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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen
Autoren: Dean R. Koontz
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Scheißkerl Durner zu schnappen. Ich glaube, wir sind nah dran.«
    Doyle Durner, ein Nichtstuer, der sich in der Surfer-Subkultur rumtrieb, sollte wegen einer Serie von Vergewaltigungen vernommen werden, die von Mal zu Mal brutaler geworden waren, bis schließlich das jüngste Opfer zu Tode geprügelt wurde. Eine sechzehnjährige Schülerin.
    Durner war ihr Hauptverdächtiger, weil man wusste, dass er sich einer Operation unterzogen hatte, bei der der Umfang des Penis vergrößert wurde. Ein Arzt für plastische Chirurgie in Newport Beach hatte Fett aus Durners Taille abgesaugt und in seinen Penis gespritzt, um ihn dicker zu machen. Von diesem Eingriff wird von der American Medical Association abgeraten, doch wenn der Chirurg eine hohe Hypothek abzuzahlen hat und beim Patienten der mangelnde Penisumfang zu einer fixen Idee wird, dann siegen die Kräfte des Marktes über die Bedenken wegen möglicher postoperativer Komplikationen. Der Umfang von Durners Männlichkeit hatte um 50 Prozent zugenommen. Bei einer so drastischen Vergrößerung konnte es eigentlich nicht ausbleiben, dass er sich gelegentlich unbehaglich fühlte. Doch nach allem, was man hörte, war er mit dem Ergebnis zufrieden, nicht weil er die Frauen damit eher beeindrucken, sondern weil er sie eher verletzen konnte, was der Sinn der Sache war. Berichte der Opfer über die Anomalie ihres Angreifers hatten es den Behörden ermöglicht, Durner einzukreisen. Außerdem war drei von ihnen eine Tätowierung in Form einer Schlange in der Leistengegend aufgefallen, die in Durners Polizeiakte festgehalten worden war, als man ihn vor acht Jahren wegen zweier Vergewaltigungen in Santa Barbara verurteilt hatte.
    Bis zum Mittag hatten sich Harry und Connie an jenem Dienstag mit Angestellten und Kunden in drei unter Surfern und anderen Strandgängern beliebten Treffpunkten in Laguna unterhalten, nämlich in einem Laden, der Surfbretter und sonstiges Zubehör verkaufte, einem Geschäft für Yoghurt und Naturkost und einer schwach erleuchteten Bar, in der rund ein Dutzend Gäste bereits um elf Uhr vormittags mexikanisches Bier trank. Wenn man dem glauben konnte, was sie sagten, was man nicht konnte, dann hatten sie noch nie von Doyle Durner gehört und erkannten ihn auch nicht auf dem Foto, das ihnen gezeigt wurde.
    Zwischen den einzelnen Stationen ergötzte Connie Harry im Auto mit den neuesten Horrorstories ihrer Sammlung. »Hast du schon von dieser Frau in Philadelphia gehört, in deren Wohnung man zwei kleine Kinder gefunden hat, die an Unterernährung gestorben waren, und Dutzende Fläschchen mit Crack und Kokain lagen überall rum? Sie war so voll gedröhnt, dass ihre Kinder verhungerten, und weißt du, wie die Anklage lautete? Rücksichtslose Gefährdung.«
    Harry seufzte lediglich. Wenn Connie in der Stimmung war, über die »anhaltende Krise« zu sprechen, wie sie es manchmal nannte - oder den »Tanz ins neue Jahrtausend«, wenn sie eher sarkastisch war, oder »das neue finstere Mittelalter« in ihren düstersten Momenten - dann wurde keine Antwort von ihm er-
    wartet. Sie war vollauf zufrieden damit, einen Monolog darüber zu halten.
    Sie sagte: »Ein Typ in New York hat die zweijährige Tochter seiner Freundin getötet, mit den Fäusten auf sie eingeschlagen und sie getreten, weil sie vor dem Fernseher rumtanzte und ihm die Sicht nahm. Vermutlich guckte er gerade Wheel of Fortune und wollte keinen Blick auf Vanna Whites sagenhafte Beine verpassen.«
    Wie die meisten Polizisten hatte Connie einen ausgeprägten Sinn für schwarzen Humor. Das war ein reiner Abwehrmechanismus. Wenn man den nicht hatte, würde man entweder verrückt oder unheilbar depressiv von den dauernden Begegnungen mit dem Bösen und Perversen im Menschen, mit denen man es in diesem Job zu tun hatte. Denjenigen, die ihre Kenntnis über Polizeiarbeit aus unausgegorenen Fernsehsendungen beziehen, würde der Humor, den Polizisten im wirklichen Leben an den Tag legen, oft ordinär oder unsensibel erscheinen; allerdings scherte es einen guten Cop einen Dreck, was - abgesehen von anderen Cops - die Leute von ihm dachten.
    »Oben in Sacramento gibt es so ein Selbstmordverhütungszentrum«, sagte Connie, als sie an einer roten Ampel bremste. »Einer der Berater hatte es satt, immer wieder Anrufe von demselben depressiven alten Mann zu kriegen, also ist er mit einem Freund zur Wohnung des Alten gefahren, sie haben ihn sich geschnappt und ihm die Pulsadern und die Kehle aufgeschlitzt.«
    Manchmal
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