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Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba

Titel: Draculas Erben - Todesbiss der schwarzen Mamba
Autoren: Stefan Wolf
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ersten
Wohnung.“
    „Erwähn’ die Hitze nicht“,
stöhnte Klößchen, „die Schulen geben Hitzefrei. Betriebe schließen. In den
Behörden wird die Arbeit noch stiller gelegt. Das restliche Leben findet im
Freibad statt. Aber wir müssen durch die Verkehrsadern ackern, als wäre hier
ein Straßenrennen angesagt für Bekloppte.“
    „Besser als Bus oder U-Bahn“,
sagte Karl. „Da steht jetzt die Luft wie in ‘ner Sauna.“
    Tim hatte dreimal geklingelt
und in die Gegensprech-Anlage gehorcht. Ohne Erfolg. Als er bei der vierten
Leer-Wohnung den Knopf drücken wollte, meldete sich eine Männerstimme.
    „Ja?!“ Der Ton war rau.
Schärfer konnte man die eine Silbe nicht rausschmettern.
    „Guten Tag!“, sagte Tim
freundlich. „Bin ich richtig bei Herrn Fritz Vonlipp?“
    „Wer ist dort?“
    „Mein Name ist Peter Carsten.“
    „Und?“
    „Sind Sie Herr Vonlipp?“
    „Und wenn?“
    „Dann würde ich gern mit Ihnen
sprechen.“
    „Ich kaufe nichts. Jedenfalls
nicht an der Tür. Ich bestelle auch nichts. Verpfeif dich, Kumpel!“
    „Ich will Ihnen nichts
verkaufen“, redete Tim in die Metallrippen. „Ich bin Schüler und arbeite für
eine Schülerzeitung.“
    „Was?“
    „Wir wollen Sie interviewen,
Herr Vonlipp.“
    Das verschlug ihm die Sprache.
Für Sekunden war nur ein unerklärliches Rauschen in der Sprechanlage.
    „Ich glaube, Peter Carsten, du
verwechselst mich. Ich bin nicht der Fußballstar mit den goldenen
Millionen-Beinen, auch nicht der Hardrock-Gröhler aus der nabelfreien
Boy-Gruppe. Ich bin... Privatmann!“
    Er brüllte das letzte Wort in
solcher Lautstärke — unwillkürlich hielt Tim die Metallrippen fest, was aber
unnötig war.
    „Privatmann!!!“ Vonlipp brüllte
zum zweiten Mal.
    Tim wartete drei Sekunden.
    „Wir wissen das, Herr Vonlipp.
Wir wollen ja auch den Privatmann interviewen.“
    „Quatsch mit Soße! Bei mir
gibt’s keine Fragen. Worüber denn, heh?“
    „Über Ihre veränderte Lage.“
    „Was?“
    „Sie sind aus der Haft
entlassen. Wir wollen über das neue Feeling schreiben. Wie die Freiheit sich
anfühlt.“ Wieder Stille. Diesmal rauschte nichts.
    Dann zischelte ein gefährlicher
Unterton in Vonlipps Stimme. „Woher wisst ihr, dass ich im Knast war? Und woher
habt ihr meine Adresse?“
    Tim fing Gabys Blick auf.
Siehste!, sagten ihre Blauaugen. Und nun?
    „Wollen wir uns wirklich hier
an der Tür unterhalten?“, erwiderte Tim in einem Ton, als wäre ihm nichts
wichtiger als Vonlipps guter Ruf. „Besser, wir machen das unter vier... äh...
zehn Augen. Wir sind nämlich zu viert.“
    Bei Vonlipp wurde geflüstert.
Eine zweite Männerstimme. Aha! Der Knasti war nicht allein. Tim horchte
angestrengt, konnte aber kein Wort verstehen.
    „Haut ab!“, blecherte Vonlipps
Stimme mit geballter Unfreundlichkeit. „Kein Interview! Und lasst euch nicht
wieder blicken!“
    Knacks!, wurde die Sprechanlage
abgeschaltet und aus den Metallrippen — so schien es Tim — wehte frostige
Kühle.
    „Das war nix!“, kommentierte
Klößchen. „Ich würde keinen zweiten Versuch machen. Sonst geht oben ein Fenster
auf und der Kerl leert seinen Nachttopf über uns aus. Im Knast ist das doch
üblich, habe ich gehört. Hähäh!“
    „Spinner!“ Gaby pustete
Stirnfransen aufwärts. „Seit mindestens 100 Jahren gibt’s dort fließend Wasser
und Toiletten.“
    „Trotzdem hat Klößchen Recht“,
murmelte Tim. „Wir streichen erst mal die Segel. Aber das ist nur aufgeschoben.
Ärgerlich, dass wir ihn nicht gesehen haben. Er dagegen steht jetzt hinter der
Gardine und beäugt uns mit Scharfblick.“
    Tim sockte zum Porsche und
griff nach seinem Bike. Im selben Moment wurde hinter ihm ein Fenster geöffnet.
    „Heh, Lümmel!“, brüllte eine
Männerstimme. „Nimm gefälligst deine Klappermühle von meinem Wagen.“
    Vonlipp ist das nicht, dachte
Tim und drehte sich um.
    Der Mann beugte sich aus einem
Fenster im dritten Stock — einem Fenster ohne Vorhang und Gardine. Es war der
Porsche-Fahrer von vorhin. Schmales, gebräuntes Gesicht mit hakenförmigem
Spitzkinn und jenseits der gelichteten Stirn eine Möchte-gern-Künstler-Mähne,
naturbraun mit blondierten Strähnen. Die schmale Abenteurer-Sonnenbrille hatte
verspiegelte Gläser.
    „’tschuldigung!“, meinte Tim.
„Wusste nicht, ob’s ein Fahrradständer ist oder ‘ne Restmülltonne. Im Übrigen
sind Sie vorn an der Ecke exakt 123 Stundenkilometer gefahren. Neun Zeugen
können das bestätigen. Wenn wir petzen, kriegen
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