Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Knast... Äh,
wo hat Vonlipp gebrummt?“
    „Justizstrafanstalt
Bruchbürgen.“ Gaby wusste offenbar alles.
    „Gut. Ich habe also ‘nen Onkel.
Ein Bekannter von dessen Freund jobbt dort im Knast und weiß von Vonlipp und
seinem Fall. Die Info ist bis zu mir gelaufen. Und ich als
Schülerzeitungs-Reporter bin nun am Ball. Im Übrigen, Amigos, glaube ich, dass
es Vonlipp überhaupt nicht interessiert, wie wir auf ihn kommen. Entweder er
schmeißt uns sofort raus oder er weint uns sein ungerechtes Schicksal in die
Ohren.“
    „Ich halte mich im
Hintergrand“, maulte Gaby. „Stell mich bloß nicht vor als Tochter meines Papis.
Bestimmt hat Vonlipp schon von ihm gehört und ahnt dann gleich den
Zusammenhang.“
    „Du kriegst sogar ‘nen
Falschnamen“, grinste Tim. „Also los! Ist es weit?“

4.Wie ein
Nugget im Schweinekoben
     
    Eine Millionenstadt. Aber an
diesem Nachmittag sah man keine einzige Jacke. Und Hüte nur, wenn sie aus Stroh
waren und Schutz boten gegen die sengenden Strahlen der Sonne. Eis wurde
verkleckert aus ungezählten Waffeln und Bechern. 90-jährige Opas trugen netzstoffige
Muskelshirts mit Aufdrucken wie TIGER oder KNOCK OUT. Auch die weniger
attraktiven Figuren hielten ein Minimum ( Mindestmaß ) an Kleidung für o.
k.
    Vielleicht die oft behauptete
Klimaerwärmung, dachte Tim, oder nur wieder mal ein besonders heißer Sommer.
Klößchen zerläuft, Karl beschlagen die Brillengläser, aber Gaby ist frisch wie
immer. Wahrscheinlich weil sie gestählt ist vom Rückenschwimmen. Mit ihr könnte
ich durch die Sahara trecken. Und durch den Regenwald am Äquator. Und überhaupt
bis ans Ende der Welt.
    Er fuhr voran. Mäßiges Tempo.
Die Reifen schmatzten auf heißem Asphalt. Oskar hatte gefressen und war deshalb
zu Hause geblieben, denn mit vollem Magen ist die Rennerei auch für Vierbeiner
ungesund. Gaby radelte in Tims Windschatten, gefolgt von Klößchen und Karl.
    Vonlipp war vor seiner
Verurteilung Fernfahrer gewesen und jetzt als solcher beim Arbeitsamt gemeldet,
mit vermutlich wenig Aussicht auf einen Job. Die soziale Abteilung einer
Behörde, zuständig für die Betreuung Haftentlassener, hatte ihm, Vonlipp, eine
preiswerte Zwei-Zimmer-Wohnung besorgt. Karlemann-Str. 116. TKKG hatten auf dem
Stadtplan nachgesehen. Ein Stadtrandviertel mit Wohnblöcken, das überging in
ein ehemaliges Industriegebiet, wo jetzt still gelegte Fabriken vom Zahn der Zeit
zerbröckelt werden und Wanderratten gedeihen.
    Tim bog zweimal falsch ab. Das
verlängerte den Weg. Klößchen fluchte. Karl kramte den Stadtplan aus dem
City-Rucksack. Gaby pustete gegen die sommerkurzen Stirnfransen und fuhr mit
dem Zeigefinger über das Straßengewirr. Tim kippelte auf seinem Rennrad und
wartete. Ein schwarzer Porsche Carrera preschte vorbei — höchstens doppelt so
schnell wie erlaubt. Tim erhaschte einen Blick auf den Fahrer. Der schaffte die
nächste Abzweigung nur mit jaulenden Reifen.
    „Dort“, sagte Gaby, „wo der Typ
um die Kurve schlittert — da müssen wir hin.“
    Es war die Karlemann-Straße.
Sie zog sich endlos stadtauswärts. Die Stadträte und die Besserverdienenden,
dachte Tim, wohnen woanders. Die Wohnblöcke stammten aus der Nachkriegszeit, hatten
also ein halbes Jahrhundert und mehr auf dem Dach. Seitdem war nichts erneuert
oder repariert worden. Die Straße war breit. Die Schlaglöcher regelten die
Geschwindigkeit. Wer an seine Zähne und Bandscheiben dachte, fuhr vernünftig.
    Zu beiden Seiten parkten
unansehnliche Wagen. Der schwarze Porsche vor Nr. 116 nahm sich aus wie ein
Nugget ( Goldklumpen ) im Schweinekoben.

    Das Haus war fünfstöckig und
ehemals gelb verputzt gewesen. Etliche Wohnungen standen leer. Durch die
nackten, straßenseitigen Fenster konnte man in kahle Räume sehen.
    Tim lehnte sein Rennrad an den
Porsche, ging zum Hauseingang und entdeckte ca. 30 Klingelknöpfe. Aber nur etwa
20 Namensfächer waren belegt. Er suchte nach Vonlipp. Vergeblich.
    „Pfote, bist du sicher, dass er
hier ist?“
    „Absolut. Als Papi und Wespe
nicht mehr im Büro waren, habe ich in die Akte geguckt.“
    „Schäm dich! Aber gut gemacht!“
    Gaby kicherte. „Sowas nennt man
doppelte Moral, Häuptling.“
    „Seinen Namen hat Vonlipp noch
nicht rausgehängt. Neun Wohnungen sind ohne. Wahrscheinlich ist er in einer.“
    „Im ärgsten Fall“, meinte Karl,
„musst du neun mal klingeln. Für einen athletischen Typ wie dich ist das
zumutbar — auch bei der Hitze. Wenn du Glück hast, ist er in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher