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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft
Autoren: Ma2
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Verzweiflung hinter ihnen lagen; und ein neuer Tag, ein neuer Anfang zeigte sich als Silberstreif am Horizont.
    Irgendwo in Mexiko, auf einer Farm mit dem Namen Fin Terre – das Ende des Landes – brachten Storm und El Lobo ihren Sohn Chance zu Bett.
    Mario Nuñes und sein Freund Bernardo – nun stolze Partner in ihrer eigenen Handelsgesellschaft, die Salvador ihnen aus Dankbarkeit gekauft hatte – paddelten über den wilden Amazonas. In ihrem Kanu transportierten sie die Montalbáns und die Yerbabuenas zum langersehnten Wiedersehen mit ihren Kindern.
    Ein Stück weit entfernt standen Lupe und Jim Rawlings auf der Veranda und ließen ihre Blicke über die Plantage schweifen.
    Auf dem Rasen brachte Nicolas Bribon ein neues Kunststück bei.
    Im Obergeschoß schliefen der kleine Esteban und Gitana in dem neu eingerichteten Kinderzimmer in ihren Wiegen.
    Auf dem Speicher putzten Salvador und Aurora geduldig die Glocke, um sie für den kommenden Tag vorzubereiten.
    »Mein Liebster«, begann die junge Frau leise, »kommt es dir nicht auch so vor, als ob wir hierher gehörten, hier nach Esplendor, als ob wir von je her hier gelebt hätten?«
    »Sí« ,antwortete Salvador. »Nun mehr denn je, seit wir zurückgekommen sind, fühle ich, daß es so ist. Einmal, querida, sagtest du, daß du an Wiedergeburt glaubst. Hältst du es für möglich, daß wir uns vor langer Zeit als Don Santiago und Doña Arabela geliebt haben? Daß unsere Liebe so stark war, daß sie unseren Tod überdauert hat, damit wir nun, in dem Leben, das wir jetzt kennen, unser Schicksal erfüllen?«
    »Sí« ,entgegnete Aurora mit glänzenden Augen. »In meinem Herzen fühle ich, daß ich eins bin mit Arabela. Oh, schau mal, Salvador. Was ist das? Es fühlt sich an wie eine Art eingravierter Inschrift …«
    »Laß sehen«, sagte der Visconde und hielt die Öllampe näher an die Glocke heran. »Sí, es ist eine Inschrift.«
    »Was steht da?«
    »Ich weiß es nicht. Gib mir deinen Lappen, daß ich etwas von dem Schmutz wegpolieren kann. Ah ja.« Still las Salvador die auf der Glocke eingravierten Worte. Plötzlich, immer noch ungläubig, drehte er sich seiner Frau zu. »O Aurora«, murmelte er. Seine Stimme zitterte vor Aufregung. »Wir haben den vergrabenen Schatz von Esplendor entdeckt.«
    »Was?« fragte sie atemlos.
    »Sí, er war all die Zeit hier. Hör zu!« Ruhig begann der Visconde zu zitieren: »Die Liebe ist der größte Schatz auf Erden, größer als Gold und Ruhm: Reichtum wird rasch verbraucht, und Ruhm vergeht. Einzig die Liebe ist von Dauer. Das war Don Santiagos Glück – seine Liebe zu Doña Arabela.«
    Bei Sonnenaufgang hievten sie die Glocke auf ihren angestammten Platz in der Kuppel.
    Ja, dachte Aurora, meine Liebe zu Salvador wird alles überdauern, seine Liebe zu mir auch. Ich bin wirklich die glücklichste Frau auf dieser Welt.
    Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont. Ihre Strahlen überfluteten den tiefblauen Himmel und brachten die goldene Glocke zum Glänzen. Gold?
    Aurora blinzelte einmal und noch einmal. Das Licht wurde heller und heller und erfüllte ihre dunkle Welt mit seiner Leuchtkraft.
    Mein Augenlicht kommt zurück, jubelte es in ihrem Inneren. Nach all dieser Zeit kann ich wieder sehen! Sie wandte sich ihrem Mann zu. Zum ersten Mal seit ihrem Unfall sah sie in sein schönes Gesicht, das von Liebe zu ihr erfüllt war. Ich will es ihm noch nicht sagen, dachte sie, noch nicht, nicht bevor ich mir ganz sicher bin!
    Während er Aurora zärtlich anlächelte, nahm er ihre Hand in seine, und sie läuteten gemeinsam die Glocke, deren fröhlicher Klang freudig über den Dschungel schallte, ein Lied von nie endender Liebe, süß und zugleich stark und klar.
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