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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien
Autoren: Sandy & Rau Rau
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sofort zurücknehme. Du musst entschuldigen, Bob, aber in unserem Alter findet man einen Menschen um die fünfzig steinalt. Wir finden ja schon Männer Ende zwanzig zum Aussortieren. Aber das gibt sich sicher noch. Jedenfalls nahm uns Bob mit zu sich nach Hause. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, uns bei sich aufzunehmen, die für uns am Anfang etwas unangenehm war und uns gleichzeitig berührte. Wir wussten nicht, wie wir je wiedergutmachen konnten, was Bob und seine Familie für uns taten. Doch irgendwann fanden wir heraus, dass es ganz leicht ist, nämlich indem man die Offenheit und Herzlichkeit, die man empfängt, einfach zurückgibt. In Australien Freunde zu haben bedeutet, sich jedes Mal zu fühlen, als käme man nach Hause. Und man möchte auch, dass jeder, den man mag, zu einem selbst nach Hause kommt. Die Türen der Häuser wie der Herzen der Australier stehen einfach weit offen, und dafür lieben wir sie.
    Während der Fahrt zu Bobs Haus waren wir beide noch etwas gehemmt, schließlich war dies erst der dritte Tag Down Under und unser Englisch noch auf Schulniveau. Ein wenig fühlten wir uns wie Ausstellungsstücke, die mit nach Hause genommen und der Familie gezeigt werden. Aber das war schlagartig vorbei, als wir Bobs Familie gegenüberstanden.
    »Hey, ihr müsst mir unbedingt erzählen, was in Deutschland alles abgeht!«
    »Das ist mein Sohn Josh«, meinte Bob gutmütig und stellte uns vor. Und dann brachen alle Sprachbarrieren. Josh ließ uns nicht einmal Zeit, uns umzusehen, sondern fing gleich an zu erzählen, wie schön es doch in Deutschland sein müsse, denn da gäbe es ja gemischte Schulklassen, nicht wie in Australien, wo man brav getrennt nach Jungs und Mädchen lernt. Und schon waren wir aufgenommen in Bobs Haus. Es war ein wunderschönes Gefühl, empfangen zu werden wie Freunde, die schon immer dazugehörten. Joshs Schwester Zoe und Bobs Lebenspartnerin Carol machten die Familie komplett.
    Wir verbrachten eine Woche mit ihnen und hatten unglaublich viel Spaß zusammen. Das Einzige, was für uns etwas gewöhnungsbedürftig war, war der klassische Touch dieser Familie. Morgens wurde man mit dem letzten Hit von Mozart oder Vivaldi geweckt (verzeih mir, Bob, dass ich den wahren Performer vergessen habe!), und den ganzen Tag lief klassische Musik im Radio. Bob und Carol hatten selbst fantastische Stimmen und sangen Operetten. Auch die Kinder spielten irgendwelche merkwürdigen Instrumente, die man streichen oder in die man blasen musste. Bob erzählte uns mit glänzenden Augen, wie er Carol während einer Probe zu einer Aufführung kennengelernt hatte und ließ sich durch nichts davon abbringen, uns einzuladen, an einer Vorstellung am nächsten Abend teilzunehmen. Und dann platzte auch Josh noch damit heraus, dass wir unbedingt zu seinem Konzert mit in die Schule müssten. Also, ihr seht schon, wenn man in eine australische Familie aufgenommen wird, dann richtig. Wir hatten eigentlich vorgehabt, mal ein bisschen auf Boy-Sightseeing zu gehen und das Nachtleben zu erkunden, aber zuerst war Kultur angesagt.
    Vielleicht ist es ja auch so, dass die Australier meinen, wenn ein Europäer kommt, müssten sie ihm zeigen, dass nicht alles aus Wildnis und Outback besteht. Diese Woche mit Bob, Carol, Josh und Zoe war jedenfalls ein Kulturschock, der für die nächsten fünfzig Wochen dicke ausreichte.
    Am dritten Morgen reichte Carol uns einen Zettel über den Frühstückstisch.
    »Hier«, meinte sie mit gespielt strengem Gesicht. »Das müsst ihr euch ansehen, sonst wart ihr nicht in Sydney.«
    »Aha«, machte Sandy, die den Zettel studierte und unbändig begeistert wirkte. »Was ist das?«
    »Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten«, dozierte Carol mit erhobenem Finger. »Eigentlich wollte ich ja mit euch Sightseeing machen, aber ich kriege nicht frei. Aber dass ihr zu Hause gelangweilt rumsitzt, das können wir nicht zulassen. Hier habt ihr noch einen Stadtplan, auf dem ich alles angekreuzt habe.«
    »Eigentlich wollten wir shoppen gehen …«, murmelte ich zaghaft.
    »Und wenn da Museum steht, dann guckt euch nicht nur das Museum an, sondern geht auch rein«, ergänzte Carol tatsächlich ernsthaft. Bob beugte sich zu mir und flüsterte mir etwas ins Ohr.
    »Passt auf, die fragt euch heute Abend ab. Tut besser, was sie sagt!«
    Soll man dem Rat eines alten weisen Eingeborenen widersprechen? Nein.
    Der Stadtplan von Sydney war ein fieses Ding. Alle Kreuzchen, die Carol gemacht hatte, lagen
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