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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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die finnischen Chirurgen
bei ihren Inzisionen ein bißchen mehr aufpassen werden, statt auf ein Täßchen
Tee zu gehen und das Vernähen dem Spitalsarzt zu überlassen.»
    Grimsdyke verfiel in nachdenkliches
Schweigen.
    «Ende mit Lulu?» fragte ich ruhig.
    Er zögerte. «Eine recht fatale Sache,
Alter — da ich sie sozusagen anders angegangen hab als ein leichtes Mädel, hab
ich ihr] irgendwie zu verstehen gegeben —»
    «Du hast ihr einen Antrag gemacht?»
rief ich aus. «Dann sitzt; du wirklich in der Patsche.»
    «Und es außerdem natürlich noch die
beiden andern Mädel gibt, von denen ich dir erzählt hab —»
    «Du Idiot hast denen am Ende ebenfalls
Anträge gemacht?»
    «Einen richtigen Antrag hab ich keiner
von ihnen gemacht», verteidigte er sich. «Irgendwie trieb das Gespräch nur
immer in diese Richtung. Weißt du, es ist genauso leicht, einer Frau einen
Antrag zu machen, wie sich unter einen Autobus zu werfen. Weiß Gott, wie ich
mich aus dieser Affäre herausziehen werde. Glaub ja nicht, daß sie mich
gerichtlich belangen können, aber es könnte zu einem peinlichen Krach kommen.
Ich glaub, ich mag keine von den dreien je Wiedersehen», fügte er hinzu. «Was
soll ich also um Himmels willen tun?»
    «Dagegen gibt’s nur eine einzige
Maßnahme», sagte ich nach reiflichem Nachdenken. «Die Heirat mit einer
anderen.»
    «Mit was für einer anderen?» schnaubte
Grimsdyke zornig.
    Ich kam nicht dazu, weitere Heilmittel
für die sozialen Beschwerden meines Freundes zu verschreiben, denn die Schlafzimmertüre
wurde zugeworfen und Dr. Partridge tauchte auf. Ihr zur Seite kam Nicky die Stufen
herab.
    «Es ist nichts damit», sagte Ann
Partridge kurz angebunden.
    «Ach nein?»
    Nicky sagte, Verzeihung heischend: «Wir
haben eine Fehldiagnose gestellt.»
    «Falscher Alarm», konstatierte Ann.
«Bei Hebammen, Ärzten und nervösen Patientinnen nicht ungewöhnlich.»
    «Tut mir schrecklich leid, Ann», sagte
Nicky.
    «Total verblödet von uns!» sagte ich.
Ich schämte mich weitaus mehr meiner Dummheit ,' als
ich zerknirscht war. «Aber alles schien haargenau mit dem Buch
übereinzustimmen.»
    «Die oberste medizinische Regel lautet:
Halte dich nie ans Buch.»
    Die Ärztin blickte auf ihre robust
gebaute Armbanduhr. «Jetzt wird die Party wahrscheinlich schon zu Ende sein.
Schade.»
    Daraufhin waren Ann Partridge, die
Hebamme und Grimsdyke so taktvoll, uns allein zu lassen. Verzagt ließ ich mich
in einen Fauteuil fallen.
    «Jetzt weiß ich’s, wie jemandem zumute
ist, der sich für einen Fallschirmabsprung bereithält, und man sagt ihm, er
kommt erst nächste Woche dran.»
    «Und mir ist zumute», sagte Nicky, «als
würde ich für den Rest meiner Erdentage genauso bleiben wie jetzt.»
    «Kopf hoch, Liebling», sprach ich ihr
müde Mut zu. «Länger als äußerstenfalls eine Woche kann’s nicht mehr dauern.
Dann wird dir dein Klümpchen geradezu fehlen.»
    «Jedenfalls dürfen wir Ann nicht mehr
mit weiteren falschen Alarmen belästigen.»
    «Schon in deinem Interesse nicht.»
    «Und auch in deinem, Lieber. Eine Menge
Whisky hat dran glauben müssen.»

19
     
    Die
nächste Woche behandelte ich Nicky so delikat wie eine nicht losgegangene
Bombe. Jedesmal, wenn sie auf ihrem Sessel wetzte, fragte ich hoffnungsvoll, ob
sie Rückenschmerzen habe, und jedesmal, wenn sie sich im Bett auf die andere
Seite drehte und mich dadurch aufweckte, streckte ich die Hand nach dem
Telephon aus.
    Der unsichere Zustand meiner Frau
machte sämtliche gesellige Vorhaben zunichte; allerdings kam uns Grimsdyke
allabendlich trösten, gewöhnlich zu jener Stunde, da er mich bei einem Drink
vermutete.
    «Onkelchen hat bei mir angefragt, ob
ich nicht, solange ich hier bin, einen Teil meiner Zeit verwenden will, ihm in der
Praxis auszuhelfen», erwähnte er am Abend eines jener stillen Tage zwischen
Weihnachten und Neujahr. «Ich hatte kaum das Herz, es dem lieben alten Knaben
abzuschlagen — er hat in seiner Anständigkeit richtig gezögert, mir dieses
Angebot zu machen. Aber meiner literarischen Arbeit gebührt der Vorrang, Alter.
Hab in diesen Tagen kaum Zeit gefunden, mein Zimmer im zu
verlassen, um schnell einen heben zu gehen.»
    «Was, du schreibst noch immer Artikel
für den -
    «Hab eine weitaus bessere Idee
bekommen», erzählte er stolz. «Ich schreibe ein Buch. Die Idee kam mir, als ich
neulich beim hiesigen Zeitungshändler vorbeikam, um zu fragen, wann das nächste
Turfblatt
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