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Drachentau

Drachentau

Titel: Drachentau
Autoren: Paula Roose
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Bär mit schwarzem Fell und saphirblauen Augen schaute ihn an.
    »Gut siehst du aus, Bernhard Drachenbär«, sagte er zu sich selbst und nickte sich zu. Dann ging er nach draußen, füllte seine Wasserflasche am Brunnen, trank sie gierig leer und machte sich auf den Weg ins Dorf.
    Die Dorfbewohner, in ihren Vorgärten beschäftigt, blickten verwundert auf, als sie den stattlichen Bären an sich vorbeilaufen sahen. Bernhard beachtete sie nicht. Vor Emilias Hütte blieb er stehen. Ihr Vorgarten blühte in den herrlichsten Farben mit Astern und Hortensien. Typisch Emilia, dachte Bernhard, klopfte beherzt an die Tür und lauschte. Er hörte Emilia, die sich mit flinken Schritten näherte und als sie öffnete, stieß sie einen Schrei aus. Sie fielen sich in die Arme, hielten sich fest und weinten.
    »Bernhard, wie schön, dich zu sehen. Kein Tag ist vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Du siehst völlig verändert aus. Erwachsen bist du geworden.«
    »Ja, das bin ich. Und ich bringe Neuigkeiten.«
    »Oh, da bin ich gespannt, aber erst einmal musst du etwas essen. Du warst doch sicher lange unterwegs?«
    Sie zog Bernhard in die Hütte und bereitete ihm ein ausgiebiges Frühstück. Mit beiden Backen kauend, langte er reichlich zu. »Deine Hähnchenbrüste werden immer die besten für mich bleiben. Nicht einmal die von Lena sind besser und auf meine Großmutter lasse ich nichts kommen.«
    Emilia lachte und konnte sich nicht sattsehen an Bernhard. Er hatte viel Ähnlichkeit mit Jakob. »Nun erzähl schon, Bernhard. Was hat dich hierher getrieben und was für Neuigkeiten gibt es?«
    Bernhard legte seine Gabel zur Seite und sah Emilia an. »Tumaros ist tot.«
    »Was?«
    »Tumaros ist tot.«
    »Ist das wahr?« Emilia schlug sich die Hand vor den Mund. Tränen traten ihr in die Augen. Bernhard nickte stumm und nahm ihre Hand.
    »Das kann doch gar nicht sein. Wie ist er gestorben? Hast du etwas damit zu tun?«
    »Ich werde dir alle Fragen beantworten. Aber erst möchte ich zu meiner Mutter. Kannst du mir zeigen, wo sie wohnt?«
    »Oh, natürlich!« Emilia stand auf. »Nicht nur zeigen, ich komme mit. Sie hofft jeden Tag, dich zu sehen.«
    »Dann soll sie nicht länger warten.«
    Bernhard staunte nicht schlecht, als er Rosas Hütte sah. Hütte war nicht das richtige Wort, es war eine Villa. Im Vorgarten wuchsen die herrlichsten Blumen, neben Astern und Hortensien auch solche, die Bernhard noch nie gesehen hatte. Der Weg war mit schwarzen Schieferplatten gepflastert.
    Bernhard schlug an die Tür. Bodos Schritte näherten sich. Die Tür wurde geöffnet und Bernhard stand einem völlig verdutzten Bodo gegenüber.
    »Bernhard! Kann das wahr sein. Mensch, Junge, bist du es wirklich?« Er drehte sich um und rief in die Hütte.
    »Rosa! Komm schnell! Sieh, wer hier ist!«
    Und Rosa kam. Als sie Bernhard sah, wurde sie beinahe ohnmächtig. Sie nahmen sich fest in die Arme und hielten sich umschlungen.
    »Mein Junge. Endlich. Jeden Tag habe ich gehofft, du würdest kommen. Ich habe dich schrecklich vermisst.«
    »Ich habe dich auch vermisst, Mama. Ich hatte solche Angst, dass du meinetwegen stirbst.«
    Rosa schüttelte den Kopf. »Deine Flucht hat letztendlich uns alle hinausgebracht. Komm, herein, du musst mir alles erzählen. Wie bist du hierher gekommen?«
    Bernhard sah sich um. Er stand in einem großen, geräumigen Flur. Rechts und links gingen viele Türen ab. An der Wand hing eine Garderobe, darunter stand ein Schuhregal mit Holzpantinen. Rechts vom Eingang führte eine breite Treppe in die oberen Stockwerke. Rosa nahm ihn bei der Hand und führte ihn in die Wohnstube. Ein großer, aus Marmor gefertigter Kamin wärmte das Zimmer mit knisterndem Feuer. Ein Sofa, aus Korb geflochten, mit großen, runden Armlehnen und weißen Kissen weich gepolstert stand daneben. Zwei Sessel in gleicher Bauart rundeten das Bild ab. Bernhard nahm Platz und Emilia half Rosa, Tee aufzutragen, dazu Weizenbrot und Honig, versteht sich.
    Bernhard betrachtete Rosa, die mit ihrem roten Kleid und dem Kopftuch wunderschön aussah. Ihre geröteten Wangen zierten ihre entspannten Gesichtszüge. Bernhard lehnte sich in seinen Sessel zurück.
    »Jetzt habe ich lange genug gewartet. Erzähl uns, was passiert ist«, forderte Emilia ihn auf und beugte sich zu ihm vor.
    »Alles begann mit Hühner-Emma. Ausgerechnet. Sie ist ins Fürstendorf gekommen und hat allen erzählt, dass ich ein Drachenbär bin. Ich bin weggelaufen, wollte nicht mehr leben. Dann kam
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