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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues
Autoren: Myra Cakan
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Space-Teenie erkennt mich, macht beschwichtigende Gesten zu ihren Clan-Leuten.
    »Was willste hier?« Das Kinn vorgereckt, die Augen misstrauisch zusammengekniffen. Ihre Blicke wandern über meine Schulter. »Wo ’st dein Boss, CF?«
    »Verhandelt mit Bounty.« Ich zucke die Achseln. Gebe mich lässig. Bin hier nur mal so vorbeigeschlendert. Kein Stress, alles cool.
    Sie grinst, spiegelt meine Körpersprache. Hab sie also noch drauf, die Straße. Gut.
    »Und du, willste auch verhand’ln?«
    »Klar, warum nicht?« Ich spüre, wie mir der Schweiß den Nacken runterläuft und sich zwischen meinen Schulterblättern sammelt. Das wird jetzt ganz sicher eine Nummer zu groß für mich. Doch zum Aussteigen ist es zu spät. Hat mich Del deshalb angewiesen, im Hintergrund zu bleiben? Warum kommt sie nicht? Ich soll ihr den Rücken freihalten, und was tut sie für mich? »Wo ist die Ware?«, höre ich mich sagen.
    Die Punks brechen in Gelächter aus. Plötzlich geeint.
    »Was glaubste, wo de hier bist, CF?« Space-Teenie ist jetzt ganz nah, gibt mir einen leichten Schubs vor die Brust. »Bei der Liga der Hirntoten?« Der Ton ist schärfer, der DWNTN-Slang verschwunden. Zeit, Klartext zu reden.
    »Erzähl mir nicht, dass du nicht weißt, was da hinten abgeht.« Mein Kinn ruckt in Richtung Strandbar. »Der Bounty-Arsch will euch ablinken.«
    Sie zuckt gleichmütig die Schultern. »Mehr haste nich zu biet’n?«
    »Denen ist es egal, ob der Kid den Abgang macht. Und wenn er geht, geht ihr mit, klar?« Jetzt bin ich am Zug, sie hören mir zu. »Ihr geht alle mit – keine Zeugen, klar?«
    »Und was, wenn’s uns auch egal ist, ob der Kid ’n Abgang macht?«
    »Ist es aber nicht«, behaupte ich.
    »Seh’n wir aus wie Wohltäter?«
    »Nee, aber wie schlaue Geschäftsleute. Ihr habt einen Ruf zu wahren.« Noch mehr Behauptungen.
    »Und was springt für uns raus?«
    »Ihr bleibt am Leben.« Ich bin jetzt ganz entspannt. »Ihr glaubt doch selber nicht, dass ihr noch mit Bounty verhandeln könnt. Der hat doch längst die Cleaner von der Zentrale angefordert.«
    »Kriegsrat«, sagt sie knapp und winkt ihre Clan-Leute zusammen.
    Die Zeit drängt. Weit entfernt, doch schnell näher kommend: City Jets, mindestens zwei.
    Ich werde laut. »Also, wo steckt der Junge?«
    Space-Teenie hört jetzt auch die CJs. Sie will den Deal schnell abschließen.
    »Na hier.« Sie tritt gegen eine morsche Kiste, die am Ende des Piers steht. Die Reste eines Rettungsrings fallen flockig auf die Planken und als Echo dringt ein unterdrückter Schrei aus der Kiste. Space-Teenie klappt den Deckel hoch und heraus kriecht der Junge – dreckig, ängstlich und voller Wut.
    Und dann passiert alles auf einmal: Gepanzerte City Jets mit Bounty-Logos landen mitten auf der Promenade, spucken ein halbes Dutzend Bounty-Securitys in Vollkörperpanzern aus. DelMonico, die Van Burens und der Bounty-Arsch stürzen aus der Strandbar. Zusammen hetzen sie über den Pier, Del und die Bounty-Typen die Waffen im Anschlag.
    Die Punks haben auch Waffen. Kompakte Heston-Derringers mit High Speed-Armierung.
    »Plan 9!«, schreit Space-Teenie.
    Sie greift sich den Jungen als Schutzschild und zieht sich rückwärts in den Flipper-Pavillon zurück. Die Punks folgen ihr, die Umgebung sichernd. Ich folge ihr auch.
    Drinnen gedämpftes Tageslicht durch gesicherte Fenster, elektrisches Glühen von den Automaten, gehetztes Atmen, Keuchen, Fluchen. Der Junge hockt wimmernd in einer Ecke, den Kopf in den Armen verborgen. Da ist keine Wut mehr, nur Angst. Ich habe auch Angst. Da draußen ist Del allein mit einer Meute schießwütiger Bounty-Ärsche, die nichts lieber täten, als alles Leben im Umkreis auszulöschen. Wie soll sie die zurückhalten? Und ich? Ich habe ja nicht mal eine Waffe!
    »Hier!« Space-Teenie drückt mir eine Laser-Point der ersten Generation in die Hand. »Sieh zu, wie du klarkommst. Wir machen gleich den Abgang.«
    »Der Junge bleibt aber hier!« Wer bin ich, dass ich Forderungen stelle?
    Sie grinst nur. Denkt wohl das Gleiche. Und dann kommen sie auch schon durch die Tür gebrochen. Zu spät für einen Abgang.

    Als meine Ohren nicht mehr dröhnen, komme ich aus der Deckung. Del steht breitbeinig in dem Chaos – Blech, Plastik, Kunstglas. Sie sieht blass aus. Blut sickert aus ihrem Ärmel, in ihrem Oberarm steckt ein dicker Splitter – sie zieht ihn mit einem Ruck raus. Das Blut läuft stärker. »Verdammter Saukram«, so ihr Kommentar.
    Was wir unterm Strich haben? Ein
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