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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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Die Menge hielt in Erwartung von Toms Verdammung den Atem an, und Jim ließ sie lange Augenblicke in diesem Glauben, bevor er anfing zu sprechen.
    »Da May Heather darum bat«, sagte er eindringlich, »werde ich für dieses Mal von einer Verwandlung absehen.«
    Die Menge seufzte auf.
    »Aber, o M'lady! Ein Turmzimmer für den Lehrling in der Anrichtestube – ganz für sie allein?« schrie die Stimme von Mary Becket, der Meisterin der Garderobe, aus der Menge.
    »So, da bist du also, Meisterin!« sagte Angie. »Du hast einfach mit allen anderen dieser entwürdigenden Veranstaltung zugesehen, während du eigentlich hättest deinen Pflichten nachgehen sollen. Du begleitest die Männer, die May tragen, und kümmerst dich darum, daß der Raum sauber ist und sauberes Bettzeug aufgelegt wird.«
    »Aber das Bett wird voller Läuse sein, nachdem sie daringelegen hat…«
    »Geh!«
    »Ja, M'lady.«
    Gemurmel erhob sich aus der Menge, und Jim glaubte, sogar ein erleichtertes Kichern zu hören. Dies war ein weiteres Beispiel dafür, daß er sie wohl immer einschüchterte und ihnen drohte, sie aber dann doch nicht bestrafte, dachte Jim. Sie hatten allen Grund, ihn für einen Papiertiger zu halten.
    »Und was euch andere betrifft…« Er hob seine Stimme, und von einem Augenblick zum anderen waren weder Gespräche noch Atemgeräusche zu hören. »Es gibt einen einzigen Grund, aus dem ich euch nicht jetzt sofort in Käfer verwandle: Ich will, daß ihr weiterhin den notwendigen Pflichten auf der Burg nachgeht. Aber ihr alle werdet heute nacht böse Träume haben!«
    Er wirbelte herum und schritt von dannen. Die rote Robe umflatterte seine Füße. Diesmal blieb es hinter ihm still. Angie beeilte sich, zu ihm aufzuschließen. Da Sir John immer noch höflich vor der Tür zur Großen Halle wartete, hatte Angie nur die Zeit, Jim schnell eine Frage zuzuflüstern.
    »Wie kannst du es schaffen, dir bis zum Dunkelwerden für jeden einen Traum auszudenken? Und würde das nicht eine Menge Magie verbrauchen?«
    »Kein bißchen«, sagte Jim und grinste auf sie runter. »Ich muß mir keinen einzigen Alptraum ausdenken, und ich muß
    auch keine Magie verbrauchen.«
    »Hör auf damit!« sagte sie scharf, aber leise. »Sag es mir!«
    »Da sie glauben, daß sie Alpträume haben werden, werden sie auch welche haben. Und am Morgen werden sie sich alles erzählen und versuchen, die anderen mit den Schrecken, die sie geträumt haben, zu übertrumpfen. Daher wird jeder, der nichts geträumt hat, sich etwas ausdenken – und schließlich selbst daran glauben. Und am Ende werden sie sich den Rest ihres Lebens an diese Nacht erinnern.«
    Sie traten zu Chandos und gingen zusammen wieder ins Innere. Jim warf einen Blick über die Schulter. Die Menge auf dem Burghof hatte sich bereits zerstreut, nur ein paar Nachzügler rannten jetzt so schnell sie konnten an ihren Arbeitsplatz zurück.
    »Alles erledigt, Sir James?« fragte Chandos, als sie die immer noch leere Halle zur hohen Tafel hinuntergingen.
    »Ich denke schon.«
    »Ich muß sagen, Eure Bediensteten kennen ihre Pflichten erstaunlich gut. Es war kaum ein Wort nötig. Nur die Frage der Frau… wegen des Zimmers – und auch das war in einem Wimpernschlag geklärt.«
    »O danke. Warum fangt Ihr und meine Dame nicht schon mal mit dem Essen an? Ich bin gleich wieder da. Ich muß nur diese Robe ausziehen, und aus magischen Gründen kann ich keine Magie benutzen, um sie so auszuziehen, wie ich sie anzog. Ich renne hoch zur Kemenate, zieh mir etwas anderes über und bin praktisch sofort zurück. Ihr müßt wirklich nicht auf mich warten.«
    Er drehte sich um und ging. Angies Zustimmung setzte er als gegeben voraus. Ihm war plötzlich völlig bewußt geworden, was er getan hatte, als er die Robe anlegte. Je früher er sie wieder loswurde, desto besser.
    Er ging rasch durch die Anrichtestube, wo es keiner wagte, ihm in die Augen zu sehen, und weiter zum Fuß der Treppe. Als er hochlief, fiel das warme Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben, als er die Bediensteten mit ihren eigenen Alpträumen gestraft hatte, von ihm ab.
    Es gab keinen Grund, sich selbst zu beglückwünschen. Er hatte sich groß in Form gefühlt, auch wenn das gar nicht der Fall war. Das einzige, was er mit der Menge da draußen gemacht hatte, war, einen neuen Trick anzuwenden. Wenn sie das bemerkten, würde das jedweden Verdacht, den sie gegen ihn hegten, nur bestätigen.
    Die Treppenflucht schien ihm einerseits sehr lang zu sein, andererseits
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