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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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was bedeutete: ›Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich damit zufrieden bin? Sieh doch nur die reichhaltige Auswahl, denk an die vielen Stunden, die ich bei den Großhändlern in Stanbridge zugebracht habe, um dann alles fein sä u berlich für dich aufzubauen, und jetzt kommst du hier hereingeschneit und willst ein Snickers und eine Fanta und bist noch nicht mal ganz bei der Sache. Da hab ich aber was Besseres verdient. ‹
    »Danke, nein«, sagte Stephen. »Das war’s.«
    Mr Pilate stieß einen leisen Seufzer aus und drüc k te die schäbigen Beträge in die Tasten seiner altm o dischen Registrierkasse.
    »Das wären dann siebenundfünfzig Pence«, sägte er. » Bitte sehr.«
    Stephen reichte ihm das Geld und nahm seine S a chen. Als Mr Pil ate das Wechselgeld zurückgab, sa g te er plötzlich: »Tja, du b ist mein letzter Kunde. Heute schließe ich früher. Ich muss rasch zur Ki r che.«
    »Warum? Was ist denn da los?«
    »Sie haben auf dem Kirchhof ein altes Kreuz g e funden. Das war da vergraben. Soll sehr alt sein, heißt es. Die Frau vom Museum ist da, und sie wo l len es bald rausholen. Anscheinend ist es ein Riese n ding. Sie brauchen dazu einen Kran.«
    »Hört sich ja spannend an«, sagte Stephen.
    »Bestimmt ist das ganze Dorf da.« Mr Pilate hob den beweglichen Teil des Tresens hoch und schlüpfte hindurch. »Euer Freund, der Pfarrer, rennt da rum wie eine verrückt gewordene Hummel. Platzt fast vor lauter Wichtigtuerei.«
    »Der ist nicht mein Freund. Da müssen Sie wen verwechseln.«
    »Versteht ihr euch nicht? Er ist doch ziemlich oft bei eurer Schwester, oder?«
    Trotz der kühlen Luft im Laden bekam Stephen einen roten Kopf. Mr Pilates Zähne schimmerten in der Dunkelheit, als er Stephen zur Tür scheuchte.
    »Ich könnte gar nichts gegen ihn sagen. Er ist jung. Und vielleicht ein bisschen übereifrig. Hier bei uns gehen wir alles gern ein bisschen langsamer an. Das lernt er schon noch.«
    »Auf Wiedersehen, Mr Pilate.«
    Stephen lief über den Anger, während der Lade n besitzer abschloss und zur Kirche hinüberging. Der Kirchturm wurde vom Abendrot eingehüllt und eine große Menschengruppe drängte sich vor der Mauer. Ein gelber Abschleppwagen mit einem Kran und e i ner Drahtseilwinde war auf der Straße rückwärts h e rangefahren, und jetzt ragte der schwenkbare Kran über den Kirchhof.
    Während Stephen den Anger überquerte, trank er die Limo aus. Er warf die Dose in einen Abfallkorb und quetschte sich d urch die nächste Lücke zwischen den Zuscha u ern. Der Schwenkarm des Krans reichte bis zu einem langen Graben. Drei dicke Metallkabel hingen von ihm herunter.
    Einige Arbeiter standen um den Graben herum, und Tom Aubrey stand bei ihnen und unterhielt sich angeregt mit einem Mann, der ein Heft und einen Stift in der Hand hielt.
    Der findet das super, dachte Stephen. Jetzt wird er wochenlang unausstehlich sein.
    In diesem Augenblick tauchte eine untersetzte Frau auf der Leiter auf, die aus dem Graben ragte, kletterte umständlich heraus und bellte den umst e henden Arbeitern Befehle zu.
    Stephen wandte sich an einen Mann, der neben ihm stand. »Was läuft denn da?«
    »Scheint so, als ob sie es jetzt rausholen. Endlich. Ich warte hier schon den ganzen Nachmittag. Die Frau da hat es ewig lange nicht erlaubt, aber ansche i nend meint sie jetzt, dass es doch geht.«
    »Hoffentlich lassen sie’s nicht fallen.«
    Der Mann nickte. »Bloß nicht. Der Typ da ist vom Herald, jawohl.«
    »Haben Sie’s schon gesehen?«
    »Ja, ich hab vorhin mal reingeschaut. Wiegt b e stimmt ‘ne Tonne. Ein Querbalken fehlt, aber anso n sten ist der Zustand tadellos, deshalb sind ja auch alle so aufgeregt.«
    Der Mann verstummte, und Stephen fiel auf, dass sich das allgemeine Gemurmel der Menge gelegt ha t te.
    Schweigend kletterten die Arbeiter aus dem Gr a ben, Tom und der Reporter zogen sich auf sicheren Abstand zurück, und die Archäologin inspizierte noch einmal mit gerunzelter Stirn die Kabel. Schlie ß lich trat auch sie zurück. Erwartung hing in der Luft.
    Der Vorarbeiter nickte.
    Ein Mann in einer ärmellosen Jeansjacke schwang sich über die Mauer, bahnte sich einen Weg durch die Menge und korrigierte noch einmal das System von Kabeln und Winde auf der Ladefläche des Las t wagens.
    Alles wartete.
    Stephen bemerkte am Rand des Grabens einen fahrbaren Metalltisch, wie es sie in Krankenhäusern gibt, nur größer und schwerer. Er war mit einer Pl a stikplane bedeckt.
    »Wann immer du willst, Charlie«,
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