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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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irgendeine beso n dere Aufmunterung braucht. Schließlich ist er b e stimmt hungrig.«
    Eine Sekunde lang nahm Michael einen winzigen Bruch in den mentalen Bildern wahr, die Mr Cleever ihm schickte – als ob etwas gelöscht worden wäre. Er versuchte, die Barriere zu umgehen, aber dann war sie weg, und die Skizze vom Kreuz tauchte wieder auf. Ein Anflug von Ärger durchzuckte ihn, den er rasch verbarg.
    Was hatte er verpasst?
    Er schüttelte den Kopf, und die Nichtigkeit ve r schwand.
    »Was passiert dann?«, fragte Paul Comfrey. »Ich bitte um Entschuldigung, aber das müssen wir wi s sen.«
    »Das können wir nicht wissen!« Mr Cleever legte den Arm um Paul Comfreys schmale Schultern und drückte sie beruhigend. »Darin liegen die Gefahr und das Wunder! Aber denkt doch nur daran, dass ihr auch in die endlose Schwärze von Josephs Alter s i n ken könntet, und dann sagt mir, was die bessere Möglichkeit ist. Na, Paul? Ganz recht.«
    »Ich hole die Sachen heraus.« Vanessa griff nach ihrem Rucksack.
    Mr Cleever nickte. »Wir haben ein paar Quarzbr o schen und Steinmesser mitgebracht. Die helfen vie l leicht bei dem Einsatz der Kraft. Das ist nur so eine Vermutung. Quarz und Feuerstein tauchen in vielen alten Geschichten auf, und schaden werden sie uns bestimmt nicht. Paul, nimm die Stangen von dem Stuhl ab. Wir tragen den Stuhl ohne sie dorthin. M i chael, komm mit.«
    Er stieg in die Senke hinab und lief auf die Wiese.
    Michael folgte langsam.
    Genau in der Mitte blieb Mr Cleever stehen und ging in die Hocke, presste seine Handflächen auf das Gras und bedeutete Michael, dasselbe zu tun. Als Michael seine Hände aufs Gras legte, spürte er de s sen nachmittägliche Kühle und dann eine schwache Wärme, fast kaum wahrnehmbar, die aus der Erde darunter aufstieg.
    »Er ist bereit!«, flüsterte Mr Cleever. Dann richt e te er sich auf und rief den andern aufgeregt zu: »Kommt schon, verdammt! Paul, mach die Stangen ab oder es setzt Prügel. Miss McIntyre – hierher bi t te!«
    Er lief weg und ließ Michael stehen. Plötzlich wusste Michael, dass Stephen in der Nähe war. Er spürte eine Bewegung, ein rasches Spähen, das blit z artig hinter Cleever herlief.
    Irgendwo in der Nähe … Zwischen den Felsblö c ken der Schlucht vielleicht oder zwischen den Gi n sterbüschen …
    Dieser Idiot! Er hatte ihm doch gesagt, er solle sich fernhalten. Zum Glück war der flüchtige Geda n ke zu schwach, als dass Cleever ihn in seiner m o mentanen Aufregung wahrnahm, aber mit diesem Glück war es bestimmt bald vorbei.
    Geh weg.
    Er rahmte den Gedanken sorgfältig ein und richt e te ihn über den Rand des Wirrinlow nach Osten. Es war nur ein ganz flüchtiger Gedanke, trotzdem übe r lief ihn ein Schauder, als er zu Cleever hinsah, der sich zusammen mit Pilate damit abmühte, den Trag e stuhl mit Mr Hardraker den Abhang herunterz u schleppen.
    Geh weg. Oder du stirbst. Ich hab dich gewarnt.
    Der zurückgesendete Gedanke war sehr schwach – ob aus Absicht oder Unfähigkeit, war unklar.
    Du musst das stoppen!
    Hau ab. Sie bringen dich sonst um.
    Und was haben sie mit Sarah vor?
    Hau ab oder ich bring dich selber um. Ich lass nicht zu, dass du jetzt alles zerstörst …
    » Michael! «
    Oh nein … »Mr Cleever?«
    »Geoffrey und ich brauchen deine Hilfe. Mr Ha r draker ist zu schwer für uns. Wir sind jetzt im Ep i zentrum seiner Kraft.«
    Michael brach der Schweiß aus, während er zum Rand der Senke rannte. Das verschrumpelte Gesicht von Joseph Hardraker zeigte Lebenszeichen. Es zuckte darin, als bekäme er Stromstöße.
    »Nimm du die rechte Seite«, sagte Mr Cleever. »Und setze die Dritte Gabe ein, wenn du musst.«
    Die drei stellten sich neben dem Stuhl auf und ve r suchten, ihn hochzuwuchten. Michael kroch ein sta r ker Geruch in die Nase – eine Mischung aus dufte n dem Körperpuder und Mineralien. Fast hätte er sich übergeben, aber dann konzentrierte er sich ganz da r auf, den Stuhl hochzuheben. Erst als alle drei die Dritte Gabe einsetzten, ließ er sich hochstemmen. Michael vermutete, dass er in diesem Augenblick sogar Schwierigkeiten beim Hochheben eines der beiden dünnen Handgelenke gehabt hätte, die in dem v ertrockneten Schoß lagen. In dem Bestreben, die Last schnell wieder absetzen zu dürfen, fingen die Träger fast an zu rennen.
    »In welche Richtung soll er schauen?«, fragte Mr Pilate.
    »Das ist egal. Nein, er soll mich ansehen … Ric h tet ihn ungefähr nach Westen aus – so ist es gut.«
    »Der Boden ist
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