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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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neuesten
automatischen Inhalationsapparat hast», sagte er, als er meinen Freund
erblickte. «Sie werden sich dieses Apparates annehmen, Mr. Grimsdyke. Er wurde
von seinen Erfindern als kinderleicht zu bedienen geschildert; nun haben wir
Gelegenheit, uns davon zu überzeugen. Gordon, du hältst dich jedermann aus dem
Weg. Bring mir eine Maske, heißes Wasser und ein reines Handtuch.»
    Mit einem Schritt, der von lebenslangem
Wissen um Leben und Tod, um Mann und Weib, um die größten Freuden und Leiden,
die Menschen erfahren können, geprägt war, erstieg Sir Lancelot gelassen die
Treppe, die nach oben führte.

20
     
    Ich
hatte erwartet, von den edelsten Gefühlen übermannt zu werden, sobald ich meinem
Sohn zum erstenmal ins Antlitz blickte. Doch als ich auf Grimsdykes Ruf:
«Hurra, Richard, kannst eine große Taufe bestellen — es ist ein Bub!»
hinaufstürmte und das rosige und schreiende Klümpchen betrachtete, konnte ich
nichts anderes denken als: «Du lieber Himmel! Hab ich das gemacht?»
    Der Rest der Nacht verlief noch recht
bewegt. Ann Partridge traf kurz nach dem Baby ein (wie es uns fünf en gewiß
mehr als einmal zur Zeit unseres Praktikums passiert war); durch Sir Lancelots
Anwesenheit sichtlich gedämpft, ließ sie nur einige Bemerkungen über normal
beschleunigte Wehen fallen und verschwand danach. Nicky saß heiter im Bett, ihr
Baby im Arm, und trank die traditionelle Tasse Tee. Mein Pate sah höchst
selbstzufrieden aus und ließ sich sogar herab, Grimsdyke auf den Rücken zu klopfen.
Mir schenkte kein Mensch Beachtung.
    Nach einer oder zwei Stunden erschien
die Nurse und bemächtigte sich resolut des Kindes, und als ich nach kurzem
Schlummern auf dem Sofa erwachte, sah ich Grimsdyke Schinken mit Ei zubereiten.
    «Ich möchte aus einem besonderen Grund
zu Mittag im St. Swithin sein», erklärte Sir Lancelot beim Frühstück in der
Küche. Er schien sich tiefinnerlich über etwas zu belustigen. «Wollte nur eines
eurer Betten mit Beschlag belegen, schlimmstenfalls dieses teuflische Ungetüm
aus Zeltplache. Möchte jetzt fast sagen, ich hab mir’s verdient.»
    «Das haben Sie gewiß, Sir.»
    «Ich werde eine Zeitlang im Klub
bleiben», sagte er, «und dann nach Hereford zurückkehren, um mich auszuruhen.
Die Zweihundertjahrfeier kann ich, glaube ich, Cambridge überlassen, nun, da
ich ihn auf den richtigen Weg gebracht habe. Aber vorher möchte ich noch mit
dir und deiner Frau sprechen, Gordon. Und auch mit dem Söhnchen, wenn du
willst. Schließlich betrifft es ihn.»
    Nicky hatte eben ihre erste Mahlzeit
verabreicht, als Sir Lancelot und ich im Schlafzimmer erschienen.
    «Sie werden wohl wissen, was ich Ihnen
zu sagen habe», begann er, nachdem er Klein-Lancelots Näschen gekitzelt hatte.
«Trotz meiner etwas desillusionierenden Erlebnisse bei meinem letzten Aufenthalt
in diesem Hause glaube ich, Gordon, daß du dich überraschenderweise zu einem
vernünftigen Mitglied der Gesellschaft entwickelt hast. Daß diese Metamorphose
zur Gänze auf deine reizende Gattin zurückzuführen ist, bezweifle ich keinen
Augenblick.»
    Nicky lächelte.
    «Und so bleibt mein Angebot einer
finanziellen Unterstützung — nicht für dich, sondern für den kleinen Racker,
der mich in diesem Augenblick unterbricht — weiter aufrecht.»
    Idi zögerte. Dann sagte ich:
«Schrecklich freundlich von Ihnen ,; Sir. Wir — wir
wissen es voll zu schätzen. Abernehmen Sie’s uns bitte nicht übel — wir möchten
am liebsten auf unseren sechs eigenen Füßen stehen, Sir.»
    Sir Lancelot schwieg. Idi fragte mich
bereits, ob ich eine verspätete Explosion ausgelöst hätte.
    «Du hast vollkommen recht», erklärte er
nach einer Weile ruhig. «Ich hätte wohl unter ähnlichen Voraussetzungen genau
dieselbe Antwort gegeben. Trotzdem bitte ich euch, mein Angebot anzunehmen. Ihr
seid es, die mir einen Gefallen erweist, nicht ich euch.»
    Mein Pate erhob sich und schritt
langsam durchs Zimmer, die Hände auf dem Rückteil seines Gehrocks verschränkt.
    «Wir alle altern», sagte er. «Schon
rein physiologisch. Die Haut verliert ihre Elastizität und wird runzlig. Der arcus
senilis hält die Iris umklammert. Die Knochen werden brüchig, die Gelenke
arthritisch. Unsere Temperatur fällt, unser Stoffwechsel verlangsamt sich. Doch
schlimmer als dies alles ist ein Erkalten des Geistes.»
    Er machte eine Pause, und sein Blick
wurde so demütig, wie ich es bisher nur erlebt hatte, wenn er bei seinen
Vorlesungen berühmte Vorläufer
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