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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft
Autoren: Ma2
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Don Juans Männern in Don Pedros Stadtpalais hatten Aurora aufs äußerste angestrengt.
    Es war ihr völlig schleierhaft, wie sie es geschafft hatte, so überzeugend zu lügen – ohne sich ein einziges Mal zu verplappern.
    Langsam lief eine Träne ihre Wange hinab. Obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, wußte sie, daß ihre Großmutter nicht mehr lange zu leben hatte. Und jetzt war es außerdem klar, daß sie ihren geliebten Bruder nie mehr sehen würde. Das Herz tat ihr weh.
    Sie dachte: Und abuela hat mir nicht einmal meine Zukunft vorhergesagt. Sie hat Basilios und Franciscas Reise über den Ozean gesehen. Ach, abuela. Was wird aus mir?
    Schließlich war sie vom Weinen und vom Unglücklichsein so erschöpft, daß sie doch in einen unruhigen Schlaf verfiel.

4. KAPITEL
    Die Wellen schlugen sanft an die Rümpfe der vielen Schiffe, die im Hafen von Cádiz vor Anker lagen.
    Weder Basilio noch seine junge Frau Francisca nahmen den ruhigen Wellengang als etwas Beruhigendes wahr. Ihre Flucht von Madrid bis hierher war zu aufregend gewesen. Und jetzt sah es ganz so aus, als ob sie weiterhin Schwierigkeiten haben würden, denn der Kapitän des Schiffes, mit dem sie den Atlantik überqueren wollten, wollte für eine Kabine erster Klasse so viel Geld haben, daß sie in der Neuen Welt praktisch ohne Pfennig dagestanden hätten. Sie mußten entweder den Kapitän überreden, weniger Geld für die Überfahrt zu verlangen, oder im dunklen, engen Zwischendeck reisen. Beim Gedanken daran schauderte Basilio zusammen. Es mußte ein anderer Weg gefunden werden.
    Basilio biß die Zähne zusammen, als er an all sein Geld dachte, das jetzt nutzlos auf der Bank lag. Eine Überweisung hätte Don Juan auf seine Spur gesetzt. Zum erstenmal in seinem Leben fühlte sich der junge Adelige hilflos. Und als er seine Frau anschaute, für deren Wohlbefinden er jetzt verantwortlich war, wollte er den Mann am liebsten töten, der ihn in diese mißliche Lage gebracht hatte. Sowohl Basilio als auch Francisca hatten eine sehr gute Erziehung genossen. Sie hatten beide keine Ahnung, wie sie sich in einer so schwierigen Lage verhalten sollten. Was eigentlich ihre Flitterwochen hatten sein sollen, war nur ein einziger Alptraum.
    Francisca lächelte ihren Mann unter Tränen an. In der Hast des Aufbruchs hatte sie ihr Schmuckkästchen zurückgelassen. Francisca weinte verzweifelt über ihre eigene Dummheit. Basilio legte ihr tröstend den Arm um die Schulter und wandte sich noch einmal verständnissuchend an den Kapitän.
    »Ich kann den Preis nicht zahlen, den Sie für die Unterbringung in der ersten Klasse verlangen, Señor. Meine Frau und ich haben gerade soviel, wie Sie verlangen, wir brauchen für unseren Start in der Neuen Welt wenigstens etwas Geld.«
    »Das tut mir leid, Señor Montoya«, sagte der Kapitän und sprach Basilio bei dem falschen Namen an, unter dem er sich vorgestellt hatte, »aber dann müssen Sie entweder mit dem Zwischendeck vorliebnehmen oder gar nicht mitfahren.«
    Der Kapitän war berührt von der Notlage der jungen Leute, denn er merkte, daß sie beide aus einer guten Familie stammten und frisch verheiratet waren. Sie waren offensichtlich sehr ineinander verliebt. Aufgrund ihrer teuren und unpassenden Kleidung vermutete er, daß sie sich auf der Flucht befanden und wirklich in großen Schwierigkeiten steckten.
    Er hätte ihnen gern geholfen, und die Vorstellung, daß die zarte Señora Montoya auf engstem Raum mit all dem Pöbel würde zusammen leben müssen, behagte ihm gar nicht. Aber die bestehenden Regeln mußten nun einmal eingehalten werden, obwohl sich viele Kapitäne nicht daran hielten. Wäre der Kapitän der Santa Cruz einer von ihnen gewesen, hätte er das Geld angenommen, das Basilio ihm zahlen konnte, und ihn und seine Frau dann, sobald sie auf offener See angekommen wären, ins Zwischendeck geworfen. Aber der Kapitän der Santa Cruz war ein ehrlicher Mann. Wenn er der Besitzer des Schiffes gewesen wäre, hätte er sich gern über die Regeln hinweggesetzt. Aber er war nun einmal nur einer der vielen Kapitäne von Don Timoteo Yerbabuena, Conde de Fuente. Und er wollte seinen Posten nicht verlieren.
    »Ich flehe Sie an, Señor«, sagte Francisca und bedauerte stark, daß sie für das Fest bei der Condesa de Hervás nur ihren einfachsten Schmuck angelegt hatte. »Ich – ich gebe ihnen meine Perlenkette, damit wir in der ersten Klasse reisen können.«
    Sie deutete auf die einreihige Kette und auf die Perlen in
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