Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
das
ganze heiße Wasser für dich allein beansprucht.»
    «Nicht diese Sorte Bäder. Mir
persönlich wäre es unmöglich, den Tag zu beginnen, ohne eine halbe Stunde, mit
einem Paket Zigaretten und einem Kreuzworträtsel, im warmen Wasser zu liegen.
Aber alles hat seine Grenzen. Lulu, die einen Teil ihres Lebens damit
verbringt, splitternackt die skandinavischen Föhrenwälder unsicher zu machen,
ist eine glühende Anhängerin der Sauna.»
    «Das ist doch dieser Fisch, den sie in
den schwedischen Restaurants servieren, nicht wahr?»
    «Nicht ganz. Es ist eine Art
Über-Dampfbad, auf das man in Finnland und ähnlichen arktischen Regionen
regelrecht versessen ist. Aber du wirst ausgerechnet jetzt nicht darauf
neugierig sein», unterbrach er sich.
    «O doch. Das lenkt meine Gedanken ab —
wie in Tausendundeine Nacht.»
    «Na, als wir im Flughafen von Helsinki
eintrafen — ein verteufelt kostspieliger Ausflug übrigens, wenn ich’s mir
überlege —, wurden wir aufs wärmste von Lulus trauter Familie empfangen.»
    «Dem alten Grafen?»
    «Genau genommen ist er Bankdirektor.
Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, dort überall gestiefelte Kerle zu den
Klängen der Balalaika herumtanzen zu sehen, aber es ging sehr zivilisiert zu.
Gibt sogar elektrische Straßenbahnen dort. Wir hatten eine recht Adele Party
miteinander, mit viel Schnaps und Fischbrötchen. Da machte Lulu plötzlich den Vorschlag,
zusammen in die Sauna zu gehen.
    Ich Narr», fuhr Grimsdyke düster fort,
«willigte ein. Hatte einmal läuten hören, dies sei eine Art gemeinsames Bad, so
wie man’s nach dem Fußballspiel nimmt, aber für Männlein und Weiblein zusammen.
Dachte mir, es könnte mal ganz nett sein, Lulu ohne was an herumspazieren zu
sehen, von all den andern prächtigen Blondinen ganz zu schweigen. Mißversteh
mich nicht», fügte er hastig hinzu. «Das Ganze tut sich in einem
riesigkameradschaftlichen Geist und völlig offen. Gar keine Sauerei, nur
Sonnenschein und frische Luft für die Poren.»
    «Klar», sagte ich.
    Ich blickte auf die Uhr. Ann Partridge
schien bereits eine Ewigkeit oben zu sein.
    «Das war mein erster Irrtum», erklärte
Grimsdyke trostlos. «Wir kamen dort an, die Lokalität sah inmitten des Schnees
unter all den Christbäumen recht weihnachtlich aus, aber an der Eingangstür
verabschiedete sich Lulu ungesäumt. Das gemischte Bad war auch wieder einer
jener netten alten Volksbräuche, die wie das Tanzen um den Maibaum ausgestorben
sind. Das Damenbad fand Donnerstagabend statt.
    Idi trat ein und stand in einem Raum,
der wie die Garderobe eines eleganten Golfklubs aussah, nur saßen andere
Burschen drin. Idi überlegte grade, ob ich nicht unter dem Vorwand,
telephonieren zu müssen, wieder abhauen könnte, da nahm sich unseligerweise ein
Eingeborener meiner an, ein Kerl mit einem Bart, der aussah wie Ibsen, wenn er
über einem besonders trübsinnigen Sujet brütete.
    ,
erklärte Ibsen.
     sagte ich mannhaft wie
nicht bald einer. Doch kaum hatte ich die Manschettenknöpfe abgelegt, kam ein
liebes altes trautes Mütterchen herein und machte sich an einem Stoß Handtücher
zu schaffen.
     fragte ich.
     fragte der Kerl
zurück und zog seine Hose aus.
    Wir Engländer», fuhr Grimsdyke voll
Gefühl fort, «haben schon einen verdammt großen Haufen Hemmungen abzustreifen,
bevor wir uns in Gegenwart indifferenter Weiblichkeit zu entkleiden beginnen.
Aber schließlich mußte ich doch für mein teures Vaterland Ehre einlegen, was?
So setzte ich meine Arbeit fort. Aber als eine Art Kompromiß behielt ich die
Pfeife im Mund.
    Ich folgte Ibsen in ein schmales
Zimmer, an dessen Wänden Holzbänke standen», fuhr er in seinem Bericht fort und
schlürfte am Whisky. «Es sah genauso aus wie diese alten französischen Waggons
dritter Klasse.
     fragte ich.
    , erwiderte
er.
    Und das taten wir. Es war, wie wenn man
mitten in der Rennwoche zu Ascot Sir Lancelot bei einer totalen Exstirpation
der Pankreas assistiert hätte. Der Saft strömte nur so aus mir heraus. Und die
ganze Zeit mußte ich daran denken, daß Lulu jeden Donnerstag dasselbe tat. Das
hat den Glanz ein bißchen getrübt, wenn du verstehst, was ich meine.»
    Oben gab’s einen Krach.
    «Braucht ihr mich?» brüllte ich hinauf.
    «Nur immer mit der Ruhe, Alter! Immer
mit der Ruhe!» drang Dr. Partridges Stimme herab.
    «Tut mir leid», entschuldigte ich mich
bei Grimsdyke und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher