Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
der aufgehenden Sonne über die Wiesen zu beiden Seiten der Straße streichen. Sie hörte, wie der Motor langsamer drehte und dann im Leerlauf tuckerte. Sie spürte einen Luftzug, als der Wagen an ihr vorüberglitt. Die stinkenden Auspuffgase raubten ihr den Atem.
    Dann sah sie, wie der Wagen an den Straßenrand rollte und hielt.
    Die Hand, die im hellen Mondlicht zu erkennen war, kam ihr seltsam vor. Sie erschien ein paar Sekunden, nachdem der Lieferwagen gehalten hatte, aus dem Fahrerfenster und winkte sie heran. Ein dicker Lederhandschuh, bemerkte Beatrice. Von der Art, wie sie Arbeiter zum Tragen schwerer Lasten benutzen.
    Ein Overall. Möglicherweise dunkelblau.
    Die Hand winkte noch einmal. Da war es wieder. Irgend etwas an der Art, wie die Hand sich bewegte, stimmte nicht.
    Beatrice war Künstlerin, und so hatte sie ein feines Gespür für Bewegung und Fluß. Und da war noch etwas anderes. In dem Moment, als die Hand winkte, kam zwischen Ärmelsaum und Handschuh die Haut zum Vorschein. Trotz des fahlen Lichts erkannte Beatrice, daß sie blaß und unbehaart war, und anders als bei allen Arbeitern, die sie jemals gesehen hatte, war das Handgelenk ungewöhnlich schmal.
    Noch immer empfand sie keine Besorgnis. Sie ging schneller und erreichte mit wenigen Schritten die Be ifahrertür. Sie öffnete die Tür und stemmte ihre Sachen auf den Boden vor dem Sitz.
    Dann sah sie zum ersten Mal ins Wageninnere und bemerkte, daß der Fahrer verschwunden war.
    In den letzten bewußten Sekunden ihres Lebens fragte sich Beatrice Pymm, warum jemand einen Lieferwagen benutzte, um ein Motorrad zu transportieren. Und doch lag eines auf der Ladefläche, flankiert von zwei großen Benzinkanistern.
    Noch immer neben dem Wagen stehend, schloß Beatrice die Tür und rief nach dem Fahrer. Sie erhielt keine Antwort.
    Sekunden später hörte sie das Knirschen von Lederstiefeln auf dem Schotter.
    Dann vernahm sie das Geräusch wieder, diesmal näher.
    Sie wandte den Kopf nach links, und nun sah sie den Fahrer dort stehen. Sie schaute ihm ins Gesicht und erblickte nur eine schwarze Wollmaske. Zwei blaßblaue Augen starrten sie kalt aus ihren Höhlen an, und ein feminin aussehendes, leicht geöffnetes Lippenpaar schimmerte hinter dem Schlitz für den Mund.
    Beatrice öffnete den Mund, um zu schreien. Sie brachte nur ein kurzes Japsen hervor, bevor ihr der Fahrer eine behandschuhte Hand in den Mund rammte. Zwei Finger schoben sich ihr tief in den Rachen. Der Handschuh schmeckte abscheulich nach Schmutz, Benzin und Motoröl. Beatrice würgte, dann erbrach sie die Reste der Mahlzeit, die sie am Mittag im Freien verzehrt hatte - Brathuhn, Stilton-Käse, Rotwein.
    Sie spürte, wie die andere Hand nach ihrer linken Brust tastete. Im ersten Moment dachte sie, daß ihre Mutter mit ihren Warnungen vor einer Vergewaltigung doch recht gehabt hatte.
    Doch die Hand, die ihre Brust berührte, war nicht die Hand eines Vergewaltigers. Die Hand war geschickt, wie die eines Arztes, und merkwürdig sanft. Die Hand wanderte von der Brust zu den Rippen. Sie drückte fest zu. Beatrice wand sich, schnappte nach Luft und biß kräftig auf die andere Hand. Der Fahrer schien durch den dicken Lederhandschuh nichts zu spüren.
    Die Hand erreichte das Ende ihrer Rippen und betastete das weiche Fleisch oben an ihrem Bauch. Sie glitt nicht tiefer. Ein Finger drückte gegen die Stelle und verharrte dort. Beatrice hörte ein scharfes Klicken.
    Sie spürte einen kurzen, überwältigenden Schmerz und sah einen grellen weißen Lichtblitz.
    Dann wurde es dunkel um sie.
    Der Mörder hatte sich lange auf diesen Abend vorbereitet, aber heute war das erste Mal. Der Mörder zog die Hand aus dem Mund des Opfers zurück, drehte sich um und übergab sich. Jetzt war keine Zeit für Gefühle. Der Mörder war Soldat, Major im Geheimdienst, und Beatrice Pymm hätte bald zu seinen Feinden gehört. Ihr Tod war bedauerlich, aber notwendig.
    Der Mörder wischte sich das Erbrochene von den Lippen unter der Maske und machte sich an die Arbeit. Er packte den Griff des Stiletts und zog. Die Wunde saugte fest an der Klinge, doch der Mörder zog noch kräftiger, und sie glitt heraus.
    Gute, saubere Arbeit, kaum Blut.
    Vogel wäre stolz auf mich.

    Der Mörder wischte die blutige Klinge ab, schob sie in den Griff zurück und steckte das Stilett in die Tasche des Overalls.
    Dann faßte er den leblosen Körper unter den Achseln, schleifte ihn zum Heck des Wagens und ließ ihn zu Boden gleiten.
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher