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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft
Autoren: Ma2
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nachließ.
    Salvador beobachtete seine Frau, wie sie mit zusammengebissenen Zähnen eine weitere Schmerzattacke überwand.
    »Schreien Sie, Señora. Schreien Sie, das erleichtert«, riet El Lobo.
    Aber Aurora schrie nicht. Statt dessen kniff sie die Augen zusammen und taumelte weiter.
    Ob ich so mutig wäre bei all dem, was sie erleiden muß? fragte sich Salvador insgeheim. Ich glaube nicht. O lieber Gott, laß sie nicht sterben. Bitte, laß sie nicht sterben. Sie hat so viel durchgemacht …
    Aurora war froh, als Storm endlich kam, denn El Lobos Frau hatte etwas so Lebendiges und Unerschütterliches an sich, daß Aurora das Gefühl hatte, durch ihre bloße Anwesenheit stärker zu werden.
    »Ich glaube, Sie sollten sich jetzt hinlegen«, sagte Storm.
    »Sí. « Aurora nickte müde, benommen vor Schmerzen und Erschöpfung.
    »Dann gehen Sie zu Bett, weil es, wenn ich mich nicht irre, bald soweit ist. Nicolas! Wo ist der Junge?«
    »Hier, Señora.«
    »Ah, gut. Du hast heißes Wasser und die sauberen Tücher. Lobo, du weißt, was zu tun ist«, bemerkte Storm, während ihr Mann begann, das Messer zu sterilisieren, mit dem er die Nabelschnur durchtrennen würde. Sie drehte sich zu Aurora um. »Jetzt, Señora. Pressen. Pressen!«
    Aurora konnte ihre Schreie nicht länger zurückhalten.
    Kurz darauf kam der Kopf des Babys zum Vorschein, von einem Flaum schwarzen Haares bedeckt.
    »Noch mal, Señora. Pressen!« sagte Storm und rief: »Aguila, komm her!«
    Der Visconde tat, was Storm ihm anordnete, kniete vor seiner Frau nieder und streckte die Hände aus, um das Baby fassen zu können. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, verstand Aurora, was er tat; und eine nie zuvor entdeckte Freude durchströmte sie.
    »Was ist es, Salvador?« fragte sie schwach, als sie endlich spürte, wie der nasse Körper des Babys aus ihr glitt. »Ein Junge oder ein Mädchen?«
    »Ein Junge, querida. Wir haben einen strammen, gesunden Sohn«, antwortete er mit einem von Glück und Liebe erfüllten Lächeln. Er legte den Säugling auf die Brust seiner Frau.
    Aurora drückte ihren Sohn an sich, mit ihren Händen zeichnete sie vorsichtig seine Konturen nach und zählte seine Finger und Zehen, um sicher zu sein, daß er alles hatte, was er brauchte.
    »Esteban«, sagte sie. »Wir sollten ihn Esteban nennen, wie deinen Vater, Salvador.«
    Der Visconde atmete tief durch. Woher wußte sie, daß er sich immer gewünscht hatte, seinen Sohn nach seinem Vater zu benennen, den er nie gesehen hatte?
    »Querida« ,flüsterte er, brach jedoch ab, als Aurora plötzlich nach Luft schnappte und sich ihr Gesicht verzerrte. »Was ist los? Was fehlt dir?« schrie Salvador.
    Alle starrten Aurora an. Nachdem alles so gut verlaufen war, verstanden sie nicht, was mit ihr los war. Dann plötzlich lächelte El Lobo.
    »Zwillinge!« rief er aus. »Da kommt noch eins.«
    Einige Augenblicke später erschien ein weiterer kleiner Kopf. Diesmal war es ein Mädchen.
    »Gitana, wie deine Großmutter«, schlug Salvador vor, als er auch das zweite Baby in Auroras Arm legte.
    Darauf stiegen Tränen in ihre saphirblauen Augen. Wie schön von Salvador, sich an ihre tiefe Zuneigung zu ihrer abuela zu erinnern.
    »Wie sehr ich dich liebe, mi corazón« ,murmelte sie. »Doch jetzt« – sie gähnte – »würde ich mich gern ein wenig ausruhen.«
    Bevor der Visconde noch etwas sagen konnte, war seine Frau eingeschlafen.
    »Wird sie wieder auf die Beine kommen?« fragte er beunruhigt und ängstlich.
    »Natürlich.« Storm lächelte, als sie die Zwillinge vorsichtig aus Auroras Arm nahm und damit begann, sie zu baden und in Tücher zu wickeln. »Sie ist einfach nur erschöpft, das arme Ding. Ihre Entführung, der Sturz vom Dach, die Geburt, das war alles ein harter Kampf für sie. Aber sie ist stark. Deine Aurora. Sie braucht Zeit, um sich zu erholen und alles zu vergessen, aber sie wird es überleben, das verspreche ich dir.«
    »Hoffentlich hast du recht«, entgegnete der Visconde besorgt, »denn wenn ich Aurora verliere, habe ich nichts auf dieser Welt.«

40. KAPITEL
Esplendor, Peru, 1852
    Das große Haus, das Don Santiago Roque y Aviles vor so vielen Jahrhunderten für seine geliebte Doña Arabela gebaut hatte, war weitgehend wiederhergestellt. Es fehlte nur noch die große, schwere Glocke aus purem Gold, und diese wollten Salvador und Aurora bei Sonnenaufgang in der Kuppel aufhängen.
    Sie dachten, das sei eine passende Stunde, da mit Auroras Genesung die langen, dunklen Nächte der
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