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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues
Autoren: Myra Cakan
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paar verletzte, brüllende Punks, jede Menge zerschossene Spielautomaten, einen heulenden Kid und einen toten Bounty-Vermittler. Das Resümee eines ganz normalen Arbeitstages bei der CF.
    Die Typen von der Bounty-Security stehen da wie angenagelt, liegt vermutlich daran, dass Del ihre Magnum MPX auf sie richtet.
    Space-Teenie schlendert zu dem Bounty-Arsch. Dreht ihn mit dem Fuß um, bückt sich und schnappt sich seinen Geldgürtel – alles in einer fließenden Bewegung. Sie ist cool.
    »Gehen wir, Leute.« Sie winkt ihrem Clan und ist schon zur Tür raus.
    »He, halt, Scheiße!« Die Bounty-Typen schreien wild durcheinander.
    DelMonico kann das nicht erschüttern. Das ist nicht mehr unser Job. Erst als die Punks verschwunden sind und die Sicherheitsleute in ihren C-Jets sitzen, senkt sie die Waffe.
    Ein fester Händedruck, ein tränenverschleierter Abschiedsblick von den Van Burens. Erster Fall erfolgreich abgeschlossen, CF-Agent Donovan. Ich fühle mich gut. Seite an Seite gehen Del und ich zu unserem Saab-Aerospace.
    Verstohlen sehe ich zu ihr rüber. Ihre Lippen sind weiß, so fest presst sie sie aufeinander. Hat sie Schmerzen wegen der Wunde in ihrem Arm? Und – macht sie mich etwa dafür verantwortlich?
    Unvermittelt packt sie mich. Schleudert mich gegen das Fahrzeug. Packt mich bei meiner Uniform. Immer und immer wieder knallt sie meinen Kopf gegen die Karosserie. Dong! Dong! Meine Ohren fangen wieder an zu klingeln.
    »Du blödes, kleines Miststück!«, brüllt sie. »Was glaubst du, wo du hier bist? Wir sind ein Team, kapiert! Ein gottverdammtes Team. Da gibt es keine Extratouren. Hier läuft deine verfickte Einsamer-Downtown-Straßenkämpfer-Nummer nicht!«
    Mit jedem Satz knallt sie meinen Kopf, meinen Oberkörper gegen den C-Jet. Vor meinen Augen steigt ein Feuerwerk auf. Ich wehre mich nicht. Auch wenn ich mich nicht im Unrecht sehe. Hat sie nicht gesagt, ich soll mich raushalten? Waren wir da etwa ein Team? Scheiße, nein! Doch sie ist der Boss. Dong! Dong! Also habe ich mir diese Abreibung wohl verdient. Mehrmals mache ich den Mund auf, versuche eine Entschuldigung rauszubringen.
    »Tut-tut mir leiheid, Dehel.«
    Scheiße, klingt das dämlich. Sie hat es gehört und hört auf, mich zu schütteln. Die Tür des MX geht auf, und sie schubst mich auf den Fahrersitz.
    »Du fährst!«
    Ich starre sie an, doch sie hat den Blick abgewandt. Sie balanciert einen Notfallkit auf den Knien und reißt gerade den blutgetränkten Ärmel von ihrer Uniform ab. Ich strecke die Hand aus, um zu helfen. Sie schlägt sie weg.
    »Du fährst«, wiederholt sie nur.
    Aber wie? Ich starre auf die Armaturen und versuche, mich zu erinnern. Das da muss das Symbol für den Autopiloten sein. Ich sehe fragend zu Del. Sie versiegelt gerade den tiefen Schnitt in ihrem Arm. Du fährst! Entschlossen drücke ich auf das Symbol.
    Treffer! Warntöne, Blinksignale – eine monotone Kunststimme ermahnt mich in mehreren Sprachen, die Türen zu schließen.
    Verdammt, schlauer konnte ich mich wohl nicht anstellen. Ich versuche, in den Sitz zu kriechen.
    »Tür zu!« Das ist Del. Ihre Stimme klingt gepresst.
    Und dann schaltet sich endlich der Autopilot ein. Wir steigen auf. Der C-Jet geht in eine weite Kurve und fliegt dann landeinwärts.
    Eine Stunde später: Die Silhouette der Downtown taucht am Horizont auf. Wir fliegen im Tageslicht, doch ich weiß, in der Stadt ist es bereits dunkel.
    DelMonico gibt einen knappen Bericht an die Zentrale durch. Ich halte den Atem an. Was wird sie über meinen Alleingang sagen? Nichts.
    Sie lehnt sich zurück und sieht mich zum ersten Mal seit dem Zusammenschiss direkt an. Ihr Zorn ist verflogen. »Glück gehabt«, sagt sie. »Verdammtes Glück.« Und mit einem halben Grinsen: »Gut gemacht, Partner.«
    Stimmt. Beides. Diesmal.

Der Schrottplatz
    Verhörprotokoll UPTN-Zentrale – 23 Okt., 5 am

    F. Sie wissen, warum Sie hier sind?
    A. Anscheinend habt ihr keine Ahnung, mit wem ihr es zu tun habt.
    F. Im Protokoll steht, dass Sie von der DCU zur Befragung durch einen Officer in die Zentrale gebracht wurden, aber keine Bereitschaft zeigten, zu kooperieren.
    A. Ich will meinen Anwalt sprechen
    F. Sie hatten schon früher Kontakt zur DCU?
    A. Scheiß Drogenbullen, denken, dass sie jeden anpissen können.

    Das Subjekt, als Winston Jay Warring identifiziert, wurde am 23. Okt., 5.25 am auf Empfehlung des diensthabenden Captains entlassen.

    Gezeichnet: Detective ZKWIL, ausführender Officer

    Seit vier Monaten bin
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