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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Mundhöhle und die riesigen Reißzähne waren ganz nahe, aber dahinter, in den dunklen Drachenaugen, entdeckte Jim einen Ausdruck ungewöhnlicher Zuneigung und Besorgnis.
    »Vergiß nicht«, sagte Smrgol beinahe weich, »daß du ein Nachkomme von Ortosh und Agtval bist, und von Gleingul, der die Seeschlange auf den Flutbänken der Gray Sands tötete. Deshalb sei tapfer. Aber denke auch daran, daß du mein einziger noch lebender Verwandter und der letzte unserer Familie bist – deshalb sei vorsichtig!«
    Die Stimme des alten Drachen geriet ins Schwanken und versagte ihm. Er schien einen Augenblick lang zu kämpfen, ehe er weitersprach.
    »Und … äh … viel Glück für Euch … äh … James!«
    Dann wurde der Kopf herumgerissen, als Smrgol herumschwang, um Secoh und Bryagh entgegenzutreten, die ineinander verbissen beinahe auf seinen Rücken krachten. Jim wandte sich zum Turm zurück und hatte gerade noch Zeit, sich selbst in die Luft zu schwingen, bevor der heranstürmende Unhold ihn erreichte.
    Er war ohne nachzudenken geflogen, wie es sein Dracheninstinkt bei einem Angriff verlangte. Er bemerkte den Unhold vor sich, der jetzt stehenblieb und seine riesigen grauen Füße tief in die Erde grub. Die mit rostigen Eisenbändern beschlagene Keule blitzte vor Jims Augen auf, und er fühlte einen heftigen Schlag hoch oben an der Brust, der ihn rückwärts durch die Luft schleuderte.
    Jim wedelte mit den Flügeln, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Das übergroße Idiotengesicht grinste ihn nur ein paar Meter entfernt an. Die Keule holte nach oben zu einem neuen Schlag aus.
    In Panik warf sich Jim mitten in der Luft zur Seite, wich zurück, und sah, wie der Unhold einen Schritt vorwärts schwankte. Wieder holte die Keule aus – schnell! Wie konnte ein Wesen, das so groß und unbeholfen aussah, so flinke Hände haben? Jim fühlte, wie er aus der Luft zu Boden geschmettert wurde, und ein scharfer Schmerz schoß wie eine Lanze durch seine rechte Schulter. Eine Sekunde lang dräute ein dickhäutiger Arm über ihm, und seine Zähne bissen unwillkürlich hinein.
    Jim wurde durchgeschüttelt wie eine Ratte von einem Terrier, dann weggeschleudert. Er schlug mit den Flügeln, um wieder sichere Höhe zu gewinnen, und fand sich sechzehn Fuß hoch über dem Boden wieder, wie er auf den Unhold hinunterstarrte, der grunzte und die Keule verlagerte, um nach oben zu schlagen. Jim schöpfte Luft mit seinen Flügeln, warf sich rückwärts und wich dem Schlag aus. Die Keule pfiff durch die unempfindliche Luft; und Jim stieß nach vorne und riß mit den Zähnen an der großen Schulter, bevor er sich wieder freikämpfte. Immer noch grinsend drehte sich der Unhold um und sah ihn an. Aber jetzt quoll dort, hoch an der Schulter, wo Jims Zähne zugebissen hatten, Blut heraus und tröpfelte herab.
    Unvermittelt kam Jim eine Erkenntnis.
    Seine Panik war verschwunden. Er fürchtete sich nicht mehr. Er hing in der Luft, gerade außer Reichweite des Unholds, lauerte auf irgendeine Öffnung in der Deckung, die ihm irgendeinen Vorteil verschaffen könnte, und ein mächtiger Strom von Energie, der alle seine Sinne schärfte, durchfloß ihn. Er entdeckte, daß bei einem Kampf – wie bei sehr vielen ähnlichen Dingen – nur das schlimm war, was davor lag. Sobald die Schlacht begonnen hatte, übernahmen Instinkte, die einige Millionen Jahre alt waren, das Kommando, und man hatte keine Zeit und keinen Gedanken mehr für irgend etwas anderes außer der Konfrontation mit dem Feind.
    So war es auch jetzt.
    Der Unhold drang wieder auf ihn ein, und das war seine letzte verstandesmäßige Wahrnehmung in diesem Kampf; alles andere ging unter in den Anstrengungen, die jeden Augenblick notwendig waren, um zu verhindern, daß man getötet wurde, oder zu ermöglichen, daß man selbst den anderen tötete.
    Es war eine lange, nebelhafte Zeitspanne, an die er sich später nur undeutlich erinnern konnte. Die Sonne wanderte den weiten Himmelsbogen hinauf, überschritt den Mittelpunkt und sank wieder hinab. Auf dem aufgerissenen, sandigen Boden des Damms bewegten sich der Unhold und er selbst hin und her, täuschten, schmetterten und schlugen aufeinander los. Manchmal war Jim in der Luft, manchmal auf der Erde. Einmal hatte er das Monster auf ein Knie niedergerungen, konnte aber seinen Vorteil nicht ausbauen. Ein anderes Mal hatten sie sich halb den Abhang zum Turm hinaufgekämpft, und der Unhold hatte Jim in einer Spalte zwischen zwei riesigen Felsbrocken
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