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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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befreien. Allen, von dem verjüngten Hardraker in der Luft bis zu dem bewusstlos daliegenden Stephen, wurde die Kraft abgesaugt.
    Das Feuer um Toms Körper verlöschte, als Hardr a kers Wille versiegte. Da tauchte Sarah neben ihm auf.
    »Tom!«
    Sie rollte ihn auf den Rücken. Er atmete noch, a ber seine Haare waren abgesengt und sein Gesicht voller Brandwunden. Die Finger seiner rechten Hand umklammerten immer noch den Speer.
     
    Michael stand auf, ihm drehte sich der Kopf. Der Drache war fast aus der Erde heraus. Der lange Hals ging in den schlanken Leib über, trübweiß wie M a denfleisch. Eine heftige Übelkeit überwältigte ihn bei diesem Anblick und dem plötzlichen Erkennen eines grausamen Wesens mit einem bösartigen Willen, der es am Leben erhalten hatte und seit unzähligen Jah r hunderten im Dunkeln warten ließ. In dieser Sekunde wurde Michael bewusst, wie verflucht sie alle waren – er, Cleever, sogar Hardraker –, wenn sie dachten, dass sie mit ihren schwachen Kräften vor dem Lin d wurm bestehen und seinen Dank erwarten konnten. Michael fühlte seine Kraft unaufhaltsam verebben und die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage stach ihm ins Herz.
    Dann kehrte sein normaler Blick schmerzhaft z u rück, und er sah seine Schwester neben einem ausg e streckten und entstellten Körper knien. Er wusste nicht, wer das war. Sie entriss demjenigen etwas.
    Mr Cleever quollen angesichts des Horrors, der da der Erde entstieg, die Augen hervor, und er hatte den Mund weit aufgerissen und wirkte völlig erschöpft; dennoch bewegte er sich auf Tom und Sarah zu. Trotz seines geschwächten Zustands erkannte Mich a el Cleevers e iskalte Absicht. Er hielt nämlich ein Me s ser in den Händen.
     
    »Der Speer … « Tom bewegte die Lippen.
    »Ich nehm ihn. Lass los. Komm schon – lass los!«
    Der Speer lag leicht in ihrer Hand. Wunderbare r weise hatte die Hitze dem Eichenschaft fast nichts anhaben können, aber die verrostete Spitze schien wie neu geschmiedet. Der Rost war verschwunden, und sie glänzte nun im Drachenfeuer.
    Sarah starrte den Drachen an. Nur der Hinterleib steckte noch in der Spalte. Die Schwanzspitze ringe l te sich schon um den Rand. Sarah stand da und sah zu, wie der Kopf hin und her schwang, und da e r kannte sie, dass der Drache blind war.
    Michael rannte plötzlich an ihr vorbei, und Mr Cleever, der mit erhobenem Messer unbemerkt hinter ihr gestanden hatte, wurde zur Seite an den Rand der Erdspalte gestoßen. Das Messer entglitt seiner Faust und verschwand in der Tiefe.
    Jetzt erblickte sie der schwarzhaarige Jüngling, der neben dem Drachen flog, und er stieß einen schrec k lichen Schrei aus. Sofort wandte sich das blinde Haupt zu ihr hin und glitt mit weit aufgerissenem Maul nach unten. Hundert dolchartige Zähne durc h schnitten die Luft. Sarah hob schützend den Arm, und die eiserne Speerspitze, die jetzt heller leuchtete als die Flammen ringsumher, stieß in das blutrote Maul und tief in die Kehle.
     
    Dann geschahen viele Dinge gleichzeitig.
    Sarah wurde der Speer entrissen und hoch in die Luft geschleudert. Eine Hitzewelle trieb sie nach hi n ten, sie schlug die Hände vor die Augen und brach dann neben Tom zusammen.
    Der Drache versuchte, seine Wut herauszubrüllen, aber er schaffte es nicht. Der Speer steckte zu tief in seinem brodelnden Schlund, das Eisen schmolz und floss schneller und schneller durch seine Gurgel, bis sie verstopfte. Er schlug mit seinem Leib vor Schmerzen hin und her, und sein Schwanz, der i m mer noch unten eingeklemmt war, brach erneut Erde los.
    Mr Cleever lag auf einem Vorsprung am Rand der Spalte und der Boden unter ihm bewegte sich. Er versuchte aufzustehen, aber da stürzte der Vorsprung ab, und er wurde in die Flammen geschleudert.
    Michael befand sich etwas weiter weg und konnte sich mit einem Sprung nach hinten retten, als die E r de rund um ihn herum einzubrechen drohte. Nun konnten die Schwanzschläge ihn nicht mehr erre i chen, und er rollte sich zwischen die Felsen. Dabei wurde er gewahr, dass alle Gaben des Drachen von ihm abgezogen wurden, ganz schnell und unerbit t lich.
    Der Jüngling in der Luft stieß einen verzweifelten Schrei aus. Er fiel herab und schrumpfte während des Sturzes, alterte mit unglaublicher Geschwindigkeit, und als auch er im Inferno des Erdschlunds ve r schwand, war er wieder der alte Mr Hardraker, die zerbrochene Marionette, ein Spielzeug des Drachen.
    An ihren verschiedenen Standorten in der Senke, wo sie während des Aufwallens und
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