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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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eine Frage stellen?«
    Er atmete tief ein und ging hinein.
    »Das darfst du«, sagte er, während er langsam in das Zimmer trat.
    Sie saß jetzt kerzengerade mit aufgestützten Ellbogen auf dem Bett. Ihr Unterarm war ausgestreckt, und in der Handfläche lag der Leopard. Er leuchtete im Sonnenlicht, das
    durch das kleine Fenster hereinfiel.
    »Bitte, M'lord«, sagte sie. »Nehmt ihn zurück.«
    »Warum?« fragte er überrascht.
    Zwei weitere Tränen folgten den anderen ihre geschwollenen Wangen hinunter.
    »Ich fürchte, daß es mir Unglück bringt, wenn ich ihn behalte. Ich danke Euch aber trotzdem, M'lord.«
    »Unsinn!« bellte Jim, der plötzlich entschieden hatte, sich weder von Hölle, Hochwasser noch der gesamten Bevölkerung
    des vierzehnten Jahrhunderts daran hindern zu lassen, May dieses Geldstück zu schenken. »Wie sollte es Pech bringen? Ich sage dir als Magier, daß die Münze kein Unglück bringt!«
    »O M'lord! Dann werdet Ihr uns doch nicht verlassen? Ihr und M'lady!«
    »Natürlich…« Jim brach ab, da ihn der plötzliche Themenwechsel verwirrt hatte. »Das heißt, wir haben nicht geplant…«
    »Wir müssen das wissen, M'lord. Nicht nur Tom und ich. Alle Burgbewohner müssen das wissen!«
    »Aber warum?«
    »Weil Ihr es seid, die wir lieben, M'lord, Euch und M'lady. Niemals könnte sich einer von uns mit einem anderen Lord und einer anderen Lady hier auf Malencontri abfinden. Alle sagen das. Es wäre das Ende von allem, wenn Ihr wegginget. Ihr werdet das doch nie tun, nicht wahr, M'lord?«
    »Nein!« sagte er nach einer kleinen Bedenkpause rauh.
    Angie würde den kleinen Robert niemals hier zurücklassen. Soviel war sicher. Ihn aus dieser seiner Welt zu reißen, wo er reich war und ein gutes Leben führen konnte, war andererseits genauso undenkbar.
    »Nein, wir werden nicht weggehen«, sagte er. »Wie kommt ihr überhaupt auf diese Idee?«
    »Alles, was Tom und ich geplant haben« – sie sah ihn mit verzweifeltem Ernst an –, »hing mit Euch und M'lady zusammen und wäre nie so mit einem anderen Lord und einer anderen Lady möglich gewesen! Mit allen anderen auf der Burg ist es dasselbe. Und wir haben alles versucht, daß es Euch hier gefällt, aber Ihr scheint nicht darauf zu achten. Daher waren wir alle sicher, daß Ihr wieder gehen würdet. Keine anderen Burgbewohner in England haben solch… solch einen Lord und eine Lady wie Euch beide.«
    »Nun…«, sagte Jim ergriffen.
    »Wir sind Burgbewohner, M'lord, und wir müssen auch an unsere Kinder denken. Tom und ich… unsere Kinder könnten alle leben und aufwachsen, und vielleicht wird aus einigen auch etwas, wenn Ihr und M'lady bleibt. Bitte, M'lord, nehmt den Leoparden zurück, dann werde ich sicher sein, daß alles in
    Ordnung ist!«
    Jims Kehle war wie zugeschnürt.
    »Nein«, sagte er fest, legte seine Hand auf ihre und schloß ihre Finger um die Münze. »Du behältst sie. Ich gebe dir mein Wort, daß wir bleiben. Und wenn uns irgendwas Unerwartetes zustößt, hast du mein Wort – das Wort eines Ritters und Magiers –, daß man sich so um Euch kümmern wird, als ob wir für den Rest unseres Lebens hier wären. Nun, machst du dir jetzt keine Sorgen mehr?«
    May blickte ihn ernst an und brach dann richtig in Tränen aus.
    »O ja, M'lord!« schniefte sie und umklammerte die Münze.
    »Schön!« sagte er und rannte fast aus dem Raum, zu den Treppen und in die Halle darunter.
     

Kapitel 42
     
    ER GING MIT GEMISCHTEN Gefühlen hinunter. Auf der einen Seite fühlte er sich glücklich und erleichtert. Er hätte die Treppen hinunterhüpfen können. Aber ein sehr kleiner Teil von ihm war auch besorgt, weil er sein ›Wort‹ gegeben hatte. Er hätte nie gedacht, daß er das so ernst nehmen oder so schwer finden würde.
    In dieser Zeit war mit diesem Wort jedoch eine ganz besondere Bedeutung verknüpft, und jetzt, da er anfing, diese Zeit ernst zu nehmen… Aber das Glück überwog im Augenblick die Sorge bei weitem. Er konnte es kaum erwarten, Angie alles zu erzählen.
    Er hatte sich so daran gewöhnt, von jedem der Burgbewohner als Individuum zu denken, daß er ganz vergessen hatte, daß sie auch eine Gemeinschaft darstellten, ein Dorf, das von Steinwänden begrenzt wurde, innerhalb derer er und Angie herrschten. Wie jede andere Gemeinschaft auch kannte sie als Gruppe Gefühle und Ziele.
    Er war sich sogar ihrer Beständigkeit bewußt gewesen. Er hatte gewußt, daß einige Bedienstete innerhalb dieser Mauern Kinder zur Welt gebracht hatten,
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