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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Autoren: Gordon R. Dickson
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stehen. »Also, wenn ihr nun einigermaßen still stehen wollt, wird unser Sohn euch segnen.«
    Hastig verlieh er seiner Stimme wieder den leicht schrillen, kindlichen Klang. In seinen eigenen Ohren hörte sie sich absolut unglaubwürdig an, aber die Leute auf den Tribünen schienen sie zu akzeptieren. Andererseits würden sie wahrscheinlich alles akzeptieren; die Magie, die dieser Szene Wirklichkeit einhauchte, lag in ihnen, nicht in ihm.
    »Mögt ihr von diesem Augenblick an bis in alle Ewigkeit gesegnet sein, ihr Drachen«, sagte er von der Krippe aus. »Gehet hin, um in Zukunft bessere und klügere Drachen zu sein und um friedlich auf dieser Erde zu leben, die wir alle teilen und die mein himmlischer Vater geschaffen hat.«
    Es war schwer zu glauben, dachte Jim, aber die Drachen strahlten geradezu, sobald der Segen ausgesprochen war. Als sie nun tief einatmeten, schienen sie von Glück und Stolz erfüllt zu sein.
    »Und möge dieser Segen künftig für alle Drachen gelten!« rief Jim mit seiner Krippenstimme. »Kehrt jetzt zu euresgleichen zurück und lebt in Frieden miteinander!«
    Insgeheim hatte Jim wenig Hoffnung, daß den Drachen das friedliche Zusammenleben besser gelingen würde als irgendwelchen anderen Geschöpfen auf Erden. Er war sich ziemlich sicher, daß sie binnen einiger Stunden ihr altes Gezänk wieder aufnehmen würden - spätestens dann, wenn jeder von ihnen eine andere Schilderung des Segens geben würde. Aber das war nicht weiter wichtig, denn jetzt, da Secoh sich abgewandt hatte, machten auch die anderen Drachen kehrt und gingen gemeinsam wieder in den Wald.
    Von den Tribünen erhob sich lauter Jubel. Jim drehte sich um und sah, daß Mnrogar ohne unziemliche Hast auf den Wald zusteuerte. Das Mittelalter liebte einen Sieger, und unter denen, die nun aufstanden und jubelten, war auch der Graf selbst, wie Jim mit großem Interesse bemerkte.
    Jim wandte sich wieder an Angie.
    »Maria!« sagte er und richtete seine Stimme auf das Publikum. »Nun sind die Drachen gesegnet und wieder fortgegangen, ohne uns ein Leid zu tun. Alles hat ein gutes Ende genommen.«
    Maria griff ihr Stichwort sofort auf.
    »Du hast recht, Josef«, sagte sie und sah das Publikum an. »Unser Stück ist vorbei.«
    Dann trat sie einen Schritt auf das Publikum zu.
    »Würden unser huldvoller Prinz, unser Herr Graf und unser Herr Bischof uns die Ehre antun, vorzutreten und sich den Ort ansehen, an dem diese Geschichte erzählt und dieses Stück aufgeführt wurde?«
    Eine solche Einladung war, dachte Jim, in gewisser Hinsicht ein zweischneidiges Schwert. Es war eine großzügige Geste, die wichtigsten der Anwesenden zu fragen, ob sie in den Genuß des Privilegs kommen wollten, einen besseren Blick auf die Bühne zu werfen; gleichzeitig war es eine gewisse Herausforderung - in der Hinsicht, daß sie eingeladen wurden, sich einen Ort anzusehen, an dem wunderbare und magische Dinge sich ereignet hatten.
    Natürlich konnte keiner der drei Männer das Angebot ablehnen.
    Der Graf hatte sich bereits erhoben. Nun stand auch der Prinz auf. Der Bischof tat es ihm nach. Sie gingen die Tribünen hinunter und durch den Schnee zu den Kulissen, und ihr Schritt verriet Entschlossenheit, aber keine unziemliche Eile.
    Jim warf noch einmal einen Blick auf den Ochsen und den Esel. Sie waren so ruhig, wie er solche Tiere nur je erlebt hatte. Dann warf er noch einen Blick gen Himmel; die Nordlichter wirkten jetzt, da die Sonne beinahe unterm Horizont versunken war, noch beeindruckender und strahlender als zuvor.
    Jim schlenderte scheinbar ohne besonderen Zweck zu Angie hinüber und zischte ihr dann aus dem Mundwinkel etwas zu.
    »Die Leute denken vielleicht, daß wir immer noch Josef und Maria sind - die Figuren aus dem Stück«, sagte er, ohne den Blick von den drei näher kommenden Gestalten abzuwenden. »Du bist weiter Maria und ich werde weiter Josef sein, bis wir eine Gelegenheit bekommen uns nach hinten zu schleichen, unsere Überwürfe auszuziehen und als wir selbst zurückzukehren. Ich gebe dir ein Zeichen, um dich wissen zu lassen, wann es soweit ist.«
    »Geht in Ordnung«, antwortete Angie.
    Es dauerte nur noch ein oder zwei Sekunden, bis der Graf, der Bischof und der Prinz bei ihnen waren. Jim riskierte einen Blick zum Waldrand, wo die Drachen gewartet hatten. Glücklicherweise schienen sie mit ihrem Abflug warten zu wollen, bis das Publikum weggegangen war.
    Der Mond ging gerade erst auf, aber man konnte ihn trotz des magischen Lichtes,
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