Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. House

Dr. House

Titel: Dr. House
Autoren: Ian Jackman
Vom Netzwerk:
Filmindustrie nicht einmal die Filmindustrie akkurat darstellen. Jedes Mal, ungelogen jedes Mal, wenn ein Film im Film vorkommt, reißt sich ein wütender Regisseur das Headset herunter und ruft wütend »CUT!«, woraufhin ein gequälter Assistent in die Hände klatscht und ruft: »5 Minuten Pause.« In dreißig Jahren als Schauspieler habe ich das nicht ein einziges Mal erlebt.
    Jetzt wirkt es, als ob ich die Serie gegen Kritik verteidigen müsste. Vielleicht ist das so. (Die Gelegenheit, ein paar Rechnungen zu begleichen, war einer der Gründe, auf diese Anfrage einzugehen. Na, kommen Sie, wäre es bei Ihnen etwa anders?) Ich werde keine Namen nennen – außer rumpygirl518, soll sie meinetwegen grundlos in einer Zollabfertigungshalle ohne Zugang zu einem Anwalt oder einer funktionierenden Toilette festgehalten werden –, aber ich möchte, wenn schon nicht die Serie, dann die an ihrer Entstehung beteiligten Menschen verteidigen. Sie sind durch die Bank bemerkenswert.
Ihr Talent und ihr Engagement sind ein echtes Wunder. Ich wünschte wirklich, Sie könnten sie bei der Arbeit sehen.
    Es würde Ihnen den Atem verschlagen. Die Fehler, die wir bei Dr. House machen – und natürlich machen wir ständig welche, das liegt in der Natur der Sache –, geschehen nie aus Gleichgültigkeit oder einem Mangel an Stolz. Sie müssen sich das so vorstellen, als würden Sie Ihre Steuererklärung machen, während Sie die Treppe hinunterfallen. So ungefähr fühlt es sich manchmal an. Entscheidungen prasseln auf die Crew ein wie Hagelkörner, und dennoch macht sie weiter, Stunde um Stunde, Monat um Monat, mit Geschick, List, Muskelkraft und guter Laune – eine Mischung aus Eigenschaften, mit denen man auch in der Normandie landen könnte. Kurz und gut, die Crew ist eine feine Truppe.
    Okay, ich hab’s gesagt. Wir sind quitt. Rumpygirl, jetzt kannst du anrufen. Oh, sorry, doch nicht. Kein Kleingeld.

    Man schlug mir vor, ein paar Details zu liefern, um die Abläufe aufzuzeigen. Also folgen Sie mir einfach durch einen ganz normalen Montag.
     
    6:00
    Ich fahre auf das Studiogelände und wiederhole dabei immer wieder den Satz »I really don’t understand«. Das ist meine Aufwärmübung für den amerikanischen Akzent. Wenn das Wort »really« mit seinen benachbarten R- und L-Lauten im Auto nicht richtig rauskommt, wird es kein guter Tag. Der leichte Diphthong in »stand« ist auch eine gute Übung.
    Am Tor werde ich von Lawrence begrüßt, einem Zerberus in blauer Uniform, der mir mitteilt, dass die Macht im Inneren ist und dass ich an eben diesem Montagmorgen ihr Wohlwollen
erlangen muss. Manchmal liest er mir ein paar von seinen Gedichten vor. An anderen Tagen schenkt er mir nur ein langes, lethargisches Lächeln, als ob alles so offensichtlich wäre, dass man nicht darüber reden muss. Zum Abschluss der Begrüßung stoßen wir unsere Fäuste und Ellbögen zusammen. Was das bedeutet, werde ich nie verstehen, auch wenn ich noch tausend Jahre lebe. Lawrence trägt eine Waffe.
    Ich gehe zu meinem Trailer, der mit jeder Staffel länger geworden ist, wie die Ohren eines alten Mannes. Dieses Jahr habe ich den hinteren Teil an eine sehr nette koreanische Familie vermietet. Ich kaue einen halben Liter zähen Espresso und überfliege die Disposition, das Menü mit der Arbeit des Tages und ihren Zutaten. Genau wie bei der Speisekarte kann ich nicht anders, als nach dem Preis zu schielen – in diesem Fall nach der Tagesration an Seiten. Sind es mehr als sieben, wird es hart. Bei mehr als neun platzt mir der Schädel. Das klingt nach unglaublich wenig, es entspricht etwa fünf Minuten Sendezeit, aber bedenken Sie bitte, dass in der luxuriösen Welt des Spielfilms für die armen Schätzchen zwei Seiten das Höchste der Gefühle sind. Danach tun ihnen die Füße weh.
    Jawoll, dieser Espresso ist bitter.
     
    6:10
    Ich sitze auf dem Friseurstuhl, und die talentierte Lori Rozman versteckt meine beginnende Glatze mit ihrer Spezialmischung aus Fasern und Acrylfarbe. Ich war immer überzeugt: Haare machen fünfzig Prozent des Kinos aus. Ich meine damit nicht abgefahrene Frisuren, sondern gute. Eine gute Frisur ist für eine Figur so wichtig wie ein guter Drummer für eine Band.
     
    6:30
    Crew Call. Probe am Set für die erste Szene. Das kann ein einfacher technischer Vorgang sein – ich steh hier, du da – oder
ein komplexes physikalisches und psychologisches Rätsel: Wie lassen sich das, was in der Szene rüberkommen soll, und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher