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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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im Bett auf.
    »Niemals hab ich das! Ich gebe für keinen auf! Für keinen, M'lord!«
    »Ich verstehe. Ich hatte unrecht.«
    »Er ist wirklich stärker geworden oder so – er hat ehrlich
    und gerecht gewonnen!« »Ich glaube dir, ich glaube dir ja. Leg dich wieder hin. Wir
    machen uns im Augenblick um dich Sorgen, nicht um Tom.«
    Langsam legte sie sich zurück.
    »Er hat ehrlich gewonnen«, wiederholte sie mit einer Stimme, die fast ein Flüstern war. »Macht Euch um mich keine Sorgen. Aber jetzt ist er ein richtiger Mann. Jeder, der sich jetzt über ihn lustig macht, wird sich mit ihm hauen müssen oder es zurücknehmen! Und wir werden vor der Apfelernte in diesem Herbst Mann und Frau sein.«
    Jim sah sie an. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn. Eine tiefe, innige Zuneigung wuchs in ihm. Diese zwei Kinder… aber Kinder in einer Zeit, in der sie für alt genug galten, die Pflichten einer Ehe zu übernehmen… Er stand auf und suchte in der kleinen Lederbörse an seinem Gürtel herum.
    »Hier«, sagte er und gab ihr eine Münze. Sie nahm sie entgegen und starrte ungläubig darauf.
    »Ein ganzer Goldleopard, M'lord?«
    In Jims Magen breitete sich ein ungutes Gefühl aus. Sein Instinkt hatte recht gehabt. Er hatte den Besuch schließlich doch noch vermasselt.
    Wie jeder andere wußte sie, was die Münze wert war, die sie in der Hand hielt. Es war die kleinere der zwei Münzen, die Florin genannt und in England in diesem Jahrhundert das erste Mal geprägt wurden. Ihr Wert entsprach drei Schillingen – und ein Schilling war das, was einem Ritter mit einem Dienstmann und seinen eigenen Waffen, Rüstung und Pferden am Tag dafür bezahlt wurde, in den Kampf zu ziehen. Mit Sicherheit hatte sie in ihrem Leben eine solche Münze noch nie gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten. Sie hielt sie jetzt so vorsichtig zwischen den Fingern, als fürchtete sie, daß das Geldstück verschwände, wenn sie zu hart zudrückte.
    »Hochzeitsgeschenk«, sagte Jim, der plötzlich heiser war. Er zog sich aus dem Zimmer zurück. »Leg dich jetzt hin. Das ist ein Befehl. Schlaf etwas.«
    May schloß gehorsam die Augen. Jim schlüpfte durch die Tür und ließ sie angelehnt. Sein Gewissen quälte ihn bereits – er war so dumm. Jetzt würde sich wahrscheinlich jeder Bedienstete der Burg irgend etwas ausdenken, um auch eine Münze zu bekommen. Das Geschenk war für jedweden Bediensteten einfach zu groß, und für einen Lehrling der Anrichtestube erst recht.
    Jim hatte in seiner Geldbörse nach einer Silbermünze gekramt, die die gleiche Größe hatte, aber dünner und nur vier Pence wert war. Selbst das wäre ein Geschenk gewesen, bei dem jemandem wie May oder Tom die Augen übergegangen wären. Vielleicht war es sogar der einzige Leopard gewesen, den sie im Augenblick in der Burg hatten. Wenn Angie das hörte – er lenkte seine Gedanken wieder in andere Bahnen. Er mochte sich wie der Idiot zweier Universen vorkommen – aber es lohnte nicht, über vergossene Milch zu klagen.
    Wenigstens würde die Münze May und Tom glücklich machen… statt einfach nur ein Teil der Steuerzahlung zu sein.
    Er hielt an. Hatte sie ihm wirklich gehorcht und versuchte nun zu schlafen? Wenn sie noch wach war, könnte sie gerade alles mögliche anstellen. Sie könnte sogar versuchen, die Münze zu schlucken, damit niemand sie ihr zu stehlen vermochte, aber dafür war das Geldstück zu groß. Wenn sie das probierte, würde sie gewiß ersticken. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging leise zur angelehnten Tür zurück. Vielleicht war es besser, wenn er ihr einfach erklärte, daß das mit dem Leoparden ein Fehler gewesen war und er für sie ein Silberstück hatte.
    Jim blickte durch den schmalen Spalt. May lag auf der linken, ihm zugewandten Seite. Ihre rechte Hand drückte etwas, wahrscheinlich die Münze, an ihren Busen, und ihre Augen waren fest geschlossen. Ein paar Tränen rollten die Wangen hinunter. Nein, so etwas konnte er ihr nicht sagen. Unmöglich.
    Da sie so still dalag, glaubte Jim, daß der Schlaf schließlich doch sein Recht gefordert hatte. Jim öffnete die Tür noch ein wenig, um den Kopf durch den Spalt zu stecken und sicherzugehen, daß sie wirklich schlief – die Tür quietschte, und die Augenlider des Mädchens flogen auf.
    Er zog rasch den Kopf zurück und ließ die Tür offenstehen. Draußen lauschte er ein paar Sekunden. Von innen war kein Laut zu hören.
    »M'lord!« rief ihre Stimme aus dem Zimmer. »Bitte, M'lord,
    darf ich Euch
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