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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau
Autoren: Paula Roose
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die Waldfee, Birkalinde war ihr Name.« Und Bernhard erzählte von Lina, von dem Versammlungsplatz und dem Schutzzauber. »Als ich in die Drachenhöhle kam, lag Tumaros leblos auf seinem Platz. Ich dachte er wäre tot, aber er hat noch einmal die Augen geöffnet und mit mir gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Rosa leise.
    »Er sagte, sag Rosa, dass ich sie liebe.«
    Rosa stiegen Tränen in die Augen. Bodo nahm ihre Hand.
    »Es war eine große Liebe«, flüsterte sie.
    »Das war es«, sagte Emilia. »Eure Liebe war groß, nur Tumaros war zu klein dafür.«
    »Ja, das war er«, nickte Rosa. »Was ist weiter passiert?«
    Bernhard holte tief Luft. »Tumaros ist gestorben.«
    Rosa biss sich auf die Lippen.
    »Der Felsen hinter seinem Schlafplatz löste sich auf«, fuhr Bernhard fort, »dahinter war ein Gefängnis. Ich habe Eschagunde daraus befreit. Die zwei hatten sich all die Jahre ein Zauberduell geliefert und um ein Haar wären beide daran gestorben.«
    »Dann bist du gerade recht gekommen«, sagte Bodo.
    »Ja, so ist es. Nachdem Tumaros starb, ist die ganze Höhle eingestürzt. Wir sind nur knapp hinausgekommen.«
    Rosa stand auf und nahm Bernhard fest in ihre Arme. »Jetzt sind wir wirklich frei. Es gibt keinen Drachen mehr.«
    Bodo stand ebenfalls auf. »Wir müssen das Dorf informieren. Diese gute Nachricht soll jeder hören. Ich gehe gleich zu Mischa.«
    »Ich komme mit«, sagte Emilia und bekam Herzklopfen. Mischas Frau war vor einigen Jahren gestorben und seit dem Sommer warb er um sie.
    Bodo nickte ihr zu. »Wenn ihr die Glocke hört, kommt auch zum Dorfplatz. Bernhard muss als neues Dorfmitglied begrüßt werden.«
    Bernhard wollte protestieren, hörte aber Eschagundes Stimme in seinem Herzen: »Du sollst dich nie wieder schämen, ein Drachenbär zu sein.«
Ach ja,
dachte er,
auf mein Herz hören, oder wie war das noch?
    »Wo sind meine Geschwister«, fragte Bernhard, als er mit Rosa allein war.
    »Emil und Ella sind weggezogen. Sie haben tüchtige Ehepartner gefunden. Letizia ist Lehrerin an unserer Dorfschule. Sie wohnt noch bei uns. Du wirst sie ja gleich auf dem Dorfplatz sehen. Edwin hält um ihre Hand an, aber sie zögert. Ich hoffe, sie ist nicht heimlich in einen Drachen verliebt.«
    Beide lachten und Bernhard wurde das Herz warm. Er hatte seine Mutter fast ein Leben lang nicht lachen gehört.
    Mischa schlug die Glocke wild, wie beim letzten Drachenangriff. Die Dorfbewohner kamen angerannt, wild durcheinanderrufend, auf das Schlimmste gefasst. Bernhard stellte sich ganz nach hinten und hielt den Blick gesenkt. Aber Mischa entdeckte ihn.
    »Ruhe!«, rief Mischa in die Menge und augenblicklich war es still. Alle Augen richteten sich auf ihn.
    »Es gibt Neuigkeiten aus der Drachenhöhle«, begann Mischa und dann brüllte er so laut er konnte:
    »DER DRACHE IST TOT!«
    Stille. Wie vom Donner gerührt starrten die Bären Mischa an.
    »Der Drache ist tot«, rief einer aus den hinteren Reihen und dann gab es kein Halten mehr. Der Platz bebte. Alle anderen stimmten mit unglaublichem Getöse ein. Tränen liefen. Bären fielen sich um den Hals. Der Drache ist tot. Über fünfhundert Jahre und jetzt war der Terror vorbei.
    »Ruhe!«, rief Mischa, als der Jubel sich etwas beruhigte. »Ruhe, bitte! Diesen Umstand verdanken wir einem Bären.« Mischa zeigte auf Bernhard. Die Menge drehte sich um und schaute zu ihm.
    »Bernhard Drachenbär. Er war in der Drachenhöhle und hat diese Nachricht zu uns gebracht. Wir wollen ihn in unsere Dorfgemeinschaft aufnehmen. Er hat uns einen großen Dienst erwiesen. Wir wollen stolz sein, dass wir einen Drachenbären unter uns haben, denn nur er weiß, wie man mit Drachen fertig wird.«
    Bernhard blickte auf den Boden. Er fand die Ansprache übertrieben, fast unangenehm. Aber wieder brach ein riesiger Jubelschrei aus. Bernhard wurde aufs Herzlichste willkommen geheißen und sanft nach vorne zu Mischa geschoben.
    »Du bleibst doch bei uns?«, fragte Mischa, als er ihn mit Handschlag begrüßte. »Hör‘ mal Bernhard, ich habe mich dir gegenüber schlecht verhalten. Es tut mir ehrlich leid und ich möchte mich bei dir entschuldigen. Du bist wirklich ein mutiger Bär. Wir haben uns alle unsere Eltern nicht ausgesucht. Obwohl, deine Mutter hätte ich genommen.«
    Bernhard lachte. »Die gebe ich nicht her.«
    Mischa stimmte ins Lachen mit ein und sie sahen sich fest in die Augen.
    Bodo und Mischa blieben auf dem Dorfplatz und beantworteten bis zum späten Abend die Fragen
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