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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Bogenschützen kommt einmal der Tod. Das habe ich immer gewußt, und ich bin es zufrieden.«
    »Ihr seid nicht mehr nur ein Bogenschütze.« Danielles Stimme war fest und ruhig. »Ich habe Euch zum Ritter gemacht, und Ihr seid ein Ritter; und für einen Ritter ziemt es sich nicht, daß Ihr Euch ohne meine Erlaubnis davonmacht. Und ich will nicht, daß Ihr geht. Ich werde Euch nicht gehen lassen!« Mit einer Kraft, die Jim überraschte, obwohl ihm Brian erzählt hatte, daß sie einen hundertpfündigen Bogen spannen konnte, hob Danielle Dafydds Oberkörper mühelos in ihren Armen hoch, legte seinen Kopf an ihre Schulter und drückte ihn an sich.
    »Ich habe Euch«, sagte sie; und obwohl ihre Augen völlig trocken waren und ihre Stimme recht ruhig, fast sachlich, schnitt ihr Ton Jim ins Herz, »und ich werde Euch niemals jemand anderem überlassen, nicht einmal dem Tod, außer wenn Ihr selbst von mir gehen wollt. Ihr müßt mir sagen, daß Ihr mich verlassen wollt, sonst könnt Ihr nicht sterben.«
    Dafydd lächelte schwach.
    »Tatsächlich…«, sagte er; und in dem darauf folgenden Augenblick, in dem er nichts sagte, glaubte Jim, dieses eine, schwach gehauchte Wort sei sein letztes gewesen.
    Aber der Bogenschütze redete weiter.
    »Dann ist es also wahr, Ihr wünscht wirklich, daß ich am Leben bleibe. Wenn das so ist, dann muß mich der Tod gegen meinen Willen holen, und ich glaube, das kann er so wenig wie irgend jemand sonst, denn, seht Ihr, ich wurde noch nie zu etwas gezwungen, und das soll auch jetzt nicht geschehen.«
    Er schloß die Augen, drehte den Kopf ein wenig, legte ihn an ihre Brust und sagte nichts mehr. Aber sein Brustkorb hob und senkte sich weiterhin regelmäßig.
    »Er wird am Leben bleiben«, sagte Carolinus zu Danielle. »Er hat keine Bezahlung dafür gefordert, daß er hierher mitgekommen ist, und jetzt, wo er mitgeholfen hat, diesen Tag mit einem Sieg zu beenden, kann nicht einmal die Revisionsabteilung einen Preis von ihm fordern.«
    Das Mädchen gab dem Zauberer keine Antwort, sondern neigte den Kopf über Dafydds sich leicht bewegende Brust und saß da, mit ihm in den Armen, als wolle sie, wenn nötig, für immer so sitzenbleiben. Jim, Brian und der Zauberer wandten sich zu Aragh und Secoh, der den Ausbruch seines Schmerzes überwunden hatte und jetzt ruhig neben Smrgols Leiche saß.
    »Wir haben gesiegt«, sagte Carolinus. »Zu unseren Lebzeiten wird dieser Ort niemals wieder genug Kräfte sammeln können, um die Welt anzugreifen.«
    Er wandte sich an Jim.
    »Und jetzt, James«, sagte er. »Ihr wolltet nach Hause. Der Weg ist frei.«
    »Gut«, sagte Jim.
    »Nach Hause?« fragte Brian. »Jetzt?«
    »Jetzt«, sagte Carolinus. »Er hat sich von Anfang an gewünscht, in seine Heimat zurückzukehren, Herr Ritter. Habt keine Angst, der Drache, der der eigentliche Besitzer dieses Körpers ist, den James innehatte, wird sich an alles erinnern, was hier geschehen ist, und er wird Euer Freund bleiben.«
    »Angst?« Irgendwie schaffte es Brian, noch einen Funken Energie aufzubringen, den er auf Arroganz verwenden konnte. »Verdammt, ich fürchte mich vor keinem Drachen! Es ist nur… ich werde Euch vermissen, James!«
    Jim starrte Brian an und entdeckte verblüfft, daß die Augen des Ritters randvoll mit Tränen standen. Er hatte vergessen, was er während seiner Studien des europäischen Mittelalters gelernt hatte, daß nämlich die Menschen damals ebenso ungezwungen weinten wie sie lachten; sein eigenes, gehemmtes Ich des zwanzigsten Jahrhunderts empfand bei diesem Anblick nur peinliche Verlegenheit.
    »Ja, wißt Ihr …«, murmelte er.
    »Gut, gut, James«, sagte Brian und wischte sich mit einem herabhängenden Ende von Geronde de Chaneys Liebespfand über die Augen. »Was sein muß, muß sein! Auf jeden Fall werde ich, aus Respekt vor diesem alten Knaben hier« – er nickte zu dem toten Smrgol hinüber – »zusehen, was man in dieser Angelegenheit eines Bündnisses zwischen Menschen und Drachen tun kann, also werde ich den, der Euren Körper dann besitzt, recht oft treffen, und es wird ein wenig so sein, als wenn Ihr noch da wäret, auf jeden Fall.«
    »Er war großartig!« platzte Secoh heraus und starrte auf die Leiche des alten Drachen zu seinen Füßen. »Er hat mich stark gemacht – zum erstenmal in meinem Leben. Was immer er wollte, ich würde es tun!«
    »Dann komm mit mir und verbürge dich für die Drachenseite«, sagte Brian. »Ja, James, ich glaube, dann müssen wir Lebewohl sagen
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