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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater
Autoren: Richard Gordon
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hallo, Zoe», stotterte er nach
einer geraumen Weile.
    Er stand wie angewurzelt da und massierte
den Musculus gastrocnemius seiner linken Wade langsam mit der Spitze
seiner rechten großen Zehe.
    «Wie geht’s?» brachte er endlich
heraus.
    «Danke, sehr gut», antwortete Zoe
ruhig. «Und Ihnen?»
    «Mir? Audi sehr gut. Danke.»
    «Schön», sagte Zoe.
    Pause. Ein Junge radelte pfeifend
vorbei, und es klang so, als; dröhnte ein Expreßzug durch den Bahnhof.
    «Knöchel jetzt in Ordnung?» fragte
Grimsdyke.
    «Vollkommen, danke», sagte Zoe.
    «Schön», sagte Grimsdyke.
    Pause. Da das Gespräch von keiner Seite
aus irgendwohin zu führen schien und mich zwischen Tür und Angel zu frösteln
begann, schlug ich vor: «Wollen Sie vielleicht auf eine Tasse Tee hereinkommen,
Miss Mitchel?»
    «Sehr lieb von Ihnen, Dr. Gordon»,
sagte sie; beide schienen bei meiner Intervention aufzublühen. «Aber ich sollte
eigentlich trachten, nach London zu kommen, es beginnt neblig zu werden.»
    «Das ist im allgemeinen nur lokal. » ,
    Ich nahm wahr, daß Grimsdyke mit seinem
Kehlkopf kratzende Geräusche erzeugte, die ich als eine Einladung an Zoe
auslegte, einen abendlichen Imbiß mit ihm einzunehmen.
    Sie biß sich auf die Lippen. «Das ist
leider nicht möglich», sagte sie. Doch nach einem Weilchen konzentrierter
Gehirnarbeit, die keinem von uns beiden entging, fügte sie hinzu: «Falls Sie
wirklich überzeugt sind, daß der Nebel nur lokal ist... und es Ihnen nichts
ausmacht, wenn ich bald aufbreche —»
    Grimsdyke, der plötzlich viel heiterer
aussah, machte sich daraufhin erbötig, sie in der Abtei heimzuführen, einem
Bau, den er meines Wissens noch nie betreten hatte. Nach einem kurzen und
weiterhin zusammenhanglosen Gespräch fuhren die beiden in Zoes Auto davon und
ließen mich mit dem Fernrohr stehen.
    «Was schließt du aus der ganzen
Geschichte, zum Teufel?» rief ich aus, nachdem ich Nicky von dieser Begegnung
erzählt hatte. «Der gute alte Grimsdyke scheint ja doch ein tieferes Wasser zu
sein, als ich mir je vorstellte. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen,
besteht nicht der geringste Zweifel, daß das Mädel die Wahrheit sprach.»
    «Und ist sie wirklich so ein Greuel,
wie er machte?»
    «Das ist das zweite Mysterium der
Geschichte: sie sieht zwar nicht direkt wie ein italienischer Filmstar aus,
aber sie ist recht hübsch und scheint mir ein sehr anständiges Mädel zu sein.
Wenn ihm wirklich am Heiraten liegt, würde sie dafür weitaus geeigneter sein
als alle andern.»
    Nicky dachte angestrengt nach. «Glaubst
du nicht», fragte sie, «daß Grimsdyke tatsächlich ein bißchen angeschlagen
ist?»
    «Oh, Grimsdyke ist durch und durch
verrückt, Liebling. Ist es schon seit Jahren gewesen. Rückenschmerzen?» fragte
ich unvermittelt.     i
    «Magenverstimmung», erwiderte Nicky.
    Ich fragte midi, mit welcher plausiblen
Geschichte sich mein Freund später einstellen würde, als Nicky zu Bett ging und
mich bei einem Artikel des British Medical Journal über Magen-Darm-Leiden
zurückließ, über dem ich bald friedlich neben dem Kamin eindöste. Die Türglocke
schreckte mich auf, und ich bemerkte, daß es fast elf geworden war.
    «Ich möchte meine Seele erleichtern»,
eröffnete mir Grimsdyke unverzüglich, als er, von Schneeflocken umwirbelt,
eintrat.
    «Deine Seele wird nach und nach ein
bißchen überlastet, findest du nicht?»
    Doch er ließ sich so verzagt in den
nächsten Lehnstuhl fallen, daß er mir schon im selben Augenblick leid tat.
    «Nach all dem, was wir miteinander ausgefressen
haben, Grim», fügte ich hinzu, «kannst du dich stets drauf verlassen, daß ich
dir mit Rat und Tat beistehen werde.»
    «Alles, was ich dir über dieses Schiff
erzählte», rückte er sofort mit seiner Beichte heraus, «war nichts als
verdammtes Herumgerede, so wie bei den Psychiatern. Weißt du, genauso wie wenn
du einen] neuen Wagen kaufen willst und dir selber einredest, du wirst dir
damit Eisenbahnspesen ersparen. Das Komische an der Sache ist, du glaubst im
Moment wirklich dran. So ein Menschenhirn ist eine] blödsinnige Einrichtung,
was?»
    «Idi bin überzeugt, kein Philosoph
würde dir widersprechen.»
    «Was mich betrifft, ich finde, Zoe ist
die lieblichste Blüte am Stammbaum der Menschheit», erklärte er schlicht. «Ich
wollte sie; heiraten, alter Junge. Und so fragte ich sie, ob sie mich wolle, sobald
sich die Gelegenheit dazu ergab — beim Pingpongspiel. Siel murmelte darauf
recht verwirrt, sie wolle es
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