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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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klären ihre Streitigkeiten doch sonst an einem ruhigen oder versteckten Ort, wo ihre Vorgesetzten sie nicht entdecken würden.«
    Jim und Angie traten beide zum benachbarten Fenster.
    »Das sind schon wieder diese beiden!« rief Angie aus, »May Heather und Tom, und – o Jim, er hat es diesmal geschafft, sie am Boden festzunageln, und schlägt fest auf sie ein. Er könnte sie ernstlich verletzen! Warum schreitet keiner der älteren ein?«
    »Entschuldigt mich, Sir John«, sagte Jim, der bereits auf dem Weg zur Tür war. Angie folgte ihm auf den Fersen, und Chandos kam hinterher. So schnell es eben auf der Turmtreppe möglich war, rannten sie hinunter.
    Sie rannten durch die leere Halle, auf deren Tischen bereits Tischtücher lagen und einige Pokale, Krüge und Tabletts standen. Angie bemühte sich, zu Jim aufzuschließen. Es war durchaus nicht so, daß sie nicht schnell rennen konnte. In der modernen Welt, aus der sie und Jim stammten, hatte sie beim 100-Meter-Lauf der Frauen in ihrem letzten Highschooljahr einen Pokal gewonnen. Aber es war nicht so leicht zu rennen, wenn man dabei ein schweres, bodenlanges Gewand mit beiden Händen hochhalten mußte.
    Immerhin konnte sie sich damit trösten, daß sie schneller als Chandos war.
    Ein Blick über die Schulter zeigte ihr aber, daß der Ritter wohl aus Höflichkeit drei Schritte hinter ihr blieb. Sie stürmten durch die Halle in den Burghof.
    Jim war knapp vor der Tür stehengeblieben und ergriff Angies Arm, als sie vorbeieilen wollte. Dann schritten sie zusammen auf den Ort des Geschehens zu. Keiner aus der Menge hatte sie bislang bemerkt. Es war eine ungewöhnlich leise Versammlung, auch wenn einige Leute wie aufgeregte Kinder herumsprangen.
    »Was geht hier vor?« brüllte Jim plötzlich, als sie bis auf drei Schritte heran waren. Alle blieben wie angewurzelt stehen, einige sogar in den merkwürdigsten Stellungen. Alle Köpfe wandten sich zu Jim um und starrten ihn an – der, wie Angie mit einem Mal bemerkte, jetzt genau so eine rote Magierrobe trug, wie Carolinus sie immer anhatte.
    »Ich dachte, die Robe wäre Magiern der Kategorie Eins vorbehalten«, zischte sie ihm zu.
    »So ist es«, murmelte er zurück. »Aber das wissen sonst nur Magier.«
    Ob es nun die Robe war oder nicht – wäre er in seiner Drachengestalt aufgetaucht, hätte die Wirkung nicht größer sein können. Er entschloß sich, das Eisen zu schmieden, solange es heiß war.
    »Wollt ihr alle in Käfer verwandelt werden?« brüllte er mit seiner besten Magierstimme, »…in Käfer verwandelt und in Bernstein eingeschlossen bis zum Tag des Jüngsten Gerichts?«
    Die Drohung wirkte zweifelsohne echt – vermutlich zu echt.
    Niemand von ihnen hatte ihn je so erlebt, und jede Drohung, die mit Magie zu tun hatte, war für sie nur allzu glaubhaft.
    Sie öffneten still und mit käsigen Gesichtern für ihn und Angie eine Gasse. Sir John wartete derweil höflich, aber interessiert vor der Tür ab. Am Ende der Gasse, gleich vor dem Kücheneingang, stand Tom, der Küchenjunge, breitbeinig und leicht schwankend über einer Gestalt, die still auf dem festgestampften Boden lag.
    »Oh!« brach es aus Angie mit einem Tonfall heraus, der eine seltsame Mischung aus Mitleid und Zorn darstellte. Sie rannte zu der am Boden liegenden Gestalt hinüber und kniete sich daneben. Die Gestalt hob einen blutverschmierten Kopf, der nur mit Mühe als May Heather zugehörig erkannt werden konnte.
    »Es ist alles in Ordnung, M'lady«, sagte sie mit schwacher Stimme, »mir geht es gut – ich bin nur ein bißchen erschöpft.«
    »Was das betrifft«, sagte Angie, »werden wir dich nach oben in ein Bett tragen, dich säubern und dann entscheiden, wie es dir geht.«
    »Du hast verloren!« sagte Tom plötzlich wild.
    »Ja«, sagte May. »Verloren hab ich.« Ihr Kopf sank wieder auf den Boden zurück.
    »Du, du, du und du…«, sagte Angie und zeigte mit dem Finger auf einen männlichen Bediensteten nach dem anderen. »Hebt sie auf. Vorsichtig! Und tragt sie – vorsichtig, sagte ich
    – in das erste leere Gästezimmer auf der untersten Etage desTurms…«
    »M'lord!« May Heather schaffte es erneut den Kopf zu heben, als die vier Männer sie gerade zurechtrückten. »Bitte, M'lord, verwandelt Tom nicht in einen Käfer!«
    »Das ist mir gleich!« grummelte Tom leise vor sich hin.
    Jim richtete seinen Blick mit, wie er hoffte,
     
    schreckenerregender Langsamkeit auf den Jungen, der erbleichte, aber unnachgiebig den Blick erwiderte.
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