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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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machen, Herr Pfarrer, wenn Sie den ga n zen Nachmittag da unten bleiben?«
    »Ach, Mr Purdew, es tut mir leid! Ich überlass das jetzt Ihnen. Wir müssen es heute noch rausschaffen!« Pfarrer Aubrey stopfte sein lehmverschmiertes T a schentuch wieder in die Hosentasche und richtete sich auf. Dann stieß er einen Fluch aus. »Oh, ve r dammt, ich fürchte, einer der Arme ist abgebrochen! Der dort, der n och im Lehm steckt. Hier ist eine Bruchkante.« Er fuhr mit dem Finger zwischen der harten Grabenwand und dem Stein entlang. »Ja, ve r dammt.«
    »Komm hoch, Tom«, sagte Elizabeth. »Lass uns das Museum anrufen.«
    Zögernd ließ Tom das Kreuz liegen und lief im Graben zurück zum anderen Ende, wo eine steile Rampe hinauf zur ebenen Erde führte. Sein Herz tanzte. Sollte doch Mrs Gabriel so viel schwatzen wie sie wollte – so etwas war jedenfalls zur Zeit von Pfarrer Staples oder Pfarrer Morrison nie geschehen! Tom Aubrey, der neue Pfarrer, hatte hier graben la s sen – und wenn das jetzt das Dorf nicht ein bisschen wachrüttelte, dann würde ihn das sehr überraschen.

 
    3
     
    Michael wachte auf.
    Sein Mund schmerzte und seine Augen brannten. Sein ganzer Körper kribbelte schwach wie bei Fi e ber. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber das Licht blendete ihn, und er kniff sie wieder zu.
    »Dammde Cheiche«, sagte er und danach »Micht!«, als ihm aufging, dass seine Zunge so stark geschwollen war, dass er kaum sprechen konnte. Die Zunge tat weh und war gleichzeitig belegt, als hätte er sich an zu heißer Suppe verbrannt.
    Michael stöhnte in einer Mischung aus Schmerz und Panik und versuchte sich aufzusetzen. Aber sein Körper weigerte sich mit einem jäh aufzuckenden Schmerz, und er ließ sich wieder ins Gras zurückfa l len.
    Verdammter Mist, dachte er. Was ist denn mit mir los? Dann hatte er die Antwort: Ich hab einen So n nenstich, dachte er. Zu blöd.
    Er hob seinen rechten Arm und legte die Hand an die Stirn. Aber ja doch – die Haut glühte und war ganz trocken. Ich hab alles Wasser ausgeschwitzt, überlegte er, und jetzt ist keins mehr da. Jetzt bin ich überhitzt und werde sterben.
    Er versuchte sich an all das zu erinnern, was er jemals über einen Sonnenstich gehört hatte.
    Stephen hatte mal einen gehabt, während ihrer e r sten Ferien auf Teneriffa. Er war den ganzen Tag o h ne Sonnenhut am Strand gewesen, und obwohl M i chael noch sehr klein gewesen war, hatte er nie die Peinlichkeit vergessen, als Stephen sich mitten in der Hotelhalle übergeben musste und alles vollgekotzt hatte.
    Aber bisher war ihm noch nicht übel geworden. Das war doch ein gutes Zeichen.
    Ihm fiel ein, dass Stephen damals ein kaltes Bad genommen hatte. Michael hatte zur Bar gehen und nach Eis fragen müssen. Puterrot im Gesicht vor Wut, hatte Stephen gebrüllt und gezappelt, als er mit allen Klamotten in der Badewanne lag.
    Delirium. Das war noch ein Symptom. Aber er war noch nicht im Delirium.
    Doch er war völlig verschwitzt und fühlte sich schwach und war den ganzen Nachmittag über in der Sonne gewesen, so wie Stephen damals. Es war b e stimmt ein Sonnenstich. Und seine Augen taten so verdammt weh!
    Er musste sich bewegen.
    Michael zwang sich zum Nachdenken. Er musste rasch nach Hause und ein eiskaltes Bad nehmen. Sonst würde er sterben.
    Und er war weit von zu Hause weg. Er musste erst aus dem Pit heraus und über die hohe Kuppe des Wirrim und dann noch zwei Meilen abwärts ma r schieren, dahin, wo sein Bruder und seine Schwester waren – oder vielleicht auch nicht.
    Egal. Reiß dich zusammen. Los.
    Langsam rollte Michael sich mit immer noch g e schlossenen Augen auf die Seite, dann auf den Bauch, bis sein Gesicht das kühle Gras berührte. Das roch schwach nach irgendeiner Chemikalie.
    Der Geruch verursachte ihm Übelkeit. Mist, das war das erste Anzeichen für einen Sonnenstich! Ve r zweifelt stemmte er mit aufgestützten Händen und zitternden Ellenbogen den Kopf und die Brust hoch.
    Dann wurde ihm schlecht.
    Als es vorbei war, fühlte er sich etwas besser. Er blieb, mit geschlossenen Augen und aufgestützten Armen, wo er war, und wünschte nur, er hätte die Hände etwas weiter auseinander aufgestützt. Dann erhob er sich auf die Knie und versuchte aufzustehen.
    Das klappte überraschend leicht. Die Kraft schien in seinen Körper zurückzuströmen. Eine oder zwei Minuten stand er mit gesenktem Kopf in der frischen Brise da, die über das Pit wehte, und hoffte, sie möge ihm Kühlung bringen. Aber das Blut
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