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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues
Autoren: Myra Cakan
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Kidnapping fällt unters Prämienrecht und ist Sache der City Force. Die Metropolice, sowohl Uptown-wie Downtown-Cops, haben sich da rauszuhalten. Anders die Versicherungen, und das macht die Sache dann richtig ärgerlich. Die wollen nur Schadensbegrenzung und das heißt: die Zahlung verzögern, bis sich der Fall von selbst erledigt. Irgendwann rufen die panischen Eltern die C-Force und die darf sich dann mit den hirntoten Vermittlern auseinander setzen und – sofern das möglich ist – den 8/7er noch lebend aus der Scheiße rausholen.

    Der MX schwenkt auf den Shapiro-Leitstrahl ein und die Silhouette der DWNTN verschwindet hinter den Hügeln. So weit draußen bin ich noch nie gewesen. Noch knapp zwanzig Minuten und wir müssten am Treffpunkt sein. Mein erster Einsatz. Ich spüre ein Kribbeln im Magen, das gehört wohl dazu. Ich werfe Del einen Blick zu. Sie sieht genauso gelassen aus wie vor zwanzig Minuten. Auch die zornige Falte auf ihrer Stirn ist noch die gleiche. Ich werfe noch einen Blick auf das Display meines SComs – den siebten oder achten, seit ich in der Luft bin –, als ob sich die Story ändern würde! Anscheinend wollte der kleine Van Buren was erleben, ist mit seinen Kumpels in die DWNTN und hat dort »verbotene Substanzen« genommen. Vermutlich ist ihm dann schlecht geworden, und als er nach fast einer Stunde immer noch nicht aus dem Scheißhaus aufgetaucht war, sind seine Kumpel misstrauisch geworden. Da hatte man den Kleinen aber längst abtransportiert. Tage später sind die Kumpel dann mit der Story rübergekommen – zu dem Zeitpunkt lag die erste Lösegeldforderung bereits vor. Van Burens Eltern, beide Entwickler bei StarCommunications, haben als Erstes ihre Versicherung verständigt, und der Bounty-Vermittler hat die erste Übergabe dann auch routinemäßig verkackt.
    Ich logge mich aus und sehe durch die Frontscheibe. Der CJ zieht eine weite Kurve über das Inland – jetzt kann man am Horizont die Startrampen von New Frontier erkennen –, bevor er westwärts in Richtung Küste fliegt.
    »Was ist los? Ich dachte wir fliegen nach Shapiro?«
    »Eben kam die Meldung rein: Der Vermittler hat den Treffpunkt geändert.«
    »Bounty?«
    »Nein, die andere Partei.« Del trommelt einen schnellen Beat auf ihrer Armlehne. »Hör zu, wenn wir mit den Leuten reden«, sie verbessert sich, »wenn ich mit den Leute rede, hältst du dich raus, verstanden?«
    »Ja, aber …«
    »Du bist Anfänger, klar?«
    Ich beiße mir auf die Lippen, schlucke den Protest. Ich bin hier, um zu lernen.
    Auf einmal ist Del angespannt und überhaupt nicht mehr relaxed. »Ich glaube, sie wollen noch heute die Übergabe machen. Der Junge wird zu heiß.« Sie runzelt die Stirn und gibt dann eine Message in ihr SCom. Während sie auf Antwort wartet, trommelt sie wieder auf ihren Armlehnen.
    Ein Signal von der Steuerkonsole: Der Saab-Aerospace geht auf Sinkflug. Ich versuche etwas zu erkennen, aber wir fliegen in südlicher Richtung und die Scheiben haben sich polarisiert. Hier unten gibt es keine größeren Städte, nur Rock Sands und die Deponien.
    Eine Nachricht kommt über SCom rein. Sie ist für DelMonico. Eine Nachricht auf dem Display, ein zufriedenes »Hab ich’s doch gewusst«-Lächeln.
    Ich sehe sie fragend an, meine Partnerin. Doch sie schweigt. Traut sie mir nicht? Aber vielleicht bin ich einfach nur übereifrig. Muss erst noch dahinterkommen, wie man sich zurücklehnt und entspannt, während man zu einem Einsatz fliegt, und plötzlich voll da ist.
    Doch dann gibt sie mir die Antworten auf ungestellte Fragen.
    »Die Eltern haben mit einem Abwerber von SpaceCraft gesprochen, sagt meine Quelle.« Sie ist amüsiert. »Da wollte StarCom wohl seine Mitarbeiter etwas auf Kurs bringen.«
    » Die haben den Jungen entführt?«
    In meinem Gesicht müssen lauter Fragezeichen der Ungläubigkeit stehen, Del lacht laut auf.
    »Glaub bloß nicht, nur weil du von der Straße runter bist, ist von nun an alles sauber.«
    »Aber … ein Konzern wie StarCom«, stammle ich, »haben die das nötig?« Ich werfe ihr einen schrägen Blick zu. »Du hältst mich für ziemlich dumm, oder?«
    Sie lacht wieder. »Hast du nicht als Beste abgeschlossen? Wie könntest du da dumm sein?«
    Sie grinst mich an, und auf einmal fühle ich mich nicht mehr so ausgeschlossen.
    Wir landen auf dem Parkdeck einer Strandbar. Die sind typisch für Rock Sands: viel aufgeschäumter Kunststoff, brüchig von den Jahren – Zuckerbäckerstil im Disneylook –
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