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Dr. House

Dr. House

Titel: Dr. House
Autoren: Ian Jackman
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unterschwellige Tonlage zwischen zwei Figuren am besten ausdrücken? Aber ob einfach oder kompliziert, es geht immer weiter. Wie bei einem Hai: Wenn wir anhalten, ersticken wir. (Ansonsten hat die Produktion keinerlei Ähnlichkeit mit einem Hai). Ist die Szene zur Zufriedenheit aller gestellt, werden die Techniker für eine letzte Probe zusammengerufen, bei der die Bewegungen der Schauspieler mit farbigem Klebeband auf dem Fußboden markiert werden. Ich bin grün.
     
    Gegen 7
    In der Maske versiegelt Marianna Elias, die griechische Göttin, meine runzlige Visage. Sie leistet ganze Arbeit, wenn man bedenkt, dass ich im Juni 81 werde.
    In der Zwischenzeit webt der Kameramann Gale Tattersall sein Fadenspiel aus Licht und lässt es von Musselintüchern, weißem Karton und alten Autozeitschriften reflektieren. Die Kameraassistenten Tony Gaudioz und Rob Carlson perfektionieren ihre Kameraeinstellungen, der Dollyfahrer Gary Williams (ein Zweimetermann, bewegt sich wie ein Ninja und hat in den vier Jahren, die er dabei ist, nicht einen Fehler gemacht) passt die Geschwindigkeit des Kamerawagens den Schritten der Lichtdoubles an, Ken Strain, der Tonassistent, probiert, wie zur Hölle er einen Dialog aufnehmen kann, ohne dass sich die Mikrofone in einer der fünfzig Glasscheiben der Krankenhausräume spiegeln, und so weiter.
    Oder alle sitzen herum und spielen Gin Rommé bis ich zurückkomme. Man kann ja nie wissen.
    Besuchern am Set, egal an welchem, fällt oft auf, dass dort viele Leute scheinbar ziellos umherlaufen. So sieht es auch sicher aus. Wie bei einer Ameisenkolonie, deren Kommen und Gehen man lange beobachten muss, um es zu verstehen. Filmsets
sind für Außenstehende verwirrend, weil es keine Uniformen gibt. Alle tragen Jeans und Turnschuhe und bei niemandem gibt die Kleidung einen Hinweis auf seine Tätigkeit – außer bei den Kabelhelfern und Elektrikern, die Handschuhe benötigen, wenn sie die glühend heißen Lampen bedienen, und den Schauspielern, die weiße Kittel tragen, wenn sie ihre brandheißen Texte bewältigen. (Dies hier ist kein Beispiel dafür, wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben werden).
    Der oben beschriebene Vorgang wird sechs Stunden lang wiederholt – bis zum Mittagessen, das kein Mittagessen ist, sondern die einzige Zeit an einem Fünfzehn-Stunden-Tag, zu der die Crew-Mitglieder ihre Bank, ihren Klempner, den Lehrer ihrer Kinder oder ihren Scheidungsanwalt anrufen können. Das Handy am Ohr durchstreifen sie das Gelände und bitten, betteln, drohen oder werden bedroht. Normalerweise ist unmittelbar nach dem Mittagessen klar, bei wem die Anrufe gut gelaufen sind und bei wem nicht.
    Die Schauspieler lesen beim Mittagessen außerdem gelegentlich ein neues Skript oder wiederholen eine Aufnahme, weil ein Hund gebellt hat, ein Flugzeug zu hören war oder sie schlecht gespielt haben. Manchmal wird die Mittagspause auch damit verbracht, Journalisten Interviews zu geben, die extra gekommen sind, um darüber zu schreiben, wie die Leute am Filmset scheinbar ziellos durch die Gegend laufen. Wenn sie nichts von alledem tun, schlafen sie – ich persönlich im Stehen, wie ein Pferd, um mir ein nachmittägliches Richten der Frisur zu ersparen.
    Tja, das ist es im Großen und Ganzen. Wiederholungen bis der Arzt kommt. Oder bis die Zuschauer woanders etwas Aufregenderes entdecken. Nach sechs Jahren Dr. House ist kaum zu glauben, dass unsere Mühen immer noch honoriert werden, sowohl in Amerika als auch in Europa. In Italien hat man mir hinterher gerufen, in Spanien hat man mich verfolgt. Verfolgt!
Ich glaube, in Frankreich hätten sie mich auch verfolgt, wenn sie damit nicht zerknitterte Bügelfalten riskiert hätten. Mich überrascht besonders dieser Erfolg im Ausland, denn die Serie ist geprägt von Mündlichkeit und typischen Redewendungen. Die weltweite Anziehungskraft von Polizeiserien kann ich nachvollziehen, wo der längste Text so etwas wie »Los, rein da« ist – aber was zum Teufel fängt ein türkischer Übersetzer an mit »Ich verspreche Ihnen, an den nächsten Strickunfall hängen wir uns wie Gestank an Käse«? Ich werde es wohl nie erfahren. Einer unser Stammregisseure, Juan Campanella (der dieses Jahr einen Oscar gewonnen hat – o ja, wir arbeiten mit den richtigen Leuten zusammen), erzählte, er habe einen Film in seinem Heimatland Argentinien gesehen, in dem das Wort »Komplex« wie in »einen Komplex haben«, mit »Gebäudekomplex« wiedergegeben wurde. Hä?
    Nun ja. Wahrscheinlich
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