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Dragon Fire

Dragon Fire

Titel: Dragon Fire
Autoren: G. A. Aiken
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die Knie sank. Sie überlegte, das
Handgelenk zu brechen, einfach nur, weil die kleine Schlampe mit ihrem Messer
Keitas wertvollem Gesicht gefährlich nahe gekommen war. Aber ein Hämmern an der
Tür schloss diese Option rasch aus.
    »Mach die Tür auf!«
    Keita schaute auf die
Frau hinab. Sie könnte ihr das Genick brechen, um die Sache zu beenden, aber es
schien ihr nicht richtig − hatte die Blonde doch nur getan, was sowieso hätte
getan werden müssen.
    »Heute ist dein
Glückstag, Weib«, sagte sie über das fortgesetzte Hämmern an der Tür hinweg.
    Keita ließ die Frau
los und rannte zum größten der Fenster. Sie drückte es auf. Es war klein, musste
aber genügen. »Ren!«, rief sie.
    »Ich bin hier.«
    »Dann warte kurz!«
    Die Frau sah Keita an,
als sie zu ihr zurückgerannt kam. »Was willst du – iiiih!«
    Keita hob die Frau mit
Schwung auf ihre Arme, wirbelte auf dem Absatz herum, um etwas Schwung zu holen,
und warf sie durch das offene Fenster. Das arme Ding kreischte, bis es von
starken Armen vor dem Fenster aufgefangen wurde.
    »Hab sie!«
    »Nimm sie mit. Los!«
    »Was ist mit …«
    »Na los!«
    »Brecht sie auf!«,
schrie jemand auf der anderen Seite der Tür.
    Eine Sekunde später
flog die Tür auf, und Wachen marschierten herein. Der Gehilfe des Barons betrat
den Raum hinter den Wachen. Er musterte Keita von oben bis unten, die Lippen
angewidert verzogen. Sie hatten sich von Anfang an nicht gemocht. Dann richtete
er seine Aufmerksamkeit auf das Bett. Eilig ging er hinüber und drückte seine
Finger auf die Kehle des Barons. »Geh den Sohn des Barons holen!«, befahl er
einem Wächter. Als der davonrannte, trat der Gehilfe vor Keita hin.
    »Ich weiß, wie das
aussieht …«, begann sie.
    »Schweig!«
    Die Arme vor der Brust
verschränkt, erklärte ihm Keita: »Kein Grund, gleich grob zu werden!«
    Guten Tag, mein kleiner Gewittersturm!
    Ragnar der Listige von
der Olgeirsson-Horde seufzte laut und sagte, ohne nachzudenken: »Gib mir nicht
immer Kosenamen, unverschämtes Weib.«
    »Was?«
    Kacke, Pisse und
Tod. Er hatte
vergessen, dass er nicht allein war. Nein. Er saß in einer extrem langen Sitzung
mit den Vertretern der anderen Horden, die er und seine Sippe nicht unter ihren
Klauen zerquetscht hatten. Ein wichtiges Treffen, denn der Krieg der letzten
zwei Jahre lag beinahe hinter ihnen, und eine Zeit des Friedens lag – so hoffte
er – irgendwo in der Zukunft.
    Andererseits: Wenn die
anderen Horden glaubten, er sei verrückt, konnte ihm der Frieden, auf den er
hoffte, leicht wieder entgleiten.
    Ich gehe nicht
weg , trällerte eine
Stimme in seinem Kopf. Sie sagte solche Dinge immer in so einem Singsang. Es
ärgerte ihn über alle Vernunft, und bei Ragnar ging es nur um Vernunft.
    Wohl wissend, dass sie
wirklich nicht weggehen würde, erhob sich Ragnar von seinen Hinterbeinen und
sagte: »Wenn ihr mich bitte entschuldigen wollt – Vigholf wird sich um alles
kümmern, bis ich zurück bin.«
    Vigholf, der einen
Mundwinkel zu einem Grinsen verzogen hatte, nickte und wandte seine
Aufmerksamkeit wieder den Gesandten zu. Vigholf wusste, wer seinen Bruder in
den Wahnsinn trieb, und er fand es amüsant. »Mich ruft sie nie«, hatte er sich
mehr als einmal beschwert und Ragnar hatte seinem Bruder dafür jedes Mal einen
Felsblock an den Kopf geworfen. Meistens ging Vigholf allerdings schnell genug
aus dem Weg, um echten Schaden zu verhindern.
    Ragnar ging durch den
Olgeirsson-Hort, der seit Tausenden von Jahren von Generation zu Generation,
von Drachenlord zu Drachenlord übergeben wurde. Es kam aber selten vor, dass er
einfach so weitergereicht wurde. Normalerweise wurde er erobert. Ragnar hätte
ihn seinem Vater abgenommen, wie Olgeir der Verschwender ihn seinem eigenen
Vater genommen hatte, doch Ragnar hatte nie die Chance dazu bekommen. Sein
Vater war so entschlossen gewesen, seinen Sohn zur Vernunft zu bringen, dass er
ihm törichterweise in die Südländer gefolgt war und dort durch die Schwerter
von Menschenfrauen gefallen war. Auch wenn Ragnar nicht zugelassen hatte, dass
sich die Nachricht von dieser Tatsache über die Grenzen der Südländer hinaus
verbreitete. Es widersprach seinem inneren Ehrgefühl, und deshalb hatte Ragnar
die Tötung seines Vaters auf die eigene Kappe genommen. Nicht weil er es
wollte, sondern weil es notwendig war. Der Sohn eines Drachenlords zu sein, der
sich nicht gegen zwei Frauen wehren konnte, bedeutete, von einer schwachen
Blutlinie abzustammen, und das konnten
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