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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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einer von ihnen zu denken – von Brian bis hinunter zu diesem Lehrling der Anrichtestube – überkam ihn. Er sah sich nach einem Stuhl um und setzte sich nieder.
    »Sag mir, May, warum prügelst du dich so oft mit Tom?«
    »Wir prügeln uns nicht häufiger als die anderen, M'lord«, antwortete sie. »Alle prügeln sich mal.«
    »Nun gut. Warum prügelst du dich immer auf dem Burghof, und warum kommen alle anderen Bediensteten und Bewaffneten angerannt, um zuzuschauen?«
    »Das weiß ich nicht, M'lord. Es ist einfach so, daß wir meistens, wenn wir anfangen uns zu prügeln, draußen auf dem Burghof vor der Küche sind. Dort gab Tom mir früher die Essensachen, die ich dann zur Anrichtestube trug, bevor ich Lehrling bei Meisterin Plyseth wurde.«
    Ihr Tonfall sagte ihm, daß er von ihr nicht mehr erfahren würde. Jim erinnerte sich an die zwei Bewaffneten, deren Unterhaltung vor Brians Zimmer er teilweise mit angehört hatte. Das war damals, kurz nachdem er Brian aus Cumberland mitgebracht hatte, gewesen. Bei dem leisen Gespräch schien es um eine Wette darüber zu gehen, ob Tom oder May gewinnen würde. Natürlich würde ihm May darüber auch nichts erzählen.
    »Was ist mit denen, die zum Zuschauen kommen?«
    »Sie kommen einfach, das ist alles.«
    »Es ist nicht so, daß sie an euren Prügeleien ein größeres Interesse als an all den ganzen anderen Schlägereien haben?«
    Zum ersten Mal spiegelte sich Trauer in ihrem Gesicht, und zum ersten Mal sah Jim, wie bleich und erschöpft sie aussah. Ihm schlug das Gewissen, daß er sie so ins Kreuzverhör nahm.
    »Es macht nichts«, sagte er und stand auf. »Wir können später noch darüber reden. Schlaf ein wenig…«
    »Aber ich möchte es Euch sagen!« brach es ohne Vorwarnung aus ihr heraus. »Euch und M'lady, M'lord… ich möchte es Euch sagen!«
    Jim öffnete den Mund, um ihr zu bedeuten, daß dafür keine Notwendigkeit bestehe, verwarf diesen Gedanken aber gleich
    wieder. Er setzte sich erneut auf den steinharten Stuhl.
    May blickte von ihm weg.
    »Ihr und M'lady solltet es wissen!« Auch als sie weitersprach, schaute sie in eine andere Richtung. »Wir waren wie Zwillinge. Wir kommen aus unterschiedlichen Familien, sind aber gleich alt, gleich groß und haben das gleiche Gewicht. Ich sah sogar aus wie Tom und Tom wie ich. Dann, als wir beide hier auf der Burg arbeiten durften, hätte es für uns nicht besser sein können.«
    Sie hielt inne und blickte Jim eine Weile mit glänzenden Augen an.
    »Sage ich es so, daß Ihr mich versteht, M'lord?«
    »Einfach vollkommen«, antwortete Jim. Sie sah wieder fort.
    »Aber dann, nach ein paar Jahren, fing ich an zu wachsen.« Sie schaute Jim erneut an. »Er wuchs auch, aber nicht wie ich – Ihr wißt, wie es mit Frauen ist?«
    Jim nickte, und sie sah weg.
    »Wenn wir uns geprügelt hatten, dann hatte manchmal ich gewonnen, manchmal er. Aber dann konnte er es nicht mehr.
    Ich war größer und stärker als er. Das schien schon schlimm genug. Aber dann fiel es auch den anderen auf. So habe ich ihm dann gesagt, er solle abwarten und keinen Streit mit mir anfangen, und ich würde ihm dann aus dem Weg gehen. Aber nein, er mußte weiter gegen mich kämpfen und versuchen zu gewinnen. Und dann war es zu spät. Jeder wußte Bescheid.«
    Entweder hatte sie die Stimme verloren, oder sie wollte einfach nicht mehr weiterreden. Nach einer Weile sprach Jim sie sanft an.
    »Du meinst, daß die anderen Bediensteten sich darüber lustig machten?«
    »Ja, das taten sie. Und schlimmer noch, sie haben angefangen zu wetten, daß aus ihm nie ein Mann würde. Und wenn er anbot, gegen den zu kämpfen, der das behauptet hatte, dann sagte dieser, daß es nicht gerecht wäre, gegen einen Burschen zu kämpfen, der nicht mal gegen ein Mädchen gewinnen würde. Er hat dann zugeschlagen, um sie zum Kämpfen zu bringen, aber einem erwachsenen Mann konnte er nichts beweisen. Doch er versuchte es weiter…«
    Sie blickte auf die Bettdecke und zupfte mit Daumen und Zeigefinger daran herum.
    »So ging es also weiter«, sagte Jim, nachdem es wieder eine Weile still gewesen war.
    »Ja, es ging so weiter«, stimmte sie nickend zu. Schließlich blickte sie Jim geradewegs in die Augen. »Wir werden Mann und Frau sein, M'lord. Wir haben das schon vor Jahren unter uns beschlossen. Ich bin für ihn die rechte Frau, und er ist für mich der rechte Mann – wir wissen es beide.«
    »Also hast du ihn heute gewinnen lassen«, sagte Jim mitfühlend.
    Sie setzte sich jäh
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