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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Szameit
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dem Willen all dieser Menschen zu beugen. “Sei in allem, alles sei in dir, Hermel Ellis Goff”, sagt sie zärtlich.
    Goff wehrt brüsk ab. “Marigg hat mich nicht mehr in die Geheimnisse der Meister einweihen können. Außerdem habe ich nicht das Elixier, das ist inzwischen in seine Atome verdampft worden…”
    “Ich gebe dir die Weihen der Meister, Hermel”, sagt sie sanft. “Du sollst der Meister der Sterbenden Sonne Hermel Ellis Goff sein. Geh und kehre wieder.”
    Goff starrt sie entgeistert an. “Du gibst mir die Weihen? Lächerlich.” Dann springt er auf sie zu und schüttelt sie. “Bist du etwa auch…?”
    Sie befreit sich aus seinem Griff und zeigt wieder auf das Lichtermeer. “Wir alle sind es. Was brauchen wir das Elixier! Jeder Mensch ist ein Meister, jeder, der bereit ist, sich dem Kampf zu stellen. Die Kraft des Elixiers ist in uns allen, wir müssen nur lernen, sie zu gebrauchen…”
    Ein dunkler Schatten hastet an ihnen vorüber, dreht sich kurz zu ihnen um. “Miefdego, Bürger, Miefdego!” schmettert der Mann aufgekratzt.
    Goff bricht in schallendes Gelächter aus. Das Lachen krümmt ihn und fährt als wildes Trampeln in seine Beine. “Miefdego!” wiehert er vergnügt und klatscht in die Hände.
    Hendrikje schaut ihm eine Weile ratlos und befremdet zu. Was ist plötzlich in Hermel gefahren? Er gebärdet sich ja wie toll. “Was hast du, soll ich vielleicht…?” fragt sie besorgt.
    “Miefdego”, sagt er, und erneut beginnt er zu kichern, zeigt dabei auf die flimmernden Lettern der Tageslosung. “Das sind die Entscheidungen der Menschen: Eine Grußformel haben sie aus deiner revolutionären Tageslosung gemacht!” gluckst er vergnügt. “Oh, meine Hendrikje! Schwer büßen wirst du diesen Frevel, jetzt erst beginnt dein großer Kampf, und einer deiner unerbittlichsten Gegner heißt Hermel Goff!”
    Eine halbe Minute später tut Hendrikje Buße. Als sie sich von ihm gelöst hat, sagt Hermel mit verdrehten Augen: “Du bist die ehrlichste, klügste, schönste und wärmste Frau auf dieser Welt, Meisterin Hendrikje Goff Greiff.”
    Der Plusterfarn der Rabatten am Fuß der Achternak-Pylone umhüllt sie, und Hendrikje hört kaum noch die Stimme, die erregt flüstert: “Achtung! Mungo in Sektor AP eins, mitten in den Plusterfarnrabatten. Es muß ein Mungo sein…, so wie der…, ha, wie soll man das sagen…? Es ist ganz bestimmt ein Mungo…, der macht das ja mit einer Rasanz… Himmelherrgott, Mungo müßte man sein…”

EPILOG
    Skagit legt den Stift aus der Hand und nimmt den engbeschriebenen Bogen von seinem Schreibtisch.
    In zwei Tagen ist es genau ein Jahr her. Dieses Datum hat sich in sein Gedächtnis eingeprägt wie kein anderes. Das eigens für ihn eingerichtete Schwerewellenlabor scheint sich vor seinen Augen in ein Nichts aufzulösen, und die Bilder der Vergangenheit drängen in sein Bewußtsein.
    Der Boden schlug Wellen wie das Wasser stürmischer Meere. Genau an der Stelle, wo unter meterdickem Gestein die Stationsklinik liegen mußte, sprengten übermächtige Kräfte den Fels auseinander, ein tiefer Riß tat sich auf, aus dem eine dunkle Rauchsäule aufstieg. Skamander antwortete nicht mehr.
    Der Elloraner stammelte unentwegt, Skamander sei tot, alle seien sie umgekommen. Da beulte sich der eilig errichtete Schleusentunnel unter einem mächtigen Stoß und platzte wie eine Seifenblase auseinander. Aus einem nahen Spalt quoll Lava, aber die brauchten sie vorläufig nicht zu fürchten, mit dem Cataphract könnten sie sogar durch das flüssige Gestein hindurchwaten.
    Der Lander schwankte wie betrunken unter den Bebenstößen. Da befahl Flakke, unverzüglich an Bord zurückzukehren. Fast hätte Skagit die Stimme des Kosmanders nicht wiedererkannt, so brüchig klang sie.
    Als sie stolpernd über den berstenden, förmlich zerspringenden Fels liefen, geschah es: Bruno von der Hohen Aue stürzte lautlos in einen sich genau vor seinen Füßen öffnenden Riß. Es waren nicht einmal mehr hundert Schritte bis zum Lander.
    Bruno hing eingeklemmt zwischen den Felswänden in etwa vier Meter Tiefe. Skagit blieb bei ihm. Ellis und Styx rannten zum Lander, um ein Seil zu holen. Sie hatten diesen gerade erreicht, da gab der Boden unter einer Landerstütze nach…
    Skagit überläuft es kalt bei dieser Erinnerung.
    Styx fiel von der Leiter und riß den Elloraner mit zu Boden. Der Schrei fuhr Skagit durch Mark und Bein, seine Zähne gruben sich in die Unterlippe. Den Bruchteil einer Sekunde
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