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Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell

Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell

Titel: Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell
Autoren: Wim Vandemaan
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Prolog
    Die Erde, später
     
    »Wissen Sie.« Er schaut vor sich hin und denkt nach. Für einen Augenblick sieht er direkt in die Kamera. Er weiß natürlich, dass er nicht in die Kamera blicken soll. Er ist es aber nicht gewohnt, dass Kameras auf ihn gerichtet sind.
    Noch nicht.
    »Ja?«, fragt sein Gegenüber.
    »Lassen Sie es mich so sagen. Als Kind hatte ich den Traum, nach Tokio zu fahren. Tokio war für meine Mutter und mich zu weit, die Reise zu teuer. Ich wollte im Lärm der Pachinko-Hallen stehen, krachende, laute Militärmusik, wollte mich in den unterirdischen Märkten von Shinjuku verlaufen, ich wollte natürlich mit der Yamanote-Linie fahren, immer im Kreis, denn ich kannte ja die Melodie jeder einzelnen Station. Ich wollte sogar zum Hafen, in den Admiral Perry mit seiner schwarzen Flotte eingelaufen ist und den Kokon aufgesprengt hat, in dem Japan gelegen hatte.« So lächelte. »Ist das nicht witzig, dass es wieder ein Perry ist, der unseren Kokon aufsprengt? Wieder mit Schiffen? Auch wenn es diesmal Raumschiffe der Arkoniden sind?«
    Sein Gegenüber nickt. Sie verbindet nichts mit Admiral Perry .
    »Irgendwann habe ich es tatsächlich geschafft. Ich bin in Tokio gewesen. In einer Pachinko-Halle habe ich die Summe Geld, die ich mir selbst dafür bewilligt hatte, innerhalb einer halben Stunde verloren; da habe ich ein paar Kugeln vom Boden aufgehoben – ich weiß, sehr ungehörig –, aber mit diesen Kugeln habe ich eine ganze Schale voll Kugeln gewonnen und sie eingetauscht gegen ein paar Tüten Ramen, eine Dose Rambutan mit Ananas, für meine Mutter. Ich war im Viertel der Glücksgötterschreine, im Kiyosumi-Garten, wo immer irgendetwas blüht. Und ich bin natürlich mit der Yamanote-Linie gefahren. Aber ...«
    Er unterbricht sich. »Was ich sagen will: Es war alles so wirklich . Es hat sich gar nicht angefühlt, als wäre ich in der Stadt meiner Träume. Im Gegenteil hatte sich in Tokio mein Fukushima in eine Traumwelt verwandelt. In ...«
    Er unterbricht sich wieder.
    »... in eine Albtraumwelt«, hilft sein Gegenüber aus.
    Tako Kakuta lächelt. »Nein«, sagt er leise, aber in einem definitiven Ton, der seinem Gegenüber deutlich macht: Das Thema ist beendet.
    Sein Gegenüber – eine Reporterin der BBC – spürt in diesem Moment, dass von dem kleinen, schmächtigen Mann etwas ausgeht. Etwas, das mit seiner Kindheit zu tun hat, dort, in der stillen Hölle von Fukushima. Eine Landschaft, die für ihn, wie ihr jetzt aufgeht, nicht der Ort der Verdammnis war, als der er in den europäischen Medien dargestellt worden ist.
    Etwas von diesem Ort steckt in ihm. Etwas, das ihn auf unfassbare Weise näher an die Topsider heranrückt, an die Ferronen, an diese fremdartige Welt unter einer Sonne, gegen die das Gestirn der Erde wie ein Miniaturmodell erscheint.
    Etwas. Aber was?
    Es liegt ihr auf der Zunge, aber sie kann es nicht auf den Begriff bringen. Das ärgert sie. Es ist ihr Geschäft, Dinge auf den Begriff zu bringen. Sie ist gut in diesem Geschäft.
    Normalerweise.
    Er sagt: »So ähnlich ist es im Wega-System gewesen. Es hat nichts Unwirkliches gehabt, nichts Traumhaftes. Es war einfach meine Gegenwart. Das Unwirkliche, der Traum – das war mit einem Mal die Erde.«
    »Ich verstehe«, sagt die Reporterin.
    »Ja«, sagt er, und da wird ihr klar, dass sie gelogen hat.
    Sie lässt ihm Zeit. Sie lässt auch sich Zeit. Sie weiß plötzlich, dass er die richtigen Worte finden wird.
    Sie ist endlich bereit, ihm zuzuhören.
    Er sagt: »Wissen Sie, hier auf der Erde stellen sich zum Beispiel viele die Topsider vor wie aufrecht gehende Krokodile. Wie die Orgel spielenden Krokodile in diesem Disney-Film, nur, dass sie eben keine Orgel spielen. Fabelwesen.«
    Sie nickt. Sie denkt: Sind sie das nicht?
    »Tatsächlich sind sie Echsen. Krokodile. Aber das ist nur eine vage Annäherung. Nicht einmal das. Dieses Bild ist ein matter Abglanz.«
    Er schaut sie ratlos an. Sie nickt ihm zu. Er schweigt. Sie nickt noch einmal. Er sagt: »Sie sind ganz anders.«
    Was für ein leerer Satz , denkt sie, aber zugleich spürt sie, wie sich ihr die Nackenhaare aufrichten. Sie denkt: Er hat ja recht. Er ist der Mann, der den Topsidern in die Augen gesehen hat. Den Fremden.
    Er scheint nicht weiterzuwissen. Sie räuspert sich. »Was hat Sie am meisten beeindruckt, Herr Kakuta?« Im selben Moment möchte sie sich Ohrfeigen für diese Anfängerfrage geben. Aber diese Anfängerfrage lässt sich nicht zurücknehmen. Die Kamera
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