon so viele
Äonen erduldeten. Doch das bedeutete nicht, dass sie so lächerlich faul sein
mussten wie die Südland-Drachen; oder ständig geblendet von ihrer eigenen Genialität
wie die Ostländer; oder sich allen Wesen überlegen fühlen, die je gelebt hatten
oder leben würden, so wie die Eisendrachen des Westens; oder
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