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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien
Autoren: Sandy & Rau Rau
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ich nicht lange zu überlegen. »Okay«, sagte ich und zeigte auf Joel und Alex. »Dann nehmen wir die hier. Oder habt ihr etwas dagegen?«
    »Nö«, meinte Joel. »Solange wir nicht sexuell belästigt werden.«
    Also zogen wir mit Alex und Joel in den ersten gemischten Vierer-Dorm unseres Lebens ein.
    Ein australisches Hostel ist nicht sonderlich luxuriös. Meist gibt es Etagenbetten, wenn man Glück hat, einen Schrank und ein paar Ablagen, was zum Sitzen, und das war’s. Eine Waschgelegenheit im Zimmer ist eher die Ausnahme, man muss sich die Gemeinschaftsduschen teilen, und vor dem Klo gibt es schon mal Warteschlangen. Aber dafür ist es die mit Abstand preiswerteste Art zu übernachten. Ein Bett im Wanderers kostete dreiundzwanzig australische Dollar und war damit noch recht teuer. Aber die ersten beiden Nächte waren ja bezahlt. Als wir unsere noch im Urzustand des Erstverpacktseins befindlichen Backpacks auf die Betten warfen, entfuhr Sandy ein Aufschrei.
    »Eine Spinne!«
    Und was für ein Vieh! Da hatten wir gleich vor Augen, was für große Exemplare einen hier überraschen konnten. In den Übergardinen am Fenster hauste nicht nur diese eine, nein, eine ganze Familie auf Reisen befindlicher Monsterspinnen schien sich wie wir einen gemütlichen gemischten Dorm gesucht zu haben. Sehnsüchtig dachte ich an die deutsche Version der kleinen gemeinen Hausspinne, die ich für gewöhnlich mit ausgestrecktem Arm und der Saugkraft eines 1500-Watt-Staubsaugers ins Jenseits beförderte.
    »Einfach nicht beachten«, meinte Alex lässig. »Die ersten von Millionen.«
    »Du schläfst am Fenster«, erwiderte ich und tauschte unsere Backpacks. Ich war todmüde, und mir fiel einfach keine Möglichkeit ein, wie ich die Spinnen entsorgen konnte, ohne nah an sie ranzumüssen. Außerdem war ich jetzt in Australien, und da hat man sich eben nicht so. Also ließen wir die Tierchen, wo sie waren.
    Obwohl wir während der letzten achtundvierzig Stunden kaum ein Auge zugetan hatten, war an Schlaf nicht zu denken. Ich fühlte mich bleischwer und gleichzeitig schwerelos. Wir fingen an zu reden, diskutierten das Woher und Wohin, und dass eine unendlich lange Zeit vor uns lag. Wir redeten uns in eine Art Rausch und spürten, wie Australien uns langsam gefangen nahm, obwohl wir von Down Under bislang nicht mehr gesehen hatten als einen alten Bus, einen Lars oder Björn und einen Countertyp, der wahrscheinlich aus Indonesien stammte. Aber egal, Sandy und ich konnten unsere Spannung kaum noch bezähmen. Obwohl wir uns in dieser ersten Nacht in der Gesellschaft der beiden Jungs wohlfühlten, wollte ich schon jetzt ausbrechen aus diesem Dorm. Ich wollte niemals mehr schlafen, um jede Sekunde dieses Jahres in mich aufzunehmen und für immer zu verankern.
    Erst als der Morgen graute, fanden wir ein wenig Schlaf. Ich kann mich bis heute nicht erinnern, ob wir unsere Klamotten ausgezogen haben oder nicht.
    * * *
    Die folgenden beiden Tage waren ausgefüllt mit der Teilnahme an dem vom Council durchgeführten Einweisungskurs. Man gab uns Hinweise und Tipps für den Aufenthalt, zur Jobsuche, zu Verhaltensweisen und für alles, was man wissen sollte, wenn man völlig unbedarft drauflosfahren will. Ein unverzichtbares Muss ist die Einrichtung eines eigenen australischen Bankkontos, ohne das man gar nicht erst versuchen sollte, einen Job zu bekommen. Es sei denn, man arbeitet illegal. Da riskiert man aber neben der Ausweisung und einigen Jahren Einreiseverbot auch noch saftige Strafen. Bleibt man auf den legalen Pfaden, ist die Regelung für den Arbeitgeber wie für den Jobsuchenden einfach, denn auf jeden Dollar fällt eine pauschale Abgabe von 29 % an, der Rest ist deins. Wer fulltime in Australien arbeiten will und darf, unterliegt möglicherweise anderen Regelungen.
    Wir erledigten also einige Behördengänge und hatten immer noch keine richtige Gelegenheit, durch Sydney zu stromern. Wenigstens legte sich der Jetlag so langsam. Achtundvierzig Stunden waren wir noch behütet, dann schmiss man uns raus mit einem fröhlichen »Have fun!«.
    Sandy und ich beschlossen, das Hostel zu wechseln, weil uns die dreiundzwanzig Dollar ziemlich viel erschienen. Wir fragten eine Mitbewohnerin, ob sie uns etwas Preiswerteres empfehlen könnte. Und das war das erste und letzte Mal, dass wir in dieser Hinsicht einen Fehler begingen.
    »Nee, ich bin das erste Mal hier, aber Sarah hat mir erzählt, dass sie vorher in der Pitt Street abgestiegen war und das Teil da
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