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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Autoren: Gordon R. Dickson
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den Kopf erhoben, und ihre spitzen Krallen wölbten sich ihrem Gegner entgegen. Aber als sie den halben Weg zwischen dem Wald und Mnrogar zurückgelegt hatten, wurden sie plötzlich langsamer und langsamer, bis sie stehenblieben.
    Sie starrten Mnrogar, der immer noch reglos dastand, einen Augenblick lang an, machten dann abrupt kehrt und brüllten den Trollen am Waldrand etwas zu.
    »Worauf wartet Ihr?« riefen die wilden Doppelstimmen. »Ich habe euch gesagt, daß ich mich um Mnrogar kümmern würde; ihr könnt alle anderen haben. Das war die Abmachung. Hier sind mehr von euch als von denen. Warum zögert ihr?«
    Die Zwillinge zeigten auf die Krippe.
    »Da sind sogar zwei, die haben keine Waffen bei sich, dafür aber ein Junges. Die könnt ihr ohne die geringste Mühe nehmen - und trotzdem zögert ihr. Also, folgt mir jetzt!«
    Die Trolle am Waldrand traten vor und kamen auf die Lichtung hinaus, schienen es aber immer noch nicht besonders eilig zu haben.
    Plötzlich ertönte ein Brüllen von den Tribünen, und man sah überall Schwerter aufblitzen, während Bewaffnete und Ritter sich von den Zuschauerrängen auf die freie Fläche davor ergossen. Aber einen Augenblick später hielten sie, wie auch die Trolle, abrupt inne, da aus dem nahen Wald ein neues, anderes Geräusch des Zornes erklang - ein anschwellendes Brüllen, wie nur Drachen es hervorbringen. Drachen, die kurz davor standen, um ihren Segen gebracht zu werden.
    Die Zwillinge hatten zu einem neuerlichen Ansturm auf Mnrogar angesetzt, aber bei diesem neuen Lärm blieben auch sie stehen und wandten sich dessen Quelle zu. Einen Augenblick lang standen alle auf dem Feld reglos da.
    Es war nur ein Warngebrüll gewesen, wie Jim gleich erkannt hatte. Aber die Trolle wußten bereits, daß die Drachen da waren, und ihr Eingreifen, zusätzlich zu dem Unvermögen der Zwillinge, ihren Ansturm auf Mnrogar zu vollenden, verwirrte sie. Die Leute auf den Tribünen hatte dieses Geräusch, das sie genauso schnell wie die Trolle erkannt hatten, buchstäblich gelähmt.
    Einen Augenblick lang dauerte die Stille an, dann erhob sich eine einzelne Stimme von den Tribünen.
    »Holt Sir Drache!« jammerte die Stimme. »Wo ist Sir Drache?«
    Jetzt war Jim an der Reihe, wenn nicht betäubt, so doch verblüfft zu sein. Dann fiel ihm aus seinen Mittelalterstudien wieder ein, daß die Schauspieler in dieser Zeit nach einer Aufführung vortraten und das Publikum daran erinnerten, daß sie nicht wirklich die Charaktere waren, die sie dargestellt hatten.
     Der Augenblick der Ungewißheit, in dem alles in der Schwebe hing und nichts sich regte, dauerte noch eine Sekunde länger, und in diesem Augenblick blitzte in Jims suchendem Hirn eine Idee auf. Sie brauchten nun dringend etwas, womit sie die Nerven der Trolle nur noch ein klein wenig mehr anspännen konnten, und plötzlich war ihm die Aurora borealis wieder eingefallen, das Polarlicht, das in diesen frostkalten Nächten seine Farben manchmal über gut die Hälfte des Himmels spielen ließ.
    Der Abend war noch nicht weit genug fortgeschritten, als daß man diese Lichter normalerweise erwarten durfte. Aber Jim gab sich alle Mühe, sich eben diese Lichter vorzustellen, wie sie den Himmel mit ihren Farben überhauchten.
    Es funktionierte.
    Hinter den westlichen Bäumen erschienen auf dem roten Abendhimmel große Ströme und Wellen, fließende Vorhänge in ungezählten Farben - Gelb, Grün und ein feineres, helleres Rot als das des Sonnenuntergangs wölbten sich über den Himmel. Alle Köpfe wandten sich nach oben, von Menschen wie Trollen gleichermaßen.
    Jim ließ seine Stimme gewaltig anschwellen und sprach, als stünde er hoch oben über der Lichtung.
    »Mnrogars Höhle kämpft fiir Mnrogar!«
    Als hätte ein einziger Impuls sie in Gang gesetzt, drehten sich alle Trolle auf der Lichtung um und stürzten zurück in den Wald. Die Zwillinge sahen sich erschrocken um und rannten hinter den anderen her, riefen ihnen zu, daß sie zurückkommen sollten.
    Aber keiner der Trolle kehrte um, und die Zwillinge verlangsamten ihr Tempo und blieben am Waldrand stehen. Einen Augenblick lang starrten sie in die Dunkelheit zwischen den Bäumen, dann drehten sie sich abermals um und sahen Mnrogar an.
    Mnrogar war still und reglos wie eine Statue.
    »Du!« schrien die Zwillinge und stürzten mit erhobenen Armen und gebleckten Zähnen auf ihn zu. Diesmal gab es kein Zögern. Weiter und weiter liefen sie, bis sie beinahe mit Mnrogar zusammenstießen. Ganz
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