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Drachenkampf - Zwergenkrieger

Drachenkampf - Zwergenkrieger

Titel: Drachenkampf - Zwergenkrieger
Autoren: Dennis L. McKiernan
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würgten ihn. Bolk schlug nach Thorks Gesicht, bearbeitete ihn mit den Fäusten, packte dann Thorks Handgelenke in einem Versuch, die würgenden Finger loszureißen. Mächtig spannte Bolk seine Muskeln; seine Augen traten hervor; er konnte nicht mehr atmen. Doch Thorks Zorn ging über jedes Maß hinaus, und er ließ sich nicht abschütteln. Bolks Beine trommelten auf den Boden, begannen dann spasmodisch zu zucken, und sein Widerstand erschlaffte, als Thork ihm die Kehle zudrückte.
Doch plötzlich waren es nicht Bolks schwärzlich verfärbte Züge, die Thork in seinem Würgegriff hielt, sondern die seines Bruders Baran, seines Vaters Brak, seines Großvaters Delp, aller Châkka bis in die zeitlose Vergangenheit, hinab durch die Jahrtausende bis hin zum Ersten Durek selbst und darüber hinaus, bis Thork zwischen seinen Händen sein eigenes Gesicht entgegenstarrte. Und da wußte Thork, daß Bolk nicht mehr oder weniger als irgendein anderer Châk war, wußte, daß Bolk nur das Ergebnis seiner Erziehung in der Jugend war, wie er, Thork, es selbst einst gewesen.
Thork löste seinen Griff von Bolks Hals. Der rothaarige Châk war bewußtlos, doch er atmete, jetzt, da er wieder Luft bekam.
Mit bleichem Gesicht und zitternden Händen stand Thork auf und wandte sich zu seiner Mutter um, die immer noch auf den Stufen des Throns saß. »Mutter ...«
»Er nannte dich einen blinden Narren, mein Sohn, doch er und seinesgleichen sind es, die nicht erkennen können. Doch es freut mich zu sehen, daß du deine Hand beherrscht hast.« Siens Herz klopfte vor innerer Sorge, doch sie hatte keinen Laut von sich gegeben; denn von Anfang an haben die Châkia um die tiefsitzenden Leidenschaften der Châkka gewußt, um ihren raschen Zorn und ihre heiße Liebe, und nicht versucht, ihren dunklen Grimm zu bändigen. Und so raffte Sien sich auf und ging zur Tür, von ihren Schleiern umweht. »Ich werde einen Heiler holen.«
Und als Sien auf das Portal zuging, hallten Bolks Worte in ihren Gedanken nach: »... Châkkablut muß rein bleiben ... rein bleiben ... rein ...« Die Châkian trat durch die Öffnung, um nach einem Pagen zu rufen.
Narr. Wenig weiß er von der Reinheit des Châkkablutes ... Doch um dieses Geheimnis wußten nur die Châkia, und so sollte es bleiben.
Als im Thronsaal Bolk das Bewußtsein wiedererlangte, war sein erster Anblick die Gestalt Thorks, der neben ihm kniete. Bolk versuchte, sich auf seine Ellbogen aufzurichten, aber hatte nicht die Kraft dazu und sackte wieder zu Boden.
»Höre mir zu, Bolk«, knirschte Thork. »Ich schicke dich fort von Kachar — zur Grubenbinge Nord oder zu den Roten Höhlen oder gar nach Kraggen-cor; das habe ich noch nicht entschieden. Wenn ich dich nicht fortschicke, dann werden wir beide, du und ich, diesen Wahnsinn weitertreiben, bis einer von uns dabei getötet wird. Doch ehe dies geschieht, ehe es zu Mord kommt und den unvermeidlichen Folgen, sende ich dich fort von dieser Stätte, anderswohin, an einen Ort, wo wir einander nie mehr begegnen.« Thorks Gesicht wurde dunkel, seine Narben brannten, und er packte Bolks Kittel mit der Faust und zog ihn zu sich hoch, zog Bolks Gesicht an das seine, und die Augen des rothaarigen Châk weiteten sich vor Furcht. »Doch eines merke dir wohl, Bolk!« Thorks Worte fielen wie Hammerschläge auf einem Amboß. »Wenn du je noch ein Wort gegen Prinzessin Elyn äußerst, werde ich dich jagen und abstechen wie ein Schwein und deinen Leichnam den Krähen zum Fraß vorwerfen, ungeachtet irgendwelcher Folgen.«
In dem Augenblick kam ein Heiler hereingestürzt, der seine Tasche mit Kräutern und Tinkturen, mit Salben und Tränken und Pulvern, mit Darmsaiten und Nadeln, mit Bandagen und Verbänden herbeischleppte, und Thork löste seinen Griff, stand auf und ging aus dem Saal und ließ Bolk auf dem Stein des Bodens zurück.
 
Zwei Tage später brach Bolk von Kachar zu den Himmelsbergen im fernen Westen auf, und mit ihm gingen neun, die gleichen Sinnes waren. Und DelfHerr Thork stand am Tor und sah sie durch das Tal von dannen reiten, und es tat ihm nicht leid, sie ziehen zu sehen.
Obgleich er von Beratern und Bittstellern und Planern umgeben war, obgleich es Entscheidungen zu fällen und Aufgaben zu erledigen gab, versank Thork immer tiefer in Schwermut; seine Tage erschienen ihm lang und einsam und sinnlos, seine Nächte schwarz und leer. Und kein Augenblick verging, da er nicht an Elyn dachte — ihr kupferfarbenes Haar, ihre grünen Augen, ihre unbeschreibliche
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