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Drachenmonat

Drachenmonat

Titel: Drachenmonat
Autoren: Ake Edwardson
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endang und bogen an der Flusskrümmung zum Zentrum ab. Es wurde Zentrum genannt, aber es bestand aus nicht mehr als ein paar Geschäften, einer Tankstelle, einer Würstchenbude und einem Marktplatz. In der Würstchenbude war ich bekannt. Abends, bevor sie schloss, konnte man angebrannte Würstchen mit Brot und Senf für fünfundzwanzig Öre bekommen. Manchmal war das Würstchen kaum angebrannt, nur etwas schwarz an einem Ende.
    »Wir können die fünfzig Öre sparen und uns heute Abend zwei angebrannte Würstchen kaufen«, sagte ich, als wir an der Bude vorbeigingen.
    »Du meinst, dass ich sie sparen soll«, sagte Kerstin.
    »Es war nur ein Vorschlag.«
    »Angebrannte Wurst ist ungesund.«
    »Warum?-«
    »Wegen des Rußes. Man darf nichts Verkohltes essen.«
    »Kohle ist sauber«, sagte ich. »Man reinigt alles im Feuer.«
    »Das hat aber doch nichts mit Essen zu tun«, sagte Kerstin. »Na ja, Eis schmeckt auch gut«, sagte ich, weil ich keine Lust hatte, die Diskussion weiter fortzusetzen. »Was möchtest du haben?-«, fragte Kerstin. »Das entscheidest du.«
    Ich wartete vor dem Laden, während sie hineinging. Ein Traktor mit einer Ladung Mist fuhr vorbei. Der Gestank wehte erst eine Weile später zu mir rüber, nachdem der Traktor schon verschwunden war.
    Kerstin kam mit zwei Eis am Stiel heraus.
    »Es gab nur noch Vanille.«
    »Das schmeckt am besten.«
    »Igitt, wie riecht das hier denn?«
    »Schweinescheiße.« Ich wies mit dem Kopf zur Kreuzung. »Da ist gerade ein Mistwagen vorbeigefahren.«
    »Es liegt ja auch Mist auf der Straße. Müssen die denn mitten durch die Stadt fahren?«
    »Nein, aber ich glaube, es macht ihnen Spaß.«
    »Mir gefällt das nicht.«
    »Hast du schon mal von den beiden Idioten gehört, die im Zentrum stehen und eine Ladung Mist vorbeifahren sehen?«, fragte ich.
    »Denkst du dabei an uns?«
    »Es ist ein Witz.«
    »Okay, also weiter.«
    »Einer der beiden Idioten ruft dem Traktorfahrer zu: >Was willst du denn mit dem Mist?-< - >Den brauch ich für die Erdbeeren<, ruft der Bauer zurück. >Aha<, sagt der Idiot, > zu meinen Erdbeeren ess ich lieber Sahne.««
    »Wahnsinnig witzig«, sagte Kerstin. »Hier. Was für ein Glück, dass es kein Erdbeereis ist.«
    Sie reichte mir mein Eis. Ich nahm es und pulte die Goldfolie ab. Wenn man das zwischen die Zähne bekam, prickelte es im ganzen Körper.
    Wir setzten uns wieder in Bewegung. Das Eis war kalt und schmeckte gut. Der Gestank nach dem Mist hatte sich aufgelöst. Die Luft war wieder so gesund wie vorher, aber vielleicht war sie ja besonders gesund, wenn sie sich mit Mistpartikeln füllte.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte Kerstin nach einer Weile.
    »Sie hat immer noch die Schlafkrankheit und die Elefantenkrankheit«, antwortete ich. »Du redest aber sehr unfreundlich über deine Mutter.«
    »Bald steht sie vermutlich gar nicht mehr auf.«
    »Du musst mit ihr sprechen.«
    »Was meinst du wohl, was ich tue?-« Kerstin nickte.
    »Wahrscheinlich holen sie sie bald ab«, sagte ich. »Wer?-«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Quatsch, niemand wird sie abholen«, sagte Kerstin.
    Wir begegneten einem alten Mann mit Hund. Sie sahen sich ziemlich ähnlich.
    »Hast du von dem Idioten gehört, der in der Stadt herumspaziert ist und eine Holzkiste an einer Schnur hinter sich hergezogen hat?«, fragte ich.
    »Woher kriegst du eigendich all die Idiotenwitze?«, fragte Kerstin.
    »Willst du ihn hören oder nicht?-«
    Sie antwortete nicht, und ich nahm an, dass sie ihn hören wollte.
    »Okay, er lief also mm und zog diese Kiste hinter sich her, und das machte ganz schön Krach. Schließlich kam ein Polizist auf ihn zu und fragte: >Und was ziehen Sie da hinter sich her, guter Mann?« Der Idiot antwortete, das sei nur eine Holzkiste an einer Schnur. >Aha, aha<, sagte der Polizist, und der Idiot ging weiter. Nach einigen Metern traf er einen anderen Idioten, und der fragte ihn, was der Polizist gesagt habe, und der erste antwortete, der Polizist habe wissen wollen, mit was er da herumziehe, und dass er geantwortet habe, es sei nur eine Holzkiste an einer Schnur - >den geht es nämlich nichts an, dass ich mir einen Hund zugelegt habe!<«
    Kerstin lachte, aber nicht lange.
    Ich lachte auch nicht. Eigendich lachte ich immer über meine eigenen Witze, aber nur deshalb, weil sonst niemand lachte.
    In Wirklichkeit wollte ich Kerstin gar keine Idiotenwitze erzählen. Ich weiß nicht, warum ich es tat.
    »Kannst du nicht mit diesen blöden Witzen aufhören,
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