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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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Intelligenz ausgeschaltet wurde, rollten die anrufenden Mächte in zusammenhangloser Ekstase über das brennende Gras des Pits.
    Doch Joseph Hardraker wurde von einem blauen Feuer verschlungen. Seine Hand wurde Michael en t rissen, er bäumte sich in der Luft auf und reckte sich, umgeben von züngelnden Flammen, hinter denen ihn die anderen unten nicht mehr sehen konnten.
     
    Ich komme.
     
    Stephen wurde von einer neuen Kraft durchdru n gen. Der Schmerz in seinem Kopf ließ nach und er stand benommen auf.
    Michael sah in die Erdspalte, aus dem das Zerbe r sten und Zerbrechen von Felsen ertönte. Das Feuer, das Geoffrey Pilate heraufbeschworen hatte, war durch das Auseinanderbrechen des Kreises ve r schwunden, aber nun erhob sich an dessen Stelle ein neues Feuer. Michael fühlte ein Aufwallen von Tr i umph, er schwankte im Rauch und sah hinüber zu seinen Gefährten, die sich wie Tiere auf der Erde herumwälzten. Er stand als Einziger noch aufrecht da, der Einzige, der den Meister begrüßen konnte.
    Am Rand der Senke gab es eine Bewegung – e t was versuchte dort hochzuklettern. Er kniff die A u gen zusammen und sah durch die Flammen hindurch. E i ne juwelengleiche Seele mit einem Hundekopf kroch über die Erde und rutschte beim Hinaufklettern i m mer wieder zurück. Michael wusste nicht, wer das sein konnte, und er war auch nicht imstande, das h e rauszufinden. Da war noch etwas anderes, genau n e ben dem hundeköpfigen Juwel, ein anderer Edelstein in der Form eines Hirschkopfes. Sie waren einander zugeneigt, als wollten sie sich umarmen.
    Neben ihm zuckte und verrenkte sich der Leib von Joseph Hardraker in seinem blauen Nimbus. Seine Finger verkrampften und lösten sich wieder, das G e sicht verschwamm und veränderte sich.
     
    Auf dem Vorsprung über dem Pit griff Tom nach Sarahs Hand und zog sie zu sich hoch. Beide ve r suchten etwas zu sagen, aber im Tosen der Flammen gingen ihre Worte unter. Tom zeigte hinter sich auf den Pfad und schob sie dorthin, aber Sarah wollte nicht gehen und blieb wo sie war. Dann umarmte er sie ganz plötzlich und war verschwunden, hinunter in die Senke. Mit erhobener Speerspitze rannte er gegen das Feuer an.
     
    Stephen war jetzt stärker als zuvor wieder in Mich a els Gedanken. Von der Energie des Drachen war auch etwas in ihn geflossen.
    Seine Stimme erhob sich über den Kraftsturm des Wütens ringsumher und flehte Michael an – aber es war ein hoffnungsloses Flehen, ohne Glauben oder Inbrunst.
    Michael sah Stephen zwischen den Felsblöcken stehen, eine missgebildete Seele, ein störrischer Klepper, der den Drachen beleidigte. Michael nähe r te sich Stephen durch die Luft und landete neben ihm.
    »Ich hab dir ja gesagt, dass es sich lohnt. Sogar du bist jetzt stärker.«
    »Michael, dein Gesicht … «
    »Hör endlich auf mit deinem Gemecker! Sieh uns doch an! Um uns herum geschieht etwas Ungeheue r liches und wir zanken uns immer noch! Alles hat sich verändert. Es geht nicht mehr um Cleever. Jetzt bin ich dran – und vielleicht Joseph, wenn er das übe r lebt. Aber ich weiß, dass du das verstehst, ich h a be eben gemerkt, dass du aufgegeben hast.«
    »Ich habe nur nichts mehr zu sagen.«
    »Dein Problem ist: Du bist weder das eine noch das andere«, sagte Michael. Da plötzlich erhaschte er in Stephens Gedanken einen flüchtigen Blitz aus Hoffnung und Angst. Durch Stephens Augen sah er ein Bild: Ein Mann rannte über brennende Erde. Der Mann trug einen Speer.
    Sekundenlang verwirrte ihn dieser Perspekti v wechsel, dann begriff er und drehte sich um, gerade noch rechtzeitig, um die Hirschseele durch die Senke zu der Erdspalte rennen zu sehen. Obwohl er den Speer nicht erkennen konnte, wusste er, dass er da war. Er wollte losrennen, doch da stürzte sein Bruder sich von hinten auf ihn und begrub ihn unter einem Hagel von Schlägen.
     
    Tom rannte und spürte die Brandblasen an den F ü ßen, als die Hitze durch seine Schuhsohlen drang. Er kam an Paul Comfrey v orbei, der aufgestanden war und sich hilflos nach einem Anführer umschaute. Rechts von ihm rührte sich Geoffrey Pilate. Am lie b sten hätte Tom ihn jetzt erledigt, bevor er sich wieder erholt hatte, aber es war völlig klar, was er als Erstes tun musste.
    Der Spaltenrand war schwarz verkohlt, er bebte, und Erdklumpen stürzten in die Tiefe. Tom kam n ä her und umklammerte den Speer fest mit beiden Händen. Die Erwartung seines eigenen Todes lastete schwer auf ihm und drückte ihn nieder. Gegen alle Vernunft
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